HR Today Nr. 12/2020: Fokus Forschung

Gleich und gleich gesellt sich gern

Homophilie, die Tendenz mit ähnlichen Menschen zu interagieren, liegt menschlichen Beziehungen zugrunde. Forschende der Universität Kalifornien und der Microsoft-Workplace-Intelligence haben sich in einer Studie diesem Phänomen angenommen.

Homophilie, die Tendenz mit ähnlichen Menschen zu interagieren, liegt menschlichen Beziehungen zugrunde. Forschende der Universität Kalifornien und der Microsoft-Workplace-Intelligence haben sich in einer Studie diesem Phänomen angenommen.

Soziale Homophilie zeigt die Tendenz von Individuen, andere Menschen zu mögen und mit ihnen zu interagieren, wenn ihnen diese ähnlich sind. Dies im Sinne von gemeinsamen Attributen wie Alter, Geschlecht, ethnischer Zugehörigkeit oder ähnlichen Werten, Haltungen und Überzeugungen. Zwei Mechanismen, die der Homophilie zugrunde liegen, sind:

  • die Gelegenheitsstruktur (Verfügbarkeit von ähnlichen Individuen in einem gegeben sozialen Kontext) und
  • individuelle Präferenzen.

Das Forschungsteam Lawrence und Shah hat die Literatur zum Thema «Homophilie» von 1954 bis 2018 untersucht und dabei zwischen

  • den theoretischen Definitionen (studienspezifische Beschreibung der Homophilie als soziales Phänomen) und
  • den empirischen Messungen (Daten und Verfahren, die Wissenschaftler zur Messung von Homophilie verwenden,

unterschieden und auf dieser Basis eine Typologie erstellt.

Dabei zeigte sich, dass die meisten Definitionen von Homophilie drei Komponenten enthalten:

  • Tendenz: Eine Interaktion zwischen ähnlichen Personen tritt häufiger auf, als zwischen unähnlichen Personen.
  • Assoziation: eine Verbindung oder ein Kontakt zwischen zwei Personen.
  • Ähnlichkeit: Individuen sind sich in dem Masse ähnlich, wie sie ein Merkmal oder eine Eigenschaft gemeinsam haben.

Wie sich die Gesamtähnlichkeit von Angehörigen einer Organisation erhöht, beschreibt das ASA-Modell von Schneider (1987): Demnach wählen Menschen Unternehmen aufgrund von kompatiblen Werten aus (attraction – Anziehung), werden aufgrund von Werten, die mit der Kultur der Organisation übereinstimmen, ausgewählt (selection – Auswahl) und kündigen oder werden zur Kündigung gedrängt, wenn ihre Werte nicht den Unternehmenswerten entsprechen (attrition – Zermürbung).

Homophilie spielt eine wichtige Rolle bei der Entwicklung von Netzwerken in Unternehmen. Aufgrund der geringen Hetero­genität besteht in diesen allerdings die Gefahr, dass die ausgetauschten Informationen limitierter und wenig innovativ sind.

Homophilie kann für Arbeitgebende von Vorteil sein, um beispielsweise Talente zu binden, die ähnliche Werte wie das Unternehmen vertreten. Andererseits läuft der Arbeitgebende bei zu viel Homophilie auch Gefahr, dass eine Gruppe von Gleichgesinnten entsteht, die wenig innovativ ist und Gefahren daher nicht mehr erkennt.

Quelle: Lawrence, B. S., & Shah, N. P. (2020). ­Homophily: Measures and Meaning. Academy of Management Annals, 14(2), 513–597. https://doi.org/10.5465/annals.2018.0147

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Naemi Jacob ist Wissenschaftliche ­Assistentin und Doktorandin am ­Center for Human Resource ­Management der Universität Luzern.

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