HR-Debatte

Vom Nutzen der Astrologie fürs HR

Die HR-Expertinnen Alessandra Zito Rickenbacher und Maya Bachmann Brunold sind sich uneins über den Beitrag, den astrologische Analysen für die HR-Arbeit leisten können.

Alessandra Zito Rickenbacher: Astrologie ist eine umstrittene Angelegenheit. Die immer wiederkehrende Frage nach Wissenschaftlichkeit führt oft zu absurden und endlosen Diskussionen, die Antworten fallen je nach Standpunkt positiv oder negativ aus. Unumstritten ist jedoch die Tatsache, dass der Ursprung der Astrologie bis in die Uranfänge menschheitsgeschichtlicher Entwicklung zurückreicht. Als HR-Beraterin schätze ich die Astrologie als ausserordentlich wertvolle und funktionierende Lehre, die ich aus vollster Überzeugung anwende. Damit bin ich nicht alleine. Schon der berühmte Psychiater Carl Gustav Jung integrierte die Astrologie in seine Arbeit.

Viele Menschen kennen die Astrologie nur als Tageshoroskop in Zeitungen und Zeitschriften, was aber so ziemlich das Banalste und Oberflächlichste ist, was mit Astrologie gemacht werden kann. Die Astrologie ist weit davon entfernt, Menschen in zwölf Tierkreiszeichen einteilen zu wollen. Sie ist vielschichtig, sehr komplex und ermöglicht es gerade deshalb so vielen Scharlatanen, Unfug mit ihr zu betreiben.

Astrologie ist eine Symbolsprache, die uns erlaubt, Qualitäten und Eigenschaften eines bestimmten Momentes oder einer Zeitperiode zu beschreiben. Für die Geburt eines Menschen lässt sich eine Radix (das Bild der Gestirnskonstellationen dieses Zeitpunktes) erstellen, welche als «Landkarte» für Anlagen, Eigenschaften, Energien und Potenziale betrachtet werden kann. Astrologische Analysen lassen sich in der HR-Arbeit alternativ und ergänzend zu Assessments, Lebenslaufanalysen und Persönlichkeitstests einsetzen. Mit der Astrologie können Persönlichkeits- und Berufsanalysen erstellt und im Rahmen von Standortbestimmungen, Teamentwicklungen sowie bei Konflikten kann ein vertieftes Verständnis für Persönlichkeiten, ablaufende Prozesse und Verhaltensmuster geschaffen werden.

Im Zusammenhang mit Personalselektion und Teamentwicklung kennen Sie bestimmt den einen oder anderen Persönlichkeitstest. Folgende neun Persönlichkeitstests werden in der Schweiz am häufigsten eingesetzt: Herrmann Dominanz Instrument HDI, Bochumer Inventar zur berufsbezogenen Persönlichkeitsbeschreibung BIP, 16-PF, Master Person Analysis MPA, MBTI, DISG Persönlichkeitsprofil, Insights Discovery,  Thomas System und  Insights MDI. Bis auf das Bochumer Inventar genügt keines dieser Verfahren den Ansprüchen der Wissenschaftlichkeit und der heutigen Psychologielehre, auch gelten diese Verfahren als überholt. Trotzdem geniessen sie in der Praxis hohe Akzeptanz. Zudem wird bei diesen Verfahren immer wieder die Manipulierbarkeit diskutiert. Astrologische Analysen dagegen sind in keiner Form manipulierbar und weitaus aussagekräftiger.

Die Möglichkeiten professionell und fundiert betriebener Astrologie sind vielfältig. Um erfahren zu können, wie hilfreich Astrologie in der HR-Arbeit sein kann, braucht es jedoch Mut zum Unkonventionellen sowie die Bereitschaft, Vorurteile und Vorbehalte abzulegen.   

 

Maya Bachmann Brunold: Soft Skills spielen bei der Wahl der optimal passenden Person auf eine Stelle eine sehr bedeutende Rolle. Fragt sich also, wie man  bei einem Kandidaten schnell und sicher zu deren Einschätzung gelangt. Was kann die Astrologie dazu offenbaren? Zu wenig sichere aktuelle Fakten! Die Astrologie stützt sich – auch bei der Deutung des heutigen Entwicklungsstandes einer Person – auf die Daten zum Zeitpunkt der Geburt. Dazu gibt man das Datum, die Uhrzeit und den genauen Ort an, um das astrologische Gutachten zu erstellen. Was aber ist mit all dem, was die Person seit ihrer Geburt gelernt und verlernt hat?

Die ursprünglichen Fähigkeiten und Eigenschaften, die ein Mensch mit auf die Erde gebracht hat – das vorhandene Potenzial, aber auch alte innere Blockaden – sind mit der Astrologie wie auch Numerologie erkennbar. Diese Diagnosemittel sollten deshalb nicht unterschätzt werden. Je nach aktuellem Entwicklungsziel kann dieses Wissen in einem Veränderungsprozess unterstützend wirken. Aber das darf längst nicht alles sein. Noch viel wichtiger ist: Welche Veränderungsprozesse hat dieser Mensch bereits durchlaufen? Welche Erfahrungen hat die Person im Leben gemacht und wie sind ihre Prägungen entstanden, die heute täglich ihre Wirkung zeigen? Welche Weiterbildungen in sozialen, emotionalen und mentalen Fähigkeiten hat dieser Mensch gemacht? Und vor allem: Was sind dessen aktuellen Ziele und Wünsche?

Um den passendsten Kandidaten auszuwählen gibt es weitaus sinnvollere Analysetools als die Astrologie oder die Numerologie. Unterstützung in der aktuellen Zeit des Wertewandels bieten beispielsweise Persönlichkeitsanalysen, die einerseits das Können, andererseits aber auch die Werte und das Wollen einer Person aufzeigen, die sogenannten «Profiling Values».

So kann wirklich erkannt werden, ob die Stelle, die zugehörigen Herausforderungen, der Inhalt und vor allem der Sinn der Funktion dem Kandidaten entspricht. Die Erfahrung zeigt, dass dies in der heutigen Zeit die wichtigsten Aspekte sind, damit ein Mensch sein volles Engagement und seine bestmögliche Leistung einbringen kann, um an seiner Stelle dauerhaft zufrieden zu sein.

Es gibt immer mehr Leute, die nicht nur einfach einen Beruf ausüben wollen, um Geld zu verdienen. Sie sind auf der Suche nach ihrer Berufung. Sie wollen den Sinn spüren in dem, was sie jeden Tag tun und wofür sie ihre Lebenszeit investieren. Materielle Ziele werden immer weniger wichtig. Stattdessen wird das Streben nach persönlicher Entfaltung, Selbstverwirklichung, die Welt bewegen und Gutes für die Menschen tun zu dürfen immer wichtiger. Man will am richtigen Platz sein und Bedeutendes bewirken können. Wenn es auch in den Ohren mancher Betriebswirtschafter kitschig klingt: Sie werden sich daran gewöhnen müssen, um langfristig unternehmerischen Erfolg zu haben, denn die mentale Entwicklungsstufe eines Menschen entscheidet über dessen Erfolg oder Stagnation.

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Alessandra Zito-Rickenbacher ist HR-Beraterin, Coach und Astrologin. Sie besitzt unter anderem einen Universitätsabschluss in Wirtschaftswissenschaften und ist Mitglied des Schweizer Astrologenbundes. www.consenso.ch
 

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Maya Bachmann Brunold war einige Jahre als HR-Leiterin und 
im Executive Search tätig. Seit 1991 ist sie Trainerin und Coach für soziale und emotionale Kompetenzen, seit 2004 spezialisiert auf Mental-Training mit ihrem Unternehmen «Maya Mentaltraining» 
in Bassersdorf ZH. www.mayamentaltraining.ch

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