Wie man Ingenieure rekrutiert - und bindet
Was erwarten Ingenieure von Arbeitgebern? Worauf achten sie bei der Jobsuche und wie kann man sie ans Unternehmen binden? Diesen Fragen geht die repräsentative advanceING-Ingenieurstudie auf den Grund.
Ingenieure sind auf dem Arbeitsmarkt begehrt - und das ist ihnen durchaus bewusst. (Bild: ABB)
Ingenieure und Techniker sind gefragt, sie gehören weltweit zu den begehrtesten Fachkräften. Allein in der Schweiz listet die grösste Schweizer Online-Jobbörse derzeit rund 10’000 Vakanzen im technischen Bereich.
Die Luzerner HR-Unternehmensberatung Dr. Schmidt und Partner hat 140 Schweizer Technikern und Ingenieuren auf den Zahn gefühlt und sie zu ihren Jobwünschen befragt. Überraschendes Ergebnis: Für sie zählen weder Work-Life-Balance noch Gehalt, an der ersten Stelle auf der Wunschliste steht Spass an der Arbeit dank attraktiven Aufgaben.
Gründe für Jobwechsel
Attraktive Aufgaben sind auch für 40 Prozent der Befragten der Grund, warum sie letztmals den Job gewechselt haben. Mit 34 Prozent an zweiter Stelle steht der Wunsch nach Veränderung bzw. dem Sammeln neuer Erfahrungen. Für 27 Prozent ist die fachliche Weiterentwicklung ein ausschlaggebendes Kriterium. Nur jeder Fünfte nennt einen höheren Lohn als entscheidenden Grund für den Jobwechsel.
Welches Image ein Unternehmen hat, spielt nur für 6 Prozent der befragten Ingenieure eine Rolle bei der Arbeitgeber-Wahl. Viel wichtiger sind spannende Projekte und sinnstiftende Arbeit. Weitere wichtige Elemente in Bezug auf Retention Management sind gute Arbeitsbedingungen, die Möglichkeit, neue Erfahrungen zu sammeln, und eine angenehme Arbeitsatmosphäre.
Nur wenige aktiv auf Jobsuche
Wie die Studie weiter zeigte, sind die technischen Fachkräfte mit ihrem aktuellen Arbeitsplatz sehr zufrieden. Nur 9 Prozent suchen aktiv eine neue Stelle. 59 Prozent sind an einem Arbeitgeberwechsel in den nächsten zwei Jahren nicht interessiert. Knapp ein Drittel ist zwar offen für Angebote, aber nicht aktiv auf Jobsuche. Hier sei ein Umdenken der Arbeitgeber gefragt, heisst es in der Medienmitteilung.
Bisher seien Recruitingmassnahmen vorwiegend auf aktiv Stellensuchende ausgerichtet. Damit können jedoch nur sechs Prozent der Zielgruppe erreicht werden. Als flankierende Massnahmen empfehlen die Studienautoren Direct-Search-Mandate, Anzeigenschaltungen ausserhalb von Jobbörsen oder Prämienprogramme im Bereich «Mitarbeiter werben Mitarbeiter». Zudem zahle sich die Investition in den Aufbau einer glaubwürdigen Arbeitgebermarke aus.
Generell wechseln Ingenieure ihren Job nicht oft: Im Durchschnitt suchen sie sich nach 7,2 Jahren einen neuen Job. Ein Arbeitgeberwechsel erfolgt erst nach 8,2 Jahren.
Nur die Hälfte der befragten Techniker ist mobil: 50 Prozent gaben an, dass sie auch für eine bessere Stelle den Wohnort nicht wechseln würden.
Online-Recruiting und Direktkontakt
Wechselt ein Techniker doch den Job, so spielen bei der Stellenbesetzung Online-Kanäle oder der persönliche Direkt-Kontakt die grösste Rolle: 41 Prozent sind über die Firmen-Webseite, eine Jobbörse oder Suchmaschine auf ihre aktuelle Stelle aufmerksam geworden, weitere 41 Prozent durch Direktansprache oder Empfehlungen aus dem eigenen Umfeld. Stark genutzt werden auch die oft totgesagten Print-Stellenmärkte. 38 Prozent der Ingenieure ziehen diesen Kanal in ihre Suche mit ein.
Mit 60 Prozent Reichweite ist jobs.ch der Leader bei den Stellenmärkten. Oft genutzt wird auch die Online-Stellenbörse alpha.ch (39 Prozent). Bei den Print-Titeln ist die regionale Tagespresse relevant (22%). Auf dem zweiten Platz kommt das Alpha vom Tages-Anzeiger (16%).
Den Ingenieuren ist durchaus bewusst, dass sie auf dem Arbeitsmarkt begehrt sind. Auf einer Skala von 0 bis 10 wurde die Frage «Wie schätzen Sie die aktuelle Arbeitsmarktlage für Ingenieure mit Ihrem beruflichen Hintergrund ein?» mit durchschnittlich 7,9 Punkten beantwortet.
Technisches Fachpersonal kann sich auch über ein gutes Gehalt freuen. Der mittlere Verdienst liegt bereits bei einem einfachen Angestellten ohne Führungsverantwortung bei rund 98’000 Franken pro Jahr.