BGM – Was bringt's?
«Viele Menschen sind von der Beschleunigung, der Verdichtung und der Komplexität der modernen Arbeitswelt überfordert», konstatiert Thomas Mattig, Direktor der Gesundheitsförderung Schweiz, zu Beginn der Tagung am 22. August. «Wir müssen in allen Lebensbereichen Bremsen einbauen», fordert er. Dabei könne BGM helfen.
Rund 600 Teilnehmende haben sich am 22. August 2018 in der Universität Zürich zur Nationalen Tagung für Betriebliches Gesundheitsmanagement eingefunden. (Bild: zVg)
«Daneben müssen wir auch unsere Werte überdenken», fordert Mattig. Denn die weit verbreitete Angst, von jemandem überholt zu werden, führe zu einem «Rat Race». Mit krankmachenden Folgen. Das Friendly Work Space Label könne in diesem Kontext dazu beitragen, dass sich alle Arbeitgeber an bestimmte Arbeitsbedingungen halten und Arbeitnehmenden lernen, besser mit Druck umzugehen. «Obwohl vieles messbar ist, kann man den Menschen nicht auf Zahlen reduzieren», sagte der nachfolgende Redner Dr. Gregor Jenny, der an der Universität Zürich zum Thema BGM forscht. Um im Unternehmen BGM-Zahlen, -Daten und -Fakten glaubhaft zu vermitteln, müsse man deshalb auch Geschichten erzählen. Diese vermittelten allen Menschen Sinn und Orientierung.
Im dritten Rednerbeitrag illustrierte Urban Studer von den SBB anhand komplexer Excel-Auswertungen, wie sich das BGM-Engagement der SBB in Franken auszahlt, und wies darauf hin, dass sich aus Zahlen auch falsche Schlüsse ziehen lassen. Etwa, wenn man die demografische Zusammensetzung der Belegschaft bei der Auswertung der Fehltage nicht berücksichtigt.
Der Nachmittag stand ganz im Zeichen der Selbstbestimmung. Gerhard Andrey, Co-Founder von Liip, erläuterte, wie das nach Holacracy-Prinzipien gestaltete Unternehmen die Gesundheit seiner Mitarbeitenden fördert, und appelliert an die Firmen, vorsichtig zu sein, wenn sie die Verantwortung für das individuelle Wohlbefinden der Mitarbeitenden übernehmen wollen. Vielmehr sollten sie versuchen, das Privatleben der Mitarbeitenden nicht zu vereinnahmen.