Wettbewerb ist auch in der Personalrekrutierung wichtig
Es ist unpopulär, sich im inflationären Umfeld von staatlicher Regulierung gegen eine staatliche Lösung für den Vaterschaftsurlaub auszusprechen. Zudem könnte der Verdacht aufkommen, man sei unsozial. Ich möchte dies widerlegen und aufzeigen, wieso eine staatliche Lösung in diesem Fall falsch ist.
Nicht erst seit der Lancierung der CVP-Initiative zum Familienartikel ist Familienpolitik ein gesellschaftspolitischer Brennpunkt. Die emotional geführte Auseinandersetzung zur Rollenverteilung in der Familie wird angereichert mit den Themen Frauenanteil in Führungsgremien, Lohngleichheit und nunmehr mit der Forderung nach geregeltem Vaterschaftsurlaub. In der Tat wichtige Themen mit offensichtlichen Missständen – meist zu Ungunsten der Frau. Der Dialog ist deshalb richtig und wichtig – der Ruf nach staatlichem Eingriff aber gefährlich und kontraproduktiv.
Die Schweiz hat ein funktionierendes Wirtschaftssystem und einen Arbeitsmarkt mit Superlativen: beste Beschäftigungsquote aller OECD-Länder, höchste Teilzeitquote und höchster Ausländeranteil im internationalen Vergleich. Alles Punkte, welche der Attraktivität des Erfolgsmodells Schweiz anzurechnen sind. Erreicht haben wir das durch mutige Reformen und ein Zusammenspiel von verschiedenen liberalen Systemelementen. Zusammengefasst zeigt sich, dass in der Schweiz im Gegensatz zu Ländern wie Deutschland und Frankreich der Arbeitsmarkt tatsächlich ein Markt ist.
Regulierungswütige Politiker untergraben mit der Forderung nach neuen Gesetzen aber die Flexibilität des Arbeitsmarkts und den Liberalismus. Wenn wir zulassen, dass der Staat aufgrund einiger Missstände Wirtschaft und Arbeitsmarkt überregelt, verhindern wir innovative Geschäfts- und Arbeitsmodelle, welche für hiesige Unternehmen Wettbewerbsvorteile darstellen. Unternehmen wie Mobility, Migros, Swisscom, Swiss Re, IBM Schweiz und viele andere bieten attraktive Arbeitsmodelle mit Vaterschaftsurlaub und sind sich ihrer sozialen Rolle bewusst. Wettbewerb soll nicht nur im Erbringen von Dienstleistungen oder dem Erstellen von Produkten stattfinden. Nein, Wettbewerb ist auch in der Personalrekrutierung wichtig. Erfolgreiche Unternehmungen sind deshalb attraktive Arbeitgeber mit besten Arbeitsbedingungen für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.
Grosse Unternehmerpersönlichkeiten haben sich immer um die Belange der Familie ihrer Arbeitnehmenden gekümmert und für optimale Rahmenbedingungen wie vergünstig-tes Wohnen, betriebsinterne Kinderkrippen oder flexible Arbeitszeiten gesorgt. Ein wesentlicher Teil des Gewinns fliesst so an die Angestellten und nicht zuletzt an die Allgemeinheit zurück. Ein Unternehmer, im Gegensatz zum reinen Manager, erkennt, dass ein gut funktionierendes familiäres Umfeld die Leistung seiner Mitarbeitenden unterstützt. Viele Beispiele aus der Schweiz belegen dies. Es sind Firmen, die ihren Mitarbeitern grosszügige Beiträge an Krippenbetreuungsplätze erstatten, Modelle von Elternzeit kennen oder über eigene Regelungen zu Vaterschaftstagen verfügen.
Arbeitnehmende sollten sich für Firmen mit einem guten Gesamtangebot entscheiden. Unternehmen mit innovati-ven und sozialen Arbeitsmodellen gewinnen so die besten Fachkräfte. Die Schweiz braucht mehr fortschrittliche Unternehmer, ein liberales Klima und den Dialog über nachhalti-ges Wirtschaften. Sie braucht keine weiteren staatlichen Eingriffe. Schauen wir, dass die Duttweilers und Hayeks überhandnehmen und dass wir den Liberalismus nicht verteufeln.
- Daniel Hodel ist CEO der bdh. Solutions AG in Opfikon-Glattbrugg. Er ist ausserdem politisch engagiert und nimmt für die Grünliberale Partei Einsitz im Zürcher Kantonsrat.