Fokus Forschung

Profitabler dank Home Office?

Ein Forschungsteam der Universität Stanford 
untersuchte die Frage anhand eines Feldexperiments 
mit Callcenter-Mitarbeitenden einer chinesischen 
Reiseagentur.

Rund 3,7 Millionen Erwerbstätige in der Schweiz pendeln täglich zwischen Wohn- und Arbeitsort. Überfüllte Züge, Trams, Busse und Strassen sind während der Stosszeiten die Norm. Eine Möglichkeit, den exzessiven Pendlerströmen entgegenzuwirken, bieten alternative Arbeitsmodelle. Zum Beispiel die Telearbeit, also das Arbeiten im Home Office. Allerdings sind viele Unternehmen gegenüber der Telearbeit skeptisch eingestellt. Sie befürchten, dass aufgrund der geringeren Kontrolle weniger gearbeitet wird und somit die Profitabilität des Unternehmens gefährdet ist.

Ob dies tatsächlich der Fall ist, wurde von einem Forschungsteam um Professor Nicholas Bloom der Universität Stanford anhand eines Feldexperiments in einer führenden chinesischen Reiseagentur untersucht. Den Callcenter-Mitarbeitenden zweier Abteilungen wurde angeboten, von zu Hause aus zu arbeiten. Rund die Hälfte – vor allem Verheiratete sowie Personen mit Kindern und langen Pendlerwegen – zeigten sich am Angebot interessiert. Die 252 Beschäftigten, die sich freiwillig für die Telearbeit meldeten, wurden anhand ihres Geburtstags nach dem Zufallsprinzip in eine Kontroll- und eine Experimentalgruppe eingeteilt. Während die Kontrollgruppe weiterhin jeden Tag ins Callcenter kam, durfte die Experimentalgruppe an vier von fünf Tagen von zu Hause aus arbeiten.

Die Ergebnisse der Studie sind eindeutig: Die Leistung der Beschäftigten im Home Office stieg um 13 Prozent. Dies war darauf zurückzuführen, dass sie weniger Pausen machten, weniger oft krank waren und in der gegebenen Zeit mehr Anrufe bearbeiteten. Zudem kündigten Beschäftigte, die von zu Hause aus arbeiteten, weniger häufig und waren mit der Arbeit zufriedener. Aufgrund der positiven Resultate wurde nach dem Experiment die Telearbeit als reguläres Arbeitsmodell eingeführt. Interessanterweise entschied sich die Hälfte der Telearbeiter und Telearbeiterinnen allerdings wieder um und kehrte ins Callcenter zurück, während lediglich ein Drittel der Kontrollgruppe noch an der Telearbeit interessiert war. 

Zusammenfassend zeigt die Studie, dass die Telearbeit sowohl für das Unternehmen als auch für die Beschäftigten zu positiven Effekten führte. Da Beschäftigte allerdings die persönlichen Konsequenzen von Telearbeit vorab schlecht einschätzen können, sollten Unternehmen bei der Einführung eines Telearbeitsmodells Flexibilität bewahren.

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Dr. Alexandra Arnold ist Oberassistentin und Dozentin am Center für Human Resource Management (CEHRM) an der Universität Luzern.

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