Keine Angst vor der Digitalisierung
Die Digitalisierung durchdringt die Arbeitswelt, verändert Geschäftsmodelle, Arbeitstätigkeiten und Arbeitsformen. Doch wie digital sind die HR-Abteilungen von Unternehmen in der Schweiz? Und wie erlebt die HR-Community die digitale Transformation? Eine Studie hat dies untersucht und die ersten Ergebnisse liegen nun vor.
Je höher der Reifegrad der Unternehmen ist, desto besser bewerten die Befragten die digitale Kompetenz ihres HR.
Die Digitalisierung fordert das HR heraus. Unter anderem, weil es Prozesse digital gestalten, Mitarbeitende mit Aus- und Weiterbildungen auf die digitale Transformation vorbereiten und die Organisationsstrukturen anpassen muss. Wie HR-Fachleute den digitalen Wandel in ihrer täglichen Arbeit erleben und wie sie die Folgen dieser Veränderungen auf HR einschätzen, hat eine Studie der Fachhochschule Nordwestschweiz (FHNW) und HR Today im Frühjahr 2018 untersucht.
Digitalisierung gehört in jede HR-Strategie
Über 1000 Personen, die den Fragebogen ganz oder teilweise ausgefüllt haben, arbeiten für kleine, mittlere und grosse Unternehmen aus den unterschiedlichsten Branchen und Industrien. Bei mehr als der Hälfte dieser Unternehmen ist die digitale Transformation sowohl in der Unternehmensstrategie (58 Prozent) als auch in der HR-Strategie (56 Prozent) verankert. Die Digitalisierung ist in den Unternehmen der befragten Geschäftsführenden, Personalleitenden und HR-Mitarbeitenden jedoch unterschiedlich weit fortgeschritten. So beurteilten jeweils ein Drittel der Befragten den Digitalisierungsreifegrad ihres Unternehmens als hoch, beziehungsweise mittel oder tief, wobei der Reifegrad mit dem digitalen Wandel in der HR-Abteilung korreliert. Unternehmen mit einem hohen Reifegrad haben die Digitalisierung in ihrer HR-Strategie integriert. Sie nutzen Kollaborationsplattformen, Chatbots und Social Media beispielsweise häufiger als Unternehmen mit einem tiefen Reifegrad und haben ihre administrativen Prozesse weitgehend automatisiert. Ausserdem weisen ihre HR-Prozesse weniger analoge und digitale Medienbrüche auf.
Digitalisierung als Chance
Befragte, die in einem Unternehmen mit einem hohen digitalen Reifegrad arbeiten und die Digitalisierung als Chance statt als Bedrohung sehen, sind mit ihren beruflichen Zukunftsaussichten zufriedener. Sie rechnen eher damit, dass ihre Arbeit interessanter wird, interessieren sich für technologische Neuheiten (73 Prozent) und wollen neue IT-Werkzeuge ausprobieren (79 Prozent). Mehr als zwei Drittel der Antwortgebenden erwarten, dass die Anforderungen an die HR-Arbeit steigen werden. 42 Prozent von ihnen gehen zudem davon aus, dass die steigenden Anforderungen die Unterschiede zwischen HR-Mitarbeitenden mit hoher und niedriger Qualifikation vergrössern. Nach ihren Erfahrungen befragt, stellt knapp die Hälfte der Befragten (48 Prozent) heute schon Veränderungen im eigenen Tätigkeitsfeld fest oder geht davon aus, dass sich dieses verändern wird. Nur gerade fünf Prozent empfinden den schnellen technologischen Wandel und damit die digitale Transformation als anstrengend.
Digitale Kompetenz in den HR Abteilungen
Je höher der Reifegrad der Unternehmen ist, desto besser bewerten die Befragten die digitale Kompetenz ihres HR. So gaben 59 Prozent an, dass ihre HR-Mitarbeitenden ihre IT-Systeme sachkundig anwenden würden. Die Befragten glauben, dass ihr HR die für die Digitalisierung nötigen Kompetenzen besitzte. Dazu zählen kritische und reflektierte Arbeitsweisen (66 Prozent), Überblickswissen über HR-Themen (62 Prozent), Interdisziplinarität (59 Prozent) sowie Prozessdenken (54 Prozent). Demgegenüber weist nur eine Minderheit von 17 Prozent im HR die Kompetenz auf, Vorhersagen und Entscheidungen aufgrund von Auswertungen grosser Datenmengen zu treffen.
Digitalisierung steigert die Qualität
Zwei Drittel der Befragten gaben an, dass der digitale Wandel die Qualität der HR-Arbeit und damit ihr Image im Unternehmen verbessert hat. Ausserdem berichten 58 Prozent, dass sie ihre Kosten durch Digitalisierung gesenkt haben. Wurde das Digitalisierungsthema in der HR-Strategie verankert, sind Qualitätssteigerungen und Kostenersparnisse umso wahrscheinlicher.
Über die Studie
Die Fachhochschule Nordwestschweiz (FHNW) und HR Today haben im Frühjahr 2018 Geschäftsführende, Personalleitende und HR-Mitarbeitende gefragt, welche Folgen die Digitalisierung für sie und ihre Arbeit hat. Mehr als 1000 Personen haben den Onlinefragebogen ausgefüllt und knapp 600 haben sämtliche Fragen beantwortet. Die wichtigsten Ergebnisse sind in diesem Artikel zusammengefasst. Im Herbst wird ein ausführlicherer Bericht vorliegen, der einem interessierten Publikum vorgestellt wird.