Payrolling 4.0
Die Digitalisierung macht auch vor der Lohnabrechnung nicht Halt. Wie Payroll-Unternehmen damit umgehen und welche Bedeutung die Zunahme flexibler Arbeitsmodelle hat.
Befeuert durch die Corona-Pandemie boomen flexible Arbeitsmodelle und Anstellungsformen wie Freelance, Temporärarbeit oder Gig-Einsätze. Vielen Freischaffenden wird von den Sozialversicherungsanstalten oder der AHV eine Selbstständigkeit jedoch nicht attestiert. «Wir stellen sie mit sogenannten Contractings an», erklärt Gregor Iten, Geschäftsführer von Sallis. «So können sie einen Kundenauftrag ausführen und müssen sich weder um Sozialversicherungen noch um das Inkasso kümmern, da wir ihnen das Geld für ihren Auftrag auszahlen. Damit bewahren wir gleichzeitig die Auftraggebenden vor einer Scheinselbständigkeit.» Der Arbeitnehmende habe somit nicht den Status eines Freiberuflers, sondern eines Angestellten, ergänzt Mike Mansell, Business Development Manager bei Helvetic Payroll. «Man kombiniert die Freiheit eines Freelancers und die Sicherheit eines angestellten Mitarbeitenden.»
Die Unternehmen «bevorschussen» also Aufträge, bevor Auftraggeber das Geld überweisen. Steigt da nicht das finanzielle Risiko für die Payroll-Anbieter? «Diese Frage zeigt mir, dass die Digitalisierung auch Schattenseiten hat», antwortet Gregor Iten. Ein Payrolling-Provider könne die Inkasso-Verantwortung nicht auf Freelancer respektive die Payrolling-Mitarbeitenden abwälzen. «Das würde die arbeitsrechtliche Unwissenheit von Freelancern eiskalt ausnutzen, was natürlich nicht in Ordnung wäre.» Sallis halte sich an die Regelungen von OR 323 Abs. 1, wonach der Arbeitgebende dem Arbeitnehmenden den Lohn grundsätzlich am Monatsende bezahlen muss – «Aufwand und Risiko sind zwar immens, die Erfahrungen der letzten Jahre haben aber gezeigt, dass sich dieses System lohnt.» Bei Payrollplus gäbe es ausserdem ein Anstellungsmodell, bei dem Freischaffenden der Lohn auf Wunsch innert 24 Stunden bezahlt werde, nachdem ein Auftraggeber die Rechnung des Payrollers bezahlt habe. Doch auch das Modell mit der Sofortbezahlung funktioniere risikofrei, betont CEO und Gründer Edgar Weber. «Unsere Kunden sind rückversichert.»
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