Alberto Bondolfi
Eggfreezing ja oder nein? Meine Antwort ist klar: gar nicht! Ein Fachvertreter der Ethik soll sich aber nicht nur mit «Moralpredigten» begnügen, sondern auch argumentativ seine Position darlegen und untermauern. Das werde ich nun an dieser Stelle versuchen. In der Hoffnung, dass meine Argumente sowohl jungen Frauen als auch aufgeklärten Arbeitgeber/-innen einleuchten werden.
Eggfreezing – das Einfrieren von menschlichen Eizellen zwecks ihrer späteren Benutzung im Rahmen einer In-vitro-Fertilisation – ist eine medizinische Praktik, welche erst im Entstehen begriffen ist. Aus rein medizinischer Perspektive können wir heute weder sagen, dass diese keine negativen Folgen hätte, noch, dass sie als unbedenklich einzustufen ist. Um medizinisch glaubwürdige Aussagen machen zu können, muss die Forschung erst weitere Ergebnisse vorlegen. Die Tatsache, dass wir noch in einer experimentellen Phase stehen, ist aber noch kein Argument, um diese Forschung ganz und gar zu verbieten. Im Gegenteil: Sie soll weiter gepflegt werden. Dies im Rahmen der Regulierungen, die unser Land bereits getroffen hat.
Eggfreezing hat sowohl mit dem Kinderwunsch als auch mit der Lebensplanung eines Paares zu tun. Insofern gehören beide Elemente zur Privatsphäre und sollten, so weit wie möglich, vor direkter Beeinflussung von aussen geschützt werden. Dies gilt vor allem für eine potenzielle Beeinflussung durch den Staat: Er überlässt zu Recht sowohl die Entscheidung, sich überhaupt Kinder zu wünschen, als auch die Frage nach deren Anzahl den jeweiligen Paaren und mischt sich in dieser Angelegenheit kaum ein. Nachdem die Kinder geboren worden sind, schützt der Staat ihr Leben dann, indem er auch versucht, gute Bedingungen für ihre Erziehung zu schaffen: Kinderkrippen, Kindergärten und andere Institutionen werden gefördert. Er erwartet ebenso zu Recht, dass private Organisationen dabei subsidiär auch helfen.
Wenn sich Arbeitgeber in diesem Bereich engagieren, ist das sicherlich lobenswert. Dieses Engagement soll aber nicht so weit gehen, dass bestimmte Formen des Fortpflanzungsverhaltens Gegenstand dieses Engagements werden sollen. Die Einmischung des Arbeitgebers in die persönliche Lebensführung der Mitarbeitenden geht eindeutig zu weit, da er über andere Instrumente verfügt, um die Karriere seiner Mitarbeitenden zu fördern.
Die Entscheidung im Dilemma zwischen Karriereplanung und Familiengründung muss den potenziellen Eltern durch andere, griffigere Massnahmen erleichtert werden. Mutterschafts- und auch Vaterschaftsurlaube sollten länger dauern, Krippenplätze leichter zugänglich gemacht werden und, und und.
Junge Eltern ihrerseits sollten auch alternative Karrieremuster pflegen. Das berufliche Leben soll nicht nur als eine immer steiler werdende Bergsteigung betrachtet werden. Man kann Glück auch im Wechsel und in flachen Hierarchien erfahren. Es ist zu hoffen, dass sowohl jungen Paaren als auch erfahrenen Arbeitgebern diese andere Sichtweise auf die Elternschaft einleuchten wird.