Tratschen am Arbeitsplatz

Nicht jedes Gerücht bringt die Küche zum Brodeln

Gerüchte zu verbreiten kann schnell zu einem Bumerangeffekt führen, wie eine aktuelle Studie besagt. Dennoch muss der Austausch von Klatsch und Tratsch nicht automatisch schlecht sein.

Das Plaudern unter Kolleginnen und Kollegen ist ein wichtiges Mittel, um die Beziehungen am Arbeitsplatz zu stärken. Dazu gehört auch der Austausch von Klatsch und Tratsch. Klatsch und Tratsch wird definiert als eine Unterhaltung, bei der eine Person (Senderin/Sender) mit einer anderen Person (Empfängerin/Empfänger) über eine dritte Person (die abwesend ist) spricht. Manchmal ist dieser Austausch negativ konnotiert. Das heisst aber nicht, dass er automatisch schlecht sein muss.

In einer aktuellen Studie haben James Greenslade-Yeats von der Auckland University of Technology und seine Koautoren die Auswirkungen von Klatsch und Tratsch am Arbeitsplatz untersucht. Dass deren Verbreitung unterschiedliche Auswirkungen zur Folge haben kann, ist nicht neu. Neu ist dafür, dass die Studie die Perspektive der Gerüchteempfängerin oder des Gerüchteempfängers beleuchtet und aufzeigt, dass Klatsch und Tratsch nicht immer zugunsten der Gerüchtesenderin oder des Gerüchtesenders ausgelegt werden.

Anhand von schriftlichen Berichten und Tiefeninterviews untersuchten die Forschenden die Reaktionen und mögliche Auswirkungen von Klatsch und Tratsch am Arbeitsplatz aus der Perspektive der Empfängerseite. Sie fanden heraus, dass das Verbreiten von Klatsch bei der Empfängerseite sehr unterschiedlich ankommt: Entscheidend ist, inwiefern der Gerüchtesenderin oder dem Gerüchtesender authentisch positive und prosoziale Absichten – im Gegensatz zu egoistischen Absichten – zugeschrieben werden. Es zeigte sich, dass gerade selbstbezogene Absichten seitens der Senderin oder des Senders eine nachteilhafte Wirkung auf die Beziehungsgestaltung aufweisen.

In solchen Fällen können Klatsch und Tratsch zum sogenannten Bumerangeffekt führen und die Sender-Empfänger-Beziehung schädigen. Denn vermutet die Empfängerseite hinter dem Verbreiten von Informationen über andere Menschen eine versteckte Agenda, die Absicht, sich auf Kosten von anderen im besseren Licht darzustellen oder von der Empfängerin oder vom Empfänger Informationen zu gewinnen, die zum späteren Zeitpunkt gegen diese Person genutzt werden können, kann dies das Vertrauensverhältnis zwischen den beiden Gesprächsteilnehmenden nachhaltig belasten. Anders sieht es aus, wenn der Klatsch als authentische Sorge respektive als prosoziale Absicht der Senderseite interpretiert wird. Dann tendiert die Empfängerseite dazu, die Beziehung zur Senderin oder zum Sender, wie auch zu der Person, über die gesprochen wurde, zu stärken.

Nicht jedes Gerücht bringt daher die Gerüchteküche zum Brodeln. Sich in Abwesenheit einer Person mit anderen Mitgliedern der Organisation sachlich, wertfrei und sozial zu äussern, ist zwar auch Teil von Klatsch und Tratsch, aber viel besser als dessen Ruf. Es kann zu erfolgreicheren und funktionelleren Arbeitsbeziehungen mit unseren Arbeitskolleginnen und -kollegen beitragen. Was der Senderseite jedoch oft nicht bewusst ist und was die vorliegende qualitative Studie zeigen konnte, ist: Wenn die Empfängerseite hinter dem Austausch egozentrische Absichten vermutet, besteht die Gefahr einer gegenteiligen Wirkung von Klatsch und Tratsch, bei der die Sender-Empfänger-Beziehung geschädigt wird.a

Quelle: Greenslade-Yeats, J., Cooper-Thomas, H., Morrison, R., & Corner, P. D. (2023). How workplace gossip shapes interpersonal relationships: a qualitative study from the gossip recipient’s perspective. Group & Organization Management, 10596011231184685.

 

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Anastasia Sapegina
Anastasia Sapegina ist Geschäftsführerin, Oberassistentin und Dozentin am Center für Human Resource Management der Universität Luzern.
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