Adventsserie 2019 – Collaboration matters: Beitrag 7

Kollaboration mit intelligenten Systemen

David Rotman hat in der Februarausgabe 2019 der Zeitschrift «MIT Technology Review» einen spannenden Text geschrieben mit dem Titel: «AI is reinventing the way we invent – the biggest impact of artificial intelligence will be to help humans make discoveries we couldn’t make on our own». Die Zusammenarbeit mit intelligenten Systemen wird unsere Möglichkeiten potenzieren. Dies gilt nicht nur im Bereich Forschung und Entwicklung, sondern auch im Personal- und Organisationsentwicklungsbereich. Wir müssen uns das Wissen und die Fähigkeiten aneignen, nicht nur mit Menschen, sondern auch mit Maschinen zu kollaborieren.

Das Thema «Künstliche Intelligenz» (KI) und die verschiedenen Anwendungsformen haben den Elfenbeinturm der Wissenschaft verlassen und sind in die «freie Wildbahn» entlassen worden. Für Personalentwickler*innen und Lernspezialisten*innen wird das Thema immer relevanter, da sie zunehmend mit Systemen konfrontiert sind, die KI-basierte Algorithmen enthalten, die für zentrale neuen Funktionen zuständig sind. Das Wissen um solche Funktionsweisen und deren Anwendung wird zu einem Bestandteil des persönlichen Kompetenzen-Profils.

An folgenden Punkten kann man ansetzen, um eigene kollaborative Erfahrungen mit intelligenten Systemen zu sammeln:

Digitale Assistenten

In zahlreichen Standard-Applikationen sind unterdessen kleine «Helfer» eingebaut, die die Bedienung mitverfolgen und laufend Erwartungen generieren, was der nächste Handlungsschritt sein könnte. LinkedIn bietet bei der Analyse von Konversationen die nächsten möglichen Antworten an, in PowerPoint werden Designvorschläge angeboten, Siri analysiert den Mailverkehr und filtert Kalendereinträge und Adressenupdates heraus. Oft nehmen wir dies Hilfestellungen gar nicht war, sie sind selbstverständlich geworden. Solche Funktionen finden sich vermehrt auch in HR- und Lernsystemen.

Was Sie machen können

Finden Sie heraus, welche Digitalen Assistenten Sie bei der täglichen Arbeit unterstützen. Weiten Sie Ihre Suche auf Ihre HR- und Lernsysteme aus.

Recommendation Engines

Lernsysteme verfügen zunehmend über Funktionen, die Lernempfehlungen herausgeben können. Basierend auf den Lerndaten (Learning Analytics), die z.B. in einem Learning Record Store (LRS) gespeichert sind, der Lernhistorie, dem Kompetenzen-Profil, dem Lernziel und dem Vergleich mit «peers», lassen sich Empfehlungen für neue Lernthemen und Lernpfade ableiten.

Was Sie machen können:

Prüfen Sie, ob Ihr Lernsystem solche Empfehlungen ableiten kann und beurteilen Sie die Qualität dieser Empfehlungen. Sind die Ergebnisse zufriedenstellend oder sind die Empfehlungen noch zu simpel oder gar falsch?

Chatbots

Chatbots können Supportanfragen abarbeiten, Lernprozesse durch kleine Schubse («Nudges») steuern und durch Standardprozesse. Als Learnbots werden sie auch in Lernsysteme integriert und kommunizieren mit den Mitarbeitenden.

Was Sie machen können

Bauen Sie selber einen einfachen Chatbot – ohne KI-Algorithmen – einfach Dialoge gestalten, ausprobieren und mit anderen teilen. Z.B. mit dem «Landbot-Toolset» (siehe Ressourcen).

Auch kollaboratives Lernen und Arbeiten in virtuellen Welten wird an Bedeutung zunehmen. Hier können zwei Bereiche erforscht werden:

Virtual Reality (VR):

Die Möglichkeiten von VR können ganz einfach ausprobiert werden, da unterdessen die entsprechende Hardware verfügbar ist. Es gibt zahlreiche Apps, die auf die Verwendung von 3D-Brillen ausgelegt sind.

Was Sie machen können

Kaufen Sie sich eine 3D-Brille oder leihen Sie eine aus (z.B. Oculus Rift/Quest, Playstation VR etc.)

Augmented Reality (AR):

In der produzierenden Industrie ist AR ein fester Bestandteil der Arbeitsprozesse geworden. Im Personalbereich kann AR eine Möglichkeit bieten, um z.B. Onboarding-Prozesse anders zu gestalten. Neue Mitarbeitende werden mit einem Tablet ausgestattet und starten ihre Erkundungstour im Hauptsitz, arbeiten an verschieden «Stationen», sprechen dabei mit Kolleg*innen, bauen damit ihr Netzwerk auf und teilen danach ihre Erfahrung in einer 3D-Welt, in der sie als «Avatar» ihre neuen Kolleg*innen aus anderen Standorten treffen.

Was Sie machen können

Wenn Ihr Unternehmen über Abteilungen verfügt, die mit AR-Applikationen arbeiten, dann verschaffen Sie sich vor Ort einen Eindruck. Entwickeln Sie z.B. mit Ihren IT-Kolleg*innen einen Onboarding-Parcour für neue Mitarbeitende und sammeln Sie selber Erfahrungen als «Avatar» in einer 3D-Welt.

Ihre nächsten Schritte:

  • Beschäftigen Sie sich mit dem Thema Künstliche Intelligenz (siehe Ressourcen im Anhang).
  • Setzen Sie sich mit den KI-Funktionen Ihrer HR- und Lernsysteme und -plattformen auseinander.
  • Prüfen Sie die Lernempfehlungen von «Recommendation Engines» (sofern möglich) und vergleichen Sie sie mit Ihren eigenen Lernempfehlungen.
  • Experimentieren Sie: mit Augmented Reality, mit VR-Brillen, in 3D-Welten, mit Online-Spielen, mit digitalen Assistenten und mit Chatbots.
  • Suchen Sie den Kontakt zu Ihren IT-Kolleg*innen und tauschen Sie sich mit ihnen aus.
  • Besuchen Sie Konferenzen oder nehmen Sie an einer Meetup-Gruppe in Ihrer Nähe teil.

Im nächsten Beitrag: «Führung eines komplett virtuellen Unternehmens», Interview mit Karin Christen, CEO der Firma «required».

Weiterführende Literatur

Weitere Ressourcen:

 

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Daniel Stoller-Schai ist durch seine mehrjährigen Praxis davon überzeugt, dass Kollaboration der Schlüssel zum Erfolg in Netzwerkorganisationen ist. Die Strategien, Methoden und Kompetenzen dazu, entwickelt er als Change Companion der Firma Collaboration Design zusammen mit seinen Kunden. Als Manager für digitale Lern- und Arbeitstechnologien hat er bei Phonak, UBS, CREALOGIX sowie in weiteren Firmen und Startups Kundenprojekte umgesetzt und Erfahrungen mit dem globalen Einsatz internetgestützter Lern- und Arbeitsprojekten gesammelt. Diese Erfahrungen gibt er auch als Programmleiter am Institut für Kommunikation & Führung, Luzern und als Head Advisory Board der LEARNING INNOVATION Conference weiter.

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