Nur kein Neid
Wie viel Lohntransparenz braucht es und führt sie zu faireren Löhnen? Wir haben nachgefragt.
Führt Lohntransparenz zu faireren Löhnen? (Bild: iStock)
Lohntransprenz ist ein heisses Eisen in der Schweiz, wo bis zum heutigen Tag kaum über den Lohn gesprochen wird. Da helfen auch keine Online-Aktionen wie «Zeig deinen Lohn», eine Initiative, die 2019 von den kantonalen Gewerkschaftsbünden in Zürich und Schaffhausen lanciert wurde. Sinn der Aktion: Auf der Plattform kann jeder seinen Bruttolohn und seine Berufsbezeichnung samt Foto sowie Altersangabe offenlegen.
Kritisch gegenüber vollkommener Lohntransparenz gibt sich auch Dominic Blaesi, Geschäftsführer von der Flaschenpost Services AG, der bislang vor allem negative Erfahrungen mit transparenten Löhnen gemacht hat. Lohntransparenz müsse ein Mittel zum Zweck sein: Soll die Transparenz Vertrauen oder Fairness schaffen? Geht es um Ideologie? «Da wir für uns bisher keinen stimmigen Zweck gefunden haben, der eine Lohntransparenz nötig macht, planen wir auch keine Veränderung.»
Die von uns befragten Unternehmen pflegen indes bereits eine Lohntransparenz oder sind auf dem Weg dorthin (siehe Tabelle). Sie alle sind der Ansicht, dass kein Neid im Unternehmen geschürt wird, wenn Lohntransparenz richtig gehandhabt wird. Dazu brauche es aber ein faires und nachvollziehbares Lohnsystem für alle Mitarbeitenden.
Nicht nur Lohntransparenz trage zu mehr Gehalts-Fairness bei, sagt Nadine Schlegel von Unic: «Es gibt weitere Möglichkeiten.» Beispielsweise eine ICT-Salärumfrage, an der ihr Unternehmen seit zehn Jahren jährlich teilnimmt. «Damit stellen wir unsere anonymisierten Daten anderen Firmen zur Verfügung, erhalten aber auch ein Benchmarking.» Daneben überprüft Unic seine Gehälter jährlich mit dem Standard-Analyse-Tool Logib. «Durch das darin enthaltene Ampelsystem wissen wir, in welcher Kategorie wir uns befinden und wo mögliche Lohndiskrepanzen bestehen.»
Dass seit letztem Jahr die Lohngleichheit für Frauen und Männer gesetzlich verankert wurde, ist für sie ein Meilenstein in Richtung Lohn-Fairness.
Für eine detaillierte Ansicht der Tabelle (2 Seiten), klicken Sie auf's Bild oder hier.