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Haben Jobbörsen ausgedient?

Passende Bewerbungen zu erhalten, wird immer schwieriger, dabei lassen sich potenzielle Kandidaten durch viel mehr Möglichkeiten erreichen als früher. Dennoch zählen Jobbörsen immer noch zum Standardrepertoire von Personalern.

Ganz ohne Online-Jobbörsen geht es beim Kampf um die Talente noch nicht, denn sie bleiben für viele Jobsuchende erste Anlaufstelle. Firmen, die wenig Traffic auf ihre Karriereseiten erhalten, nutzen diese «virtuelle Pinnwand» zudem häufig aufgrund ihrer Reichweite. Die Chance, eine passende Bewerbung zu erhalten, bleibt ohne zusätzliche Massnahmen allerdings gering. Denn: Jobbörsen werden ausschliesslich von aktiv Suchenden genutzt. Diese machen tatsächlich nur einen Bruchteil des Arbeitsmarkts aus, denn der Grossteil wäre zwar wechselwillig, befindet sich aber in einem festen Arbeitsverhältnis. Diese viel interessantere Zielgruppe ist somit nur mit Direktansprache über vielfältige Kanäle zu erreichen. Auch Jobbörsen haben das Problem erkannt und ergänzen ihren Stellenanzeigen-Service um weitere Recruiting-Services.

Die Zukunft des Recruitings

Wenn Jobbörsen also nicht mehr die einzige Lösung sind, was dann? Wie erreichen HR-Fachleute ihre Wunschkandidatinnen und -kandidaten? Drei Erkenntnisse:

1. Was wirklich zählt, steht in keiner Stellenanzeige

Bewerbende machen die Jobauswahl nicht mehr nur von Faktoren wie Gehalt, Arbeitsausstattung oder Prestige des Unternehmens abhängig. Vielmehr legen sie Wert auf individuelle Entwicklungsmöglichkeiten, Arbeitgeberbewertung oder auch die Unternehmenskultur. Portale wie «Recunited» gehen bereits neue Wege und matchen Teams und Bewerbende auf Basis ihrer persönlichen Werte.

2. Wechselwillige werden fauler

Fachkräfte haben erkannt, dass es meist keine aufwendigen Bewerbungsmappen braucht. Es reicht, in beruflichen Netzwerken auf «Offen für Neues» zu klicken – schon finden sie eine freundlich formulierte Recruiter-Nachricht im Postfach. Diese persönliche Direktansprache ist für HR-Fachkräfte ­äusserst aufwendig, lohnt sich aber. Dienstleistende wie «Searchtalent» übernehmen das Active Sourcing und sparen Unternehmen so Zeit und Geld.

3. Mitarbeiterbindung ist das A und O

Die beste Lösung ist, Mitarbeitende glücklich zu machen und Stellen so nicht neu besetzen zu müssen. Naheliegende Lockangebote sind eine Gehaltserhöhung oder die Aussicht auf einen beruflichen Aufstieg. Geld allein ist allerdings nicht immer der Schlüssel. «Emplu» ermöglicht es Arbeitgebenden schon jetzt, Mitarbeitenden auf sie abgestimmte Benefit-Pakete anzubieten.

Fazit

Unternehmen müssen ihre HR-Prozesse innovativ gestalten und bei der Talentsuche proaktiv werden. Jobbörsen als ­einziges Mittel haben ausgedient und entwickeln sich zu ­komplexeren Recruiting-Dienstleistenden, die versuchen, mit konkurrierenden Personaldienstleistenden mitzuziehen. Aber ob sie das gleiche Level an Agilität, Persönlichkeit und Spezifikation jemals erreichen können, bleibt anzuzweifeln.

HR TECH CLUB – MEET THE FUTURE

Der nächste Event findet am HR FESTIVAL europe – 31. Mai & 1. Juni 2022 – statt. hrtechclub.ch

 

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Benjamin Visser ist seit über 20 Jahren in der Recruiting-Welt ­unterwegs und Gründer von allygatr, einem HR-Tech-Investor. ­Gemeinsam mit ­seinem Team baut er digitale Start-ups auf und ­etabliert sie am Markt.

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