HR Today Nr. 7&8/2020: Fokus Forschung

Resilienz von virtuellen Teams

Die ausserordentliche Lage verlagert die Zusammenarbeit vieler Teams in den virtuellen Raum. Auch dort passieren Fehler, es gibt Rückschläge und Konflikte. Doch welche Mechanismen helfen virtuellen Teams, Schwierigkeiten gut zu meistern?

Wie virtuelle Teams Rückschläge und ­Konflikte überwinden, untersuchten die Wirtschaftswissenschaftler William ­Degbey von der Universität Turku in Finnland und Katja Einola von der Lund Universität in Schweden erstmals in einer Studie. Aus der Psychologie stammend, bezieht sich das Wort «Resilienz» auf die psychische ­Widerstandsfähigkeit eines Individuums. Mit wachsendem Interesse der Organisationsforschung am Thema wird die Erforschung der Resilienz einzelner Individuen jedoch zunehmend auch auf Gruppen angewandt. Dabei wird Teamresilienz als die Fähigkeit einer Gruppe definiert, sich von Fehlern, Rückschlägen, Konflikten oder anderen Bedrohungen zu erholen.

Um festzustellen, wie Teams resilienter werden, beobachteten die Wissenschaftler ­Degbey und Einola fünf virtuelle Projektteams während drei Monaten und analysierten, wie diese gemeinsam eine vorgegebene ­Managementaufgabe meisterten. Um Informationen über die Resilienzentwicklung innerhalb der virtuellen Teams zu erhalten, erhoben sie umfangreiche qualitative ­Daten wie Videosequenzen aus Teamsitzungen, Tagebucheinträge einzelner Teammitglieder und persönliche Interviews nach Abschluss der Projekte. Die Ergebnisse zeigen, dass erfolgreiche virtuelle Teams spezifische Reflexions- und Aktionsmechanismen entwickelten, die ihre Resilienz förderten. Die Forscher unterschieden zwischen:

  1. Regulieren der Emotionen (z. B. sich loslösen von negativen Emotionen gegenüber anderen Teammitgliedern, eine konstruktive, persönliche Aussprache suchen)
  2. Einbezug des gesamten Teams (z. B. Flexibilität und Anpassungen an besondere Bedürfnisse einzelner Mitglieder, frühzeitiges Festlegen der «Spielregeln»)
  3. Selbstreflexive Praktiken (z. B. Zurücknehmen der eigenen Person, um passiven oder schüchternen Teammitgliedern ebenfalls Raum zu geben; Brücken zwischen älteren und jüngeren Teammitgliedern bilden).

Momentan sind viele Teams dabei, neue Wege der Zusammenarbeit im virtuellen Raum zu finden. Diese Forschungserkenntnisse können Führungskräften und Teammitgliedern helfen, ihre Teamresilienz zu stärken. Das verbessert nicht nur die Leis­tung eines virtuellen Teams, sondern fördert auch das Wohlbefinden der einzelnen Teammitglieder.

Quelle: Degbey, W. Y. & Einola, K. (2020). Resilience in Virtual Teams: Developing the Capacity to Bounce Back. Applied Psychology.

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Dr. Anja Feierabend 
ist Dozentin am Center für Human Resources Management (CEHRM) der Universität Luzern und Mitgründerin des Start-ups «HR ConScience».

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