HR Today Nr. 11/2020: Fokus Forschung

Stäbe gegen die Pandemie

Viele Firmen und Behörden setzten diesen Frühling Task Forces, Arbeitsgruppen oder Krisenstäbe ein, um auf die Folgen von ­Covid-19 zu reagieren. Meist temporäre Teams mit HR-­Fach­personen ohne medizinische Ausbildung und vertiefte Kenntnisse im Krisenmanagement. Ein Forschungsteam der Univer­sität Luzern hat Daten gesammelt, um die Wirksamkeit dieser Teams zu untersuchen.

Der plötzliche Ausbruch von Covid-19 hat Regierungen, Firmen und Gesellschaften empfindlich getroffen. Die meisten Organisationen begegneten dieser Situation, indem sie temporäre Teams bildeten, häufig «Task Forces» oder «Arbeitsgruppen», die für die Führung Entscheide vorbereiteten, diese umsetzten und überwachten.

Zwei Forschende des Centers für Human Resources Management der Universität Luzern haben diesen Frühling 701 Personen aus sechs Kontinenten, diversen Branchen und verschiedenen Führungsstufen befragt, was den Erfolg dieser Task Forces ausmacht. Insbesondere ging es um deren Wirksamkeit, vor allem um die Geschwindigkeit der Entscheidungsfindung. Die Auswertung von 396 Beobachtungen brachte folgende Erkenntnisse:

  • Eine gute Zusammenarbeit und eine klare Aufgabenverteilung sind wichtig. Noch wichtiger sind aber die individuellen Kompetenzen der Teammitglieder.
  • Wenn die individuellen Kompetenzen wichtiger sind als Strukturen und Prozesse, stellt sich die Frage, warum Strukturen und Prozesse häufig im Zentrum des Krisenmanagements stehen.
  • Zwischen guten Teams und wirkungsvollen Vorgesetzten besteht ein Zusammenhang. Das heisst, dass sich kompetente Personen ihre Vorgesetzten oft «aussuchen» und sich in Betrieben engagieren, wo sie sich entfalten können.

Für die Praxis lässt sich folgern:

  • Die Auswahl der Mitglieder einer Task Force ist nicht nur der erste, sondern wahrscheinlich auch der wichtigste Schritt bei der Bewältigung einer ausserordentlichen Situation.
  • Für die Vorbereitung auf Krisen und Ereignisse ist das «Üben» zentral. Kompetenzen der vorgesehenen Task-Force-Mitglieder aufzubauen, ist wichtiger, als Organigramme und Prozesse zu zeichnen, weil kompetente Personen auch in unklaren oder wirren Strukturen eine Wirkung erzielen.
  • Die Bewältigung der momentanen Lage ist eine Herausforderung. Gerade deshalb dürfen in den kommenden Monaten, beim nächsten Ereignis und allen anderen Risiken und Gelegenheiten die Ausbildung und Förderung des Personals nicht vernachlässigt werden.

Quelle:

Wegmann, R. M., & Schärrer, L. (2020). ­Outpacing the pandemic? A factorial survey on ­decision speed of COVID-19 task forces. Journal of Organizational Effectiveness: People and ­Performance.

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Prof. Dr. Bruno Staffelbach ist Ordinarius für Betriebswirtschaftslehre und Direktor des Centers für HRM an der Universität Luzern.

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