Nägelkauen: Vor einiger Zeit haben Forscher festgestellt, dass es einen signifikanten Zusammenhang gibt zwischen einem schlechtem Ergebnis bei psychologischen Tests zur Bestimmung des Selbstbewusstseins, sowie Nägelkauen. Menschen, die an ihren Nägeln kauen, kommen zudem bei Angsttests auf eine hohe Punktzahl. Nägelkauen ist damit ein klares Angstsignal. Viele Psychologen interpretieren es auch als Zeichen von Aggression, die unterdrückt und daher gegen sich selbst gerichtet wird.
Achten Sie bei Ihrem Gegenüber auf den Zustand der Fingernägel. Sind sie sichtbar deformiert, können Sie davon ausgehen, dass Sie es mit einem nervösen, ängstlichen Menschen zu tun haben.
Orale Reaktionen: Wenn wir Angst haben, verspüren wir häufig das Bedürfnis, uns etwas in den Mund zu stecken. Fachleute sprechen dabei von „oralen Reaktionen“ und interpretieren dieses Bedürfnis als Versuch, sich die Geborgenheit des Baby- oder Kleinkindalters zurückzuholen, als wir an Daumen oder Mutterbrust saugten.
In unserer Kultur gibt es zwei weit verbreitete Formen, dieses Gefühl des oralen Selbsttrostes herbei zu führen. Kennen Sie sie? Genau: Es ist zum einen das Rauchen, zum anderen das Kaugummikauen:
- Rauchen gilt vor allem bei Jugendlichen als cool, abgeklärt und erwachsen. Tatsächlich aber werden Zigaretten gerne benutzt, um sich an etwas festzuhalten, die Nerven zu beruhigen und die eigene Angst unter Kontrolle zu bringen.
- Kaugummi hat eine ähnliche anregende Wirkung, allerdings weniger von den Inhaltsstoffen (zum Beispiel Grüne Minze) her, sondern vielmehr durch die Arbeit der Kaumuskeln, die die Blutversorgung des Kopfes und damit die Blut- und Sauerstoffversorgung des Gehirns verbessert. Zusätzlich wird das Gehirn durch die Reizung des dicht mit Nerven durchzogenen Mundraums angeregt; es hat zum einen anregende und zum anderen entspannende Funktionen. Das Kauen von Kaugummis soll einen positiven Einfluss auf die Stressbewältigung, das Konzentrationsvermögen und die Aufmerksamkeit haben, da laut einer japanischen Studie Kaugummikauen die Blutzufuhr zum Gehirn um bis zu 25 Prozent erhöht. Bereits in der Steinzeit wurden von unseren Vorfahren Baumharze als Kaugummiersatz gekaut
Achten Sie darauf, wie jemand kaut oder raucht. Ist die Kau- oder Zugbewegung hektisch, dürfen Sie daraus auf eine gewisse Nervosität schliessen. Glückliche und entspannte Menschen kauen deutlich langsamer.
Bevor Sie sich nun in die freie Wildbahn aufmachen, um bei Ihren Bewerbern die Körpersprache der Angst zu lesen, sollten Sie Folgendes beachten: Beobachten Sie als erstes die Häufigkeit der Angst- und Unsicherheitssignale: Je grösser der Stress, umso häufiger treten sie auf. Bill Clinton fasste sich vor dem Lewinsky-Untersuchungsausschuss etwa alle vier Minuten an die Nase, was ansonsten nicht zu seinem normalen Verhaltensrepertoire gehörte.
Wenn jemand Gesten der Angst und Unsicherheit zeigt, suchen Sie nach dem konkreten Auslöser. Nicht immer wird er sichtbar auf der Hand liegen: Manches von dem, was Sie selbst kein bisschen beängstigend finden, ist es für andere Menschen sehr wohl, und umgekehrt. Machen Sie sich also auf etwas Detektivarbeit gefasst – der Lohn besteht darin, dass Sie mit Ihrem Gegenüber wesentlich besser umgehen können, wenn Sie wissen, was bei ihm oder ihr Angst bzw. Unsicherheit auslöst und Sie so letzen Endes die bessere Auswahl für Ihr Unternehmen treffen können.
Viel Freude bei der Umsetzung.
Herzlichst
Tatjana Strobel