HR Today Nr. 5/2022: Fokus Forschung

Jederzeit arbeiten?

Der technologische Wandel macht es möglich. Nebst der Standard-Arbeitszeit, im amerikanischen Sprachgebrauch «9-to-5», können Mitarbeitende abends, nachts, am Wochenende oder an Feiertagen arbeiten. Eine Studie mit verschiedenen Experimenten zeigt, wie diese Flexibilität die Arbeitsmotivation beeinflusst und wann Arbeitnehmende ihrer Arbeit nachgehen.

In ihrer Studie untersuchten Laura M. Giurge (London School of Economics and Political ­Science) und Kaitlin Woolley (Cornell University), wie sich der Zeitpunkt der Arbeit auf die ­intrinsische Motivation von Arbeitnehmenden auswirkt. Sie unterschieden dabei zwischen standmässiger und nicht-standardmässiger Arbeitszeit, wobei sich die Studie bei Letzterem auf Wochenenden und Feiertage beschränkte. In acht Experimenten wurden Vollzeit-Arbeit­nehmende und -Studierende zu ihrer intrinsischen Motivation befragt. Angepasst wurden die ­Studien beim Befragungszeitpunkt sowie der Frage, wie die Studierenden den Tag alternativ ­verbringen würden.

Die Studienergebnisse zeigten, dass die intrin­sische Motivation sinkt, wenn Arbeitnehmende ausserhalb der Standard-Arbeitszeiten am Wochenende oder an Feiertagen arbeiten. Die Forscherinnen hielten deshalb folgende Aus­wirkungen und Empfehlungen fest:

  • Das Verrichten von Arbeitstätigkeiten ausserhalb traditioneller Arbeitszeiten verringert den Wunsch, aus Interesse, Vergnügen und Sinnhaftigkeit (intrinsische Motivation) zu arbeiten.
  • Das Reduzieren von Gedanken, die bessere Alternativen zur Arbeitstätigkeit enthalten, hält die intrinsische Motivation aufrecht.
  • Vorgesetzte sollten Arbeitnehmende schützen, die ausserhalb traditioneller Arbeitszeiten arbeiten. Insbesondere, da meist intrinsisch Motivierte darum gebeten werden. Das kann beispielsweise erfolgen, indem der Austausch zwischen Mitarbeitenden ermöglicht wird, die zu nicht-standardmässigen Arbeitszeiten arbeiten. Zu wissen, dass andere ebenfalls arbeiten, verringert möglicherweise Gedanken an bessere Alternativen und erhält die intrinsische Motivation.

Die Forscherinnen halten aber auch fest, dass die Arbeit ausserhalb traditioneller Arbeitszeiten nicht gefördert werden sollte, da es sich langfristig negativ auf die Produktivität und das Wohlergehen der Arbeitnehmenden auswirken kann. Nicht zu arbeiten ist einfacher zu legitimieren, wenn alle anderen auch frei haben. ­Deshalb ist das Arbeiten zu traditionellen ­Arbeitszeiten zu bevorzugen. bit.ly/Working_during_non-standard_work_time

Neues aus der Forschung

Einflüsse und Auswirkungen der arbeitsbezogenen Nutzung sozialer Medien ausserhalb der Arbeitszeit Cen April Yue (2022) eruierte in einer Studie mit 815 Arbeitnehmenden aus den USA, dass die Trennung von Arbeits- und Familienleben und die Qualität der Beziehung der Arbeitnehmenden zur Organisation beeinflussen, wie soziale Medien nach Feierabend verwendet werden. Arbeitnehmende, die Beruf und Freizeit trennten, nutzten soziale Medien weniger arbeitsbezogen. Deshalb erlebten sie eine höhere mentale Distanz zur Arbeit, was zu weniger Konflikten im Arbeits- und Familienleben führte. Arbeitnehmende, die eine qualitativ gute Beziehung zu ihrer Organisation hatten, nutzten sozialen Medien vermehrt für berufliche Zwecke. Das wiederum verschlechterte deren mentale Distanz zur Arbeit und führte zu vermehrten Konflikten zwischen Arbeits- und Familienleben. Die Studie ergänzt damit bisherige Forschung zur Anwendung von Informations- und Kommunikationstechnologien zur Ausübung von Arbeitsaufgaben um die Komponente der freiwilligen arbeitsbezogene Anwendung von sozialen Medien, das heisst dem Konsumieren,­ Teilen, Liken, Kommentieren und Veröffentlichen von Inhalten sozialer Medien. bit.ly/After-Hour_Work

Quelle: Yue, C. A. (2022). Exploring Employees’ After-Hour Work Communication on Public Social Media: Antecedents and Outcomes. Social Science Computer Review. https://doi.org/10.1177/08944393211055322

Governance and Management of Digitalization (GAMOD) Konferenz in Strassburg

Im November 2022 findet die GAMOD Konferenz, die vom European ­Institute for Advanced Studies in Management (EIASM) durchgeführt wird, zum vierten Mal statt. Das Motto: «The Power of Digitalization in Making the World Smarter and More Sustainable.» Keynote Speaker ist Professor Dr. Julie Pallud. Sie forscht an der EM Strasbourg Business School in den Bereichen IT-bezogenes Verhalten, Reaktionen und Emotionen von IT-Nutzenden, Mensch-Maschinen-Interaktion und Verwendung von Technologien im Bereich des kulturellen Erbes. bit.ly/GAMOD

 

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Delia Meyer ist wissenschaftliche Mitarbeiterin und Doktorandin am Center für Human Resource Management der Universität Luzern.

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