BGM-Special: Einleitung

Gesundheitsagenda 2020

2013 hat der Bundesrat seine Gesundheitspolitik neu ausgerichtet und die Strategie Gesundheit 2020 verabschiedet. Pascal Strupler, Direktor des Bundesamts für Gesundheit (BAG), nimmt Stellung zu den Gesundheitsprioritäten des Bundes und zur Einbettung des Betrieblichen Gesundheitsmanagements in der Bundesstrategie.

Herr Strupler, wie könnte man die Gesundheitspolitik des BAG umschreiben?

Pascal Strupler: Der Bund und die Kantone haben dafür zu sorgen, dass die Menschen in unserem Land gesund leben können. Dabei verfolgt der Bund eine umfassende Gesundheitspolitik, welche die Tatsache berücksichtigt, dass der Gesundheitszustand der Schweizerischen Bevölkerung nur zum Teil von der medizinischen Versorgung abhängt. Wichtiger als diese sind aber die Lebens- und Arbeitsbedingungen, eine wenig belastete Umwelt, die Versorgung mit gesunden Lebensmitteln oder eine ausreichende Bildung. Viele Entscheide in anderen Politikbereichen, etwa in der Bildungs-, Sozial-, Arbeitsmarkt- oder Umweltpolitik, haben in unserem Land damit direkte oder indirekte Auswirkungen auf die Gesundheit der Menschen. Unsere Aufgabe ist es deshalb, die Verantwortlichen anderer Politikbereiche für diese Zusammenhänge zu sensibilisieren und gemeinsam nach gesundheitsfördernden Lösungen zu suchen. Wir tun dies mittels direkter Kontakte, im Rahmen gemeinsamer Projekte, aber auch bei der Erarbeitung neuer Gesetze.

2013 hat der Bund die Gesundheitsstrategie 2020 verabschiedet. Was ist darunter zu verstehen?

Dahinter steht die Gesamtstrategie Gesundheit des Bundes. Sie dient als Landkarte zum Gesundheitssystem der Zukunft. Bei der Umsetzung der Strategie setzt der Bundesrat jedes Jahr neue Prioritäten: Für 2015 sollen vier Botschaften, drei Teilstrategien und drei Berichte zuhanden des Parlaments verabschiedet werden. Dabei nimmt die Prävention eine zentrale Rolle ein.

Wo steht die Schweiz bei der Umsetzung dieser Strategie?

Viele Projekte sind in der Umsetzung, andere in Erarbeitung, einige aber auch erst geplant. Die Stärke der Gesamtstrategie 2020 ist, dass sie auf vielen Ebenen ansetzt. Entscheidend ist aber sicher, dass wir die Koordination in der Gesundheitsversorgung verbessern und die Effizienz bei der Erbringung der Gesundheitsdienstleistungen erhöhen. Nur so wird es gelingen, das vom medizinischen Fortschritt und der demografischen Entwicklung getriebene Kostenwachstum zu dämpfen. Wir gehen davon aus, dass im Gesundheitswesen ein Kosteneinsparungspotenzial von etwa 20 Prozent besteht, denn heute werden noch zu viele unnötige, nicht wirksame Eingriffe und Behandlungen vorgenommen.

Wie ist Gesundheitsförderung Schweiz in die Gesundheitsstrategie 2020 eingebettet?

Die Stiftung Gesundheitsförderung Schweiz wirkt in zwei zentralen Projekten mit: bei der Erarbeitung einer nationalen Präventionsstrategie von nichtübertragbaren Krankheiten sowie bei der Schaffung von Präventions- und Früherkennungsmassnahmen von psychischen Erkrankungen. Ausserdem ist Gesundheitsförderung Schweiz seit vielen Jahren unsere Partnerin in der Umsetzung des nationalen Programms «Ernährung und Bewegung.»

Und welche Rolle spielt das Betriebliche Gesundheitsmanagement in dieser Strategie?

Es ist ganz einfach: Wenn man nicht-übertragbare Krankheiten wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen verhindern möchte, muss man das Arbeitsumfeld mit einbeziehen. Für die Unternehmen sollten die Verbesserung der Arbeitsproduktivität und die Kostenkontrolle schon genügend Anreiz sein, um ein Betriebliches Gesundheitsmanagement einzuführen. Auf volkswirtschaftlicher Ebene beeinflusst das Verhalten der Unternehmen in der Gesamtheit aber auch die Entwicklung der öffentlichen Gesundheitsausgaben. BGM nützt also nicht nur den Arbeitgebern und den Arbeitnehmern, sondern dämpft auch die öffentlichen Gesundheitskosten.

Welche Bedeutung wird das Betriebliche Gesundheitsmanagement in zehn Jahren haben?

Die arbeitende Bevölkerung verbringt heute durchschnittlich 60 Prozent der Tageszeit bei der Arbeit. Vielfach in sitzender Position, was dazu geführt hat, dass der Bewegungsmangel schon heute mehr als die Hälfte der Leistungseinbussen und Anfälligkeiten für Krankheiten verursacht. Durch den Globalisierungsdruck steigen die Leistungsanforderungen an die Mitarbeitenden und die Wirtschaftftsführer noch weiter. Dieser zunehmende Druck verursacht oft starken Stress und begünstigt psychische Erkrankungen. Um diese Belastungen besser zu meistern, ist das Betriebliche Gesundheitsmanagement ein wichtiges Tool, mit dem sichergestellt wird, dass der Arbeitsplatz ein Ort der Gesundheit ist und nicht zur Quelle von Krankheit wird. Betriebliches Gesundheitsmanagement gehört deshalb in den nächsten fünf bis zehn Jahren auf die Tagesordnung jedes CEO.

Zur Person

Pascal Strupler ist seit 2010 Direktor des Bundesamts für Gesundheit (BAG), das dem Eidgenössischen Departement des Innern (EDI) unterstellt ist. In seiner Funktion verantwortet Pascal Strupler auch die Umsetzung wichtiger Gesundheitsreformen.

 

Kommentieren 0 Kommentare HR Cosmos

Chefredaktorin, HR Today. cp@hrtoday.ch

Weitere Artikel von Corinne Päper

Das könnte Sie auch interessieren