«Manchmal braucht es Gegenpositionen im Team»
Das Online-Befragungstool «Soziale Architektur von Gruppen» (SAG) soll Teams dabei helfen, mögliche Konflikte frühzeitig zu erkennen und Denkanstösse liefern, um beispielsweise Redeanteile gleichmässig zu verteilen. Im dreistündigen Zoom-Workshop am 5. Mai 2021 lernten die Teilnehmenden das Tool kennen.
Psychologe Jens Elling und sein Team erweiterten das an der Universität Hamburg entwickelte Analyseverfahren «SAG» durch einen Online-Fragebogen. Die Auswertung in Form eines Bubble-Diagramms gibt Nutzern sowie Beratern Hinweise zum sozialen Miteinander während einer Besprechung – also welche Team-Persönlichkeiten es gibt, wie die Rollen verteilt sind und wie sich die Team-Dynamik präsentiert. «Wenn ein dominanter Dauerredner auf zurückhaltende ‹Bild-Aus›-Menschen trifft, benötigt es einfühlende Worte, um wieder ins Gespräch und bestenfalls auf einen gemeinsamen Nenner zu kommen», erklärte Elling.
In der zunehmend virtuellen Zusammenarbeit böte sich eine Online-Teambefragung und -Auswertung an, um aus einer übers Land verteilten Gruppe ein starkes Team zu formen. Das Tool legt laut Elling Team- und Führungsstrukturen offen und sei greif- und gestaltbar. Ausserdem weise es auf Konfliktpotenziale hin. «Je früher ein Team diese erkennt, desto rascher kann es darauf reagieren und entsprechende Massnahmen ergreifen, um die künftige Zusammenarbeit zu verbessern.»
Bereits eine (einfache) Selbstbild-Fremdbild-Analyse könne als ein Teil des SAG-Verfahren helfen, Unstimmigkeiten im Team zu erkennen und anschliessend zu lösen. Die Kommunikation sei dabei essenziell. Ein Beispiel? «Wie kann ich meine Art und Weise zu reden an die verschiedenen Persönlichkeiten der Mitarbeitenden oder Kolleginnen und Kollegen anpassen, damit Kritik als konstruktiv und nicht als Beleidigung wahrgenommen wird?», sagte Elling.
Nach dem Theorieblock interessierten sich die Teilnehmenden vor allem für Einblicke in die Praxis. Jens Elling führte anhand von anonymisierten, aber realen Beispielen aus, wie sich verschiedene Teamstrukturen gestalten können (siehe Beispielbild). Ausserdem stellten die Teilnehmenden immer wieder Fragen. Beispielsweise: «Diversität ist fast ein Muss in Teams: alt, jung, erfahren, out-of-the-box, Mann, Frau. Ist das zwingend empfehlenswert?» Elling konnte darauf keine allgemeingültige Antwort geben. Dies sei vom jeweilige Projekt abhängig. Doch: «Manchmal braucht es Gegenpositionen im Team, oder zumindest jemand, der Bestehendes und Eingefahrenes infrage stellt, damit das Team als Ganzes sowie das Projekt vorankommen.»