HR Today Nr. 9/2020: Women Back to Business – Birgit Konieczny

Es ist nie zu spät

Mit 57 Jahren einen neuen Job zu finden, ist schwierig. In diesem Alter und nach zwölf Jahren familiärbedingter Abwesenheit auf dem Arbeitsmarkt wieder einzusteigen, noch schwieriger. Birgit Konieczny hat es jedoch geschafft.

Neu in der Schweiz, die Kinder aus dem Haus und ein Mann, der ständig beruflich unterwegs ist: Das ist die Realität, in der sich die Deutsche Birgit Konieczny 2017 wiederfindet. Zeit, sich neu zu orientieren und beruflich wieder Fuss zu fassen. Doch wie und wo? «Nach über zwölf Jahren als Vollzeit-Familienfrau und mit 57 Jahren nahtlos in mein angestammtes Gebiet der Marktforschung und Unternehmensanalyse zurückzukehren, war nicht einfach. Aber ich wollte wieder als Teil eines Teams arbeiten, mich mit meinen Kollegen austauschen und mit ihnen gemeinsam etwas erreichen.»

Auf der Suche nach Wiedereinstiegsmöglichkeiten drückt ihr eine Freundin bei einem Treffen eine Broschüre des International Women Club Zürich in die Hand, auf deren Rückseite eine Anzeige des «Women Back to Business»-Programms abgebildet war. «Da wusste ich, das ist es. Die Universität in St. Gallen ist anerkannt und das CAS General Management breit aufgestellt. Ausserdem bekomme ich während der Ausbildung Einblick in verschiedene Unternehmen.» Birgit Konieczny bewirbt sich und beginnt im März 2018 die Weiterbildung.

Familie im Fokus

War Konieczny nach einer Karriere im Research bei McKinsey & Co. und der Geburt der beiden Kinder 2002 zunächst selbständig als Business Research Manager tätig, verzichtet sie 2006 nach einem Umzug auf ihre Berufstätigkeit. «Wer seine Kindern aufwachsen sehen will, kann nicht Vollzeit arbeiten. Es sei denn, man hat Unterstützung.» Da ihr Mann aufgrund seiner beruflichen Position nicht Hand bieten kann und selten zu Hause ist, kommt das klassische Rollenmodell zum Zug. «Rückblickend hat sich die Zeit als Familien-CEO aber als sehr lehrreich erwiesen.» So habe sie sich zahlreiche Kompetenzen angeeignet, die auch im Berufsleben gefragt sind. «Etwa das Zeitmanagement, Flexibilität, den Umgang mit eigenen Ressourcen oder die Fähigkeit, andere zu unterstützen und mit ihnen zusammenarbeiten.»

Hat sie beim CAS-Auftakt im März 2018 noch Respekt vor dem Sprung ins kalte Uniwasser, verflüchtigen sich diese Befürchtungen rasch. «Ich war sofort wieder mit den Management-Themen vertraut und konnte intellektuell mit anderen Teilnehmerinnen mithalten.» Herausfordernd sind für Konieczny indes die Gruppenarbeiten und die Zusammenarbeit mit Menschen anderer Kulturen: «Ich bin sehr deutsch, direkt und pragmatisch. Das ist nicht immer kompatibel.» Am Ende habe sie aber durch den internationalen Austausch viel zur Kommunikation und zum zwischenmenschlichen Umgang mit anderen Kulturen gelernt.

Zurück im Beruf

Durch das Weiterbildungsprogramm lernt Konieczny auch Mike J. Widmer kennen, einen der Managing Partner bei Boyden Schweiz, der sie für eine Research-Stelle ins Unternehmen holt. Nach einem Praktikum als Teil des «Women Back to Business»-Programms, erhält sie im September 2018 eine Festanstellung mit einem 80-Prozent-Pensum. Ein Glücksfall, sagt die heute 59-Jährige. «Wäre das Programm nicht gewesen, hätte ich wahrscheinlich nie so viel Selbstvertrauen erlangt und ein solches Netzwerk aufgebaut, das es braucht, um nach einer längeren Pause wieder ins Berufsleben einzusteigen.»

Zur Person

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Birgit Konieczny hat Englisch, Spanisch und Volkswirtschaft an der Justus-Liebig-Universität im deutschen Giessen ­studiert. Von 1988 bis 2002 war sie für McKinsey & Co. tätig, unter anderem als Practice Specialist, danach arbeitete sie von 2002 bis 2006 selbständig als ­Business Research Manager, um sich ab 2006 bis 2018 vollständig der Familie zu widmen. 2018 kehrte sie ins Berufsleben zurück und ist seither beim Consulting-Unternehmen Boyden Global Executive Search in Zürich als Senior Associate ­tätig.

 

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Christine Bachmann 1

Christine Bachmann ist Chefredaktorin von Miss Moneypenny. cb@missmoneypenny.ch

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