Interim-Management – aus der Sicht von Führungskräften
Inwiefern ist Interim-Management als anerkannte Methode zur Lösung von Managementaufgaben in unserer Wirtschaft verankert? Wann und wofür werden Interim-Manager eingesetzt? Und wie sieht die Entwicklung dieser Arbeitsform für die Zukunft aus? Einblick in einen länderspezifischen Vergleich.
Interim-Manager: Manager auf Zeit, aber mehr als eine Überbrückung zwischen zwei Festanstellungen. (Bild: 123RF)
Der Interim-Management Provider aim ad interim management ag hat die oben genannten Fragen in einer Umfrage bei Schweizer Führungskräften überprüft. Gleichzeitig hat die tmg transition management group, eine Vereinigung von europäischen Interim-Management-Providern, dieselbe Umfrage in weiteren europäischen Ländern durchgeführt. Dabei zeigen sich länderspezifische Unterschiede.
Anerkannte Methode
78 Prozent der befragten Führungskräfte geben an, mit Interim-Management vertraut zu sein. Angewendet haben es davon bisher 66 Prozent. Die Schweiz ist hier den meisten europäischen Ländern voraus. Woher kommen nun diese Manager auf Zeit? Die drei wichtigsten Quellen sind Interim-Management-Provider, persönliche Beziehungen und Empfehlungen von Geschäftspartnern. Bei der Zufriedenheit mit der Leistung der eingesetzten Kräfte zeigt sich ein durchzogenes Bild. Dass 34 Prozent mit der Leistung nicht oder gar nicht zufrieden waren, lässt aufhorchen. Eine Detailanalyse zeigt auf, dass die Unzufriedenheit bei Kandidaten aus dem persönlichen Umfeld oder aus Empfehlungen markant höher ist als bei professionell durch Provider vermittelten Spezialisten. Das deckt sich mit unseren eigenen Beobachtungen. Viele Stellensuchende bezeichnen sich heute als Interim-Manager und werden im Kreis von Freunden und Bekannten mit Aufgaben betraut, für die sie nicht das notwendige Fachwissen mitbringen. Fehlende spezifische Kernkompetenzen sind meistens Ursache von Misserfolgen oder ungenügenden Resultaten. Mandate unter drei Monaten Einsatzdauer werden in der Schweiz praktisch nicht vergeben. 80 Prozent der Mandate dauern zwischen vier Monaten und einem Jahr.
Einsatzgebiete und Bedarfsfelder
Die Einsatzgebiete sind vielfältig und im europäischen Vergleich auch unterschiedlich. Spitzenreiter ist das Projektmanagement: in der Schweiz in 33 Prozent der Fälle, in Europa zu 23 Prozent. Weitere wichtige Einsatzgebiete sind Supply Chain, Finanzen, Einkauf und Beschaffung. Die Geschäftsführung (CEO) hat in der Schweiz mit vier Prozent der Einsätze eine eher untergeordnete Rolle – im Gegensatz zu Europa mit 13 Prozent.
Auf die Frage, in welchen Gebieten in den letzten zwei Jahren Fachwissen und Kapazität gefehlt hat, ist wiederum Projektmanagement der Spitzenreiter. Weitere gewichtige Themen sind die Einführung neuer IT-Systeme, Kostensenkungsprogramme und Supply-Chain-Prozesse. Expansion in neue, internationale Märkte sind in Europa mit 51 Prozent deutlich häufiger genannt worden als in der Schweiz mit 30 Prozent.
Zukunft und Entwicklung
44 Prozent der Befragten in der Schweiz planen im nächsten Jahr einen Interim-Management-Einsatz. Befragte, die keine Interim-Management-Einsätze vorsehen (28 Prozent), geben als Grund die vermeintlich hohen Ansätze an. Weiter spielt die beschränkte Beziehung zwischen Manager und der Firma (19 Prozent) eine wichtige Rolle. Ausserdem werden mangelnde eigene Kenntnisse zum Interim-Management (16 Prozent) und mangelndes Vertrauen (13 Prozent) genannt.
Rund die Hälfte (52 Prozent) aller Befragten würden Interim-Management einem Bekannten empfehlen. Weitere 46 Prozent beantworten diese Frage mit «vielleicht». Betreffend Zukunftseinschätzung sehen 41 Prozent der Umfrageteilnehmer in der Schweiz eine Zunahme des Interim-Managements. 28 Prozent sehen eine Stagnation, während 10 Prozent eher an eine Reduktion des Interim-Managements glauben.
Fazit
- Echtes Interim-Management ist besser als sein Ruf.
- Interim-Management ist mehr als nur temporäre Einsätze zwischen zwei Festanstellungen.
- Die Kosten des Interim-Managers werden mit dem Bruttosalär einer Feststelle verglichen. Richtig wäre die Vollkosten der Kadermitarbeiter oder die Projektkosten zu vergleichen.