HR Today Nr. 3/2016: Aus- und Weiterbildung

«Aus Handarbeit ist Kopfarbeit geworden»

Zweifel Pomy-Chips engagiert sich in der Integration von niedrig qualifizierten Mitarbeitern. Der Leiter Produktion sowie eine Mitarbeiterin erzählen.

Herr Knobel, warum engagiert sich Zweifel Pomy-Chips bei der Integration von niedrig qualifizierten Mitarbeitenden?

Christian Knobel: Uns ist es ein Anliegen, jedem eine Chance im Arbeitsmarkt zu geben. Deshalb unterstützen wir niedrig qualifizierte Mitarbeitende, den Anforderungen im Arbeitsleben gerecht zu werden, denn einfachere Tätigkeiten verlagern sich zu komplexeren Arbeitsinhalten und Arbeitsabläufen, die ständig weiterentwickelt werden müssen. Diese Reise möchten wir zusammen mit unseren Mitarbeitenden machen, indem wir sie weiterqualifizieren.

Zweifel

Das 1958 gegründete Familienunternehmen Zweifel Pomy-Chips mit Sitz in Zürich-Höngg und in Spreitenbach gehört seit 2010 zu den Pionierunternehmen, die im Zuge der Teilautomatisierung ihrer Produktionsanlagen das Modell «Go» anwenden. Heute bereitet das Unternehmen seine Mitarbeitenden mit externen Deutschkursen, internen Computerkursen und On-the-Job-Weiterbildungen laufend auf die technischen Veränderungen vor und ermöglicht ihnen damit eine Weiterbeschäftigung.

Wo verorten Sie in der Produktion aktuell den dringendsten Weiterbildungsbedarf?

Aktuell haben wir den Schwerpunkt auf die Computerbedienung gelegt, um die technischen Herausforderungen besser bewältigen zu können. So werden die neuen Produktionsanlagen beispielsweise nur noch über Bildschirme gesteuert. Durch die Vernetzung der Anlagen müssen die Mitarbeitenden fähig sein zu erkennen, ob ein Problem bei der Abpackstation einen Stau in den vorhergehenden Stationen auslöst, der behoben werden muss. Das erfordert ein Denken in Zusammenhängen, das jedoch erlernt werden muss und das wir direkt an der Anlage schulen.

Wie wichtig sind Deutschkenntnisse?

Die Verständigung auf Deutsch ist wichtig, weil die technische Komplexität ständig steigt. Aus diesem Grund bieten wir unseren Mitarbeitenden bei Bedarf auch Deutschkurse an.

Wie muss man sich die Fördermassnahmen für Geringqualifizierte in Ihrem Betrieb konkret vorstellen?

Im Rahmen des jährlichen Jahresendgesprächs überprüfen wir die vereinbarten Ziele. Bei Bildungsmassnahmen braucht es eine positive Begleitung durch den Vorgesetzten. Weniger Qualifizierte brauchen häufiger die Bestätigung, dass sie auf dem richtigen Weg sind oder dass sie etwas gut gemacht haben. Es gilt, Ziele in kleine Schritte herunterzubrechen und das On-the-Job-Lernen zu ermöglichen. Geringer qualifizierte Mitarbeitende sind es weniger gewohnt, in einem Schulungsraum zu sitzen und selbständig zu lernen. Man muss die Menschen da abholen, wo sie stehen.

Was hat Ihrem Unternehmen das Engagement in der Weiterbildung von Geringqualifizierten bisher gebracht?

Wir konnten praktisch allen geringer qualifizierten Mitarbeitenden eine Perspektive aufzeigen, sie mit neuen Aufgaben betrauen und damit weiterbeschäftigen. Das bedeutet manchmal 
jedoch auch, ihnen zu erklären, dass ihr Job längerfristig nicht sicher ist, wenn sie sich nicht weiterentwickeln wollen. Glücklich bin ich darüber, dass uns die Geschäftsleitung die notwendigen Ressourcen für die Weiterbildung zur Verfügung stellt. So können wir die Mitarbeitenden direkt an der Produktionsanlage unterrichten und haben für den Computerkurs zusätzliche Laptops, 
Beamer oder Schulbücher beschafft.

Hedide Tahiri (30), Herkunftsland Kosovo, Mitarbeiterin in der Endverpackung, Zweifel Pomy-Chips AG, Spreitenbach

«Wegen der Kriegswirren musste ich im letzten Schuljahr den Kosovo verlassen und bin mit 14 Jahren in die Schweiz gekommen. Dort habe ich in der Schule vor allem Deutsch gelernt. Nach dem Schulabschluss arbeitete ich in einer Firma, wo ich Druckerpatronen verpackte. Das Unternehmen ging jedoch Konkurs und ich musste mich nach einer neuen Arbeit umsehen.

Zu Zweifel kam ich, weil der Betrieb als einer der wenigen Arbeitsplätze für Menschen ohne klassische Ausbildung anbot. Anfänglich konnte ich mich nicht sehr gut auf Deutsch verständigen, habe meine Deutschkenntnisse beruflich und privat im Austausch mit Kolleginnen aber laufend verbessert. Der Computerkurs bei Zweifel öffnete mir die Türen für meine persönliche Weiterentwicklung. Ich habe meine Angst vor dem Computer verloren, was mir den Wechsel in den Bereich Endverpackung ermöglichte, wo die ganze Produktionslinie automatisiert ist.

Während ich zu Beginn meiner Tätigkeit bei Zweifel als Packerin Chips-Beutel von Hand verpackte und die Anlagen reinigte, bin ich nun hauptsächlich für die Überwachung der Produktionsanlage und für die Störungsbehebung verantwortlich und greife nur noch selten manuell ein. Für die Zukunft möchte ich weiterhin einen guten Job machen und die technischen Neuerungen kennenlernen.»

 

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Chefredaktorin, HR Today. cp@hrtoday.ch

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