Kaspar Engeli
Die Ecopop-Initiative vereinigt Isolation und Schulmeisterei. Beides geht aus meiner Sicht gar nicht und ist entschieden abzulehnen. Warum? Der Handel beschäftigt 680 000 Menschen und ist damit der grösste private Arbeitgeber der Schweiz und darauf angewiesen, flexibel agieren zu können, beispielsweise in der Beschaffung, Lagerung und im Verkauf. Sich schnell auf veränderte Bedingungen einzustellen, jederzeit handlungsfähig zu bleiben, Bedürfnisse zu erkennen und zu befriedigen, sind Eigenschaften, die es in diesem Umfeld braucht. Die Schweiz ist innovativ, modern und leistungsfähig. Bei der Ausbildung, Forschung und Wettbewerbsfähigkeit gehört sie zur Weltspitze. Dies ist jedoch nicht selbstverständlich, sondern muss immer wieder verteidigt werden.
Wie? Indem wir uns auf das besinnen, was uns stark gemacht hat. Dazu zählen beispielsweise der soziale Frieden, die Ausbildung, die offene Gesellschaft, die Vernetzung in der Welt und die gute Infrastruktur. Es sind diese Rahmenbedingungen, welche den Nährboden für den schweizerischen Erfolg bilden, um den wir zu Recht beneidet werden.
Isolation ist das Allerletzte, was die Schweiz als offener und liberaler Wirtschaftsstandort braucht. Deshalb ist der Kampf gegen den Protektionismus so wichtig. Was bedeutete es, wenn die ständige Wohnbevölkerung um maximal 0,2 Prozent pro Jahr wachsen dürfte? Was, wenn die Ecopop-Initiative angenommen würde?
Zur Erinnerung: Nach dem EWR-Nein im Dezember 1992 stagnierte die Schweizer Volkswirtschaft während fast zehn Jahren. Erst die bilateralen Abkommen I und II verliehen Schub und erlösten uns aus einer selbst gewählten Starre. Ähnliches droht heute nach der Annahme der Masseneinwanderungsinitiative. Wer will das? Bestimmt nicht die im Handel Beschäftigten und keiner, der sich innovative, gut bezahlte und vielseitige Arbeitsplätze in der Schweiz wünscht.
Es braucht also wenig Fantasie, um sich auszumalen, was bei der Annahme der Ecopop-Initiative auf die Schweiz zukäme: ein Imageschaden für das gesamte Land sowie eine steigende Zahl an Grenzgängern. Damit würden die anvisierten Ziele der Ecopop-Initiative ganz bestimmt nicht erreicht.
Weitere Nebeneffekte: die zunehmende Isolation in Europa sowie die Gefährdung sämtlicher Abkommen mit der EU. In allen Berufsgruppen vom Gesundheitswesen bis zur Spitzenforschung wäre mit der Annahme der Initiative zudem mit einer akuten Verknappung von Arbeitskräften zu rechnen. Die geforderte Einwanderungsquote von 0,2 Prozent pro Jahr verschärfte die Überalterung der Bevölkerung und überlastete die Sozialwerke massiv. Arbeitsintensive Wirtschaftsbranchen würden wegfallen, Geschäftstätigkeiten ins Ausland verlagert und Firmen wegziehen, die ihren Mitarbeitern das zunehmend angespannte Klima in der Schweiz nicht mehr zumuten könnten oder wollten.
Handel Schweiz hofft deshalb auf eine Niederlage der Ecopop-Initiative. Dies als klares Zeichen dafür, dass die Schweiz eine moderne und offene – und deshalb erfolgreiche – Volkswirtschaft ist und bleibt.