or drei Jahren wurde in Debatten über Krisen im Beschäftigungssystem oft die Sicherstellung ausreichender beruflicher Qualifikationen gefordert. Die Zeiten waren geprägt von Massenentlassungen und Langzeitarbeitslosigkeit, aber auch vom demografischen Wandel und der damit verbundenen permanenten Nachfrage nach immer knapper werdenden qualifizierten Arbeitskräften. Die Internationalisierung von Güter- und Arbeitsmärkten, der Strukturwandel sowie ansteigende Qualifikationsanforderungen machten eine Vielzahl von Weiterbildungen im Erwerbsleben notwendig. Es wurde prophezeit, dass das Volumen qualifizierter Berufsanfänger drastisch abnehmen würde und die Nachfrage nach gut ausgebildetem Personal nicht mehr ausschliesslich über die Rekrutierung von Berufsanfängern zu bewältigen wäre. Eine Investition in die berufliche Weiterbildung solle somit eine effektive und effiziente Strategie sein, die anstehenden Herausforderungen bewältigen zu können.
Die Notwendigkeit und wachsende Bedeutung der beruflichen Weiterbildung wurde nie in Frage gestellt. Im Gegenteil: In kaum einer Äusserung von Politikern sowie Wirtschaftsvertretern fehlte der Hinweis auf dieses Thema. Auch in der jüngsten Debatte über die Entwicklungen am Arbeitsmarkt und den vermeintlich existierenden, beziehungsweise drohenden Fachkräftemangel wird weiterhin die Forderung nach Verstärkung der Weiterbildung erhoben.
Volkswirtschaftlicher Beitrag
Auch in der Temporärbranche zeigte sich, dass die Nachfrage nach Geringqualifizierten sank und die Qualifikationen vieler gut Ausgebildeter einer Erneuerung bedurften. Weiterbildung wurde zum zentralen Faktor, um die eigene Fitness auf dem Arbeitsmarkt zu steigern. Angesichts dieser Ausgangslage konnten sich die Sozialpartner des Gesamtarbeitsvertrags Personalverleih (GAV Personalverleih), in der Absicht, in die Weiterbildung der Temporärarbeitenden zu investieren, gestärkt fühlen. Denn die Weiterbildung von temporären Mitarbeitenden ist von besonderer Bedeutung: Ihre Anstellungsdauer ist häufig kurz, Jobwechsel sind häufiger als bei Festangestellten und unter den Temporärarbeitenden sind Personen mit Integrationsschwierigkeiten, beziehungsweise mit einer eingeschränkten Employability übervertreten. Man war sich einig: Eine Weiterbildungsförderung von Temporärarbeitenden, die nicht über ausreichende oder passende Kompetenzen verfügen, dient einerseits der Steigerung der Arbeitsmarktchancen jeder einzelnen temporärarbeitenden Person, andererseits leistet sie einen volkswirtschaftlichen Beitrag, indem sie die Sozialwerke entlastet.
Investition mit hohem Nutzwert
Auf gute Absichten folgten gute Taten. Mit der Gründung des GAV Personalverleih verfügt die Temporärbranche seit 2012 über den Weiterbildungsfonds temptraining. Dieser steht jährlich rund 300 000 Temporärmitarbeitenden in der Schweiz offen. Nach 176 Arbeitsstunden erhalten die Temporärmitarbeitenden bis zu 5000 Franken für Weiterbildung und bis zu 2300 Franken für Erwerbsausfall. Eine Erfolgsgeschichte! Die Statistiken in diesem Artikel zeugen davon.
Der individuelle Nutzen beruflicher Weiterbildung kann – nebst in einem direkt messbaren monetären Ertrag – in vielfältigen anderen positiven Wirkungen materieller und immaterieller Art bestehen. Zum Beispiel darin, das Risiko eines Arbeitsplatzverlustes zu vermindern, die berufliche Leistungsfähigkeit zu steigern, soziale oder berufliche Kontakte zu knüpfen und sich persönlich weiterzuentwickeln. Der aus Portugal stammende Bruno Henriques Ribeiro etwa ist seit einem Jahr in der Schweiz temporär beschäftigt. Dadurch konnte er in der Schweiz den beruflichen Einstieg finden. Die von temptraining finanzierte Weiterbildung im Bereich Decollétage zum Programmierer, Operator und Einrichter auf Drehautomaten erlaubte ihm zudem, seine Fachkenntnisse zu vertiefen und in der Optimierung von Arbeitsabläufen in seinem Einsatzbetrieb gezielt mitzuwirken: «temptraining hat es mir ermöglicht, meine beruflichen Fähigkeiten zu verbessern.»