Grassroots
Aus der Verhaltensökonomie wissen wir, dass Minderheiten erst ab einem Anteil von 30 bis 40 Prozent etwas verändern und bewegen können. Eine ist also keine, findet Patrizia Laeri. Und führt aus, weshalb für die wenigen Frauen eine Führungsposition dem ewigen Kampf gegen Windmühlen Don Quichottes gleichkommt.
Mini-Serie: Gender Diversity. (Bild: HR Today/iStock)
«Führungsfrauen leisten einen ständigen Mehr- und Kraftaufwand», sagt Wirtschaftsjournalistin und Medienfrau Patrizia Laeri. «Es ist also wichtig, dass wir konsequent die magische Grenze von 30 Prozent durchbrechen: Dann werden Frauen auch länger an der Spitze verweilen.» Die Losung sei klar: Frauen nicht fördern, sondern befördern. Der internationale Vergleich zeige, dass Frauenquoten ein wirksames Mittel dazu seien. Noch schneller weiblicher würden Führungsriegen, wenn der Frauenanteil und Diversity von Teams bonusrelevant wären. «Shared Leadership Modelle helfen ebenfalls, Führungspositionen für Frauen attraktiv zu machen.»
Neben neuem Denken in Organisationen, wie sich der Anteil von Frauen in Schlüsselpositionen anheben lässt, erkennen wir aus diesem Statement, dass der Weg zu einem wirksamen Anteil für jene Frauen steinig werden wird, die ihn vorangehen. Und wie wir sehen, führen Krisen schnell dazu, dass sich Errungenschaften sang- und klanglos in Luft auflösen. Katharina Krentz, NewWork Expertin und die Frau, die Working Out Loud durch ihr Engagement bei Bosch im deutschsprachigen Raum und weltweit bekannt und erfolgreich gemacht hat, sah zu Beginn der Corona-Pandemie, dass auch hier Frauen wieder zu den Verliererinnen gehören werden. In der Regel hatten sie neben Homeoffice (und Homekeeping) auch noch das allseits beliebte Homeschooling zu stemmen – selbst, wenn beide Ehepartner zuhause arbeiteten – und mussten daher häufig beruflich zurückstecken.
WOL #FrauenStärken
Mit vier Bekannten stellte Krentz in kürzester Zeit ein Programm auf die Beine, in dem es darum gehen sollte, Frauen zu stärken und weibliche Stärken zu stärken. Dabei handelt es sich um ein Programm, in dem es darum gehen sollte, dass Frauen selbst die Regie übernehmen und sich gegenseitig dabei unterstützen, sich und ihre Expertise evident zu machen. Weit über 3000 Frauen (und 70 Männer!) sind der Einladung gefolgt. Sie haben von Vorbildern lernen können, die bereits erfolgreich gut vernetzt und sichtbar sind, ohne sich dabei verdrehen, oder gar vermännlichen zu müssen. Sie konnten gemeinsam herausfinden und auch voneinander erwerben, was sie tun können, um selbstwirksam(er), sichtbar(er) und damit in einer digital vernetzten Welt erfolgreich(er) zu werden – und dabei neben individuellen Möglichkeiten und einem stärkenden Netzwerk ebenfalls einiges an verhaltensökonomisch notwendiger Resilienz entwickeln.
Auf diesem Weg könnten Frauen eine neue Selbstverständlichkeit entwickeln, mit der sich den Machern der aktuellen organisationalen Spielregeln entgegentreten lässt. Denn abgesehen davon, dass wir Männer vieles erkennen und uns abgewöhnen müssen, wird es uns sicher sehr helfen, starke und selbstbewusste Verhandlungspartnerinnen zu bekommen, die ihre weiblichen Qualitäten bewusst nutzen und mit denen wir den gemeinsamen Weg zu einer gleichberechtigten Beziehung in Wirtschaft und Gesellschaft entwickeln können.
Nun folgt ein kurzer Werbeblock: Wenn Sie – Frau oder Mann – Appetit auf das erwähnte Working-Out-Loud-#FrauenStärken-Programm bekommen haben, so können Sie sich hier für die zweite Auflage #WOLume2 anmelden. Ich bin einer der 70 männlichen Mitmacher aus der ersten Runde und möchte die Teilnahme sehr empfehlen.