Familien- versus Ich-Zeit
Frauen brauchen ein gutes privates wie auch berufliches Netzwerk, wenn sie in einer Kaderposition Teilzeit arbeiten möchten, meint Daniela Sodige Kündig. Die ehemalige Finanz-Führungskraft, Vollzeitmutter und Wiedereinsteigerin bei einer internationalen Unternehmensberatung weiss das aus eigener Erfahrung.
2005 kündigt Daniela Sodige Kündig ihre Führungsposition als Managing Consultant bei der MLP Private Finance AG in Zürich aufgrund eines tragischen Unfalls ihrer Schwiegermutter und folgt ihrem Mann nach Deutschland. Dort wird die damals 32-Jährige erstmals schwanger und entscheidet sich, Vollzeit für Kind und Familie da zu sein. Noch im selben Jahr normalisieren sich ihre familiären Verhältnisse in Deutschland, so dass sie gemeinsam mit ihrem Mann in die Schweiz zurückkehrt.
2008 folgt das zweite, 2010 das dritte Kind. «Rückblickend bin ich froh, einige Jahre Vollzeit-Mama gewesen zu sein.» Insbesondere, weil in vielen Familien ein unglaublicher Stress herrsche, um die Kinder in die Krippe zu bringen und dort wieder abzuholen. «Das kannte ich so nicht. Ich konnte die gemeinsamen ersten Jahre richtig geniessen und eine starke Eltern-Kind-Bindung aufbauen.»
Langsamer Wiedereinstieg
Nach acht Jahren will Daniela Sodige Kündig trotz familiärer Harmonie beruflich wieder tätig werden und arbeitet stundenweise als Dozentin bei der AKAD College AG in Zürich. Schon bald merkt sie, dass ihr die Arbeit zwar gefällt, ihr aber der Austausch im Team und ihr angestammtes Umfeld in der Finanzbranche fehlen. Doch wie ins alte Metier zurückfinden? Das «Women Back to Business»-Programm ist ihr zwar bekannt, doch für die Teilnahme entscheidet sie sich erst, als sie zusammen mit einer früheren Studienkollegin an einer Informationsveranstaltung teilnimmt. «Dieser Anlass hat mich bewogen, den CAS tatsächlich zu starten.»
Mit dem Wiedereinstiegsprogramm lernt Daniela Sodige Kündig ihre Stärken kennen und sich im Stellenmarkt zu positionieren. Die Gruppencoachings erweisen sich dabei als besonders hilfreich: «Die Coachings haben mein Selbstwertgefühl gestärkt. Ich habe realisiert, dass ich nicht die Einzige bin, die an sich zweifelt.» Ebenso schätzt sie das Partnernetzwerk der HSG sowie die Unterstützung, die sie erhält, um ihr eigenes Netzwerk zu erweitern.
Zurück im Business
Über die Kontakte der HSG kommt Sodige Kündig zu einer ersten befristeten Festanstellung: «Während des Programms haben wir für die Credit Suisse eine Fallstudie erarbeitet, in der wir der Bank neue Entwicklungsfelder aufzeigten. Dadurch konnte ich mich nicht nur als Arbeitnehmerin positionieren, sondern erhielt auch vertiefte Einblicke in die Grossbank.» Ein Vorteil, den sie beim Vorstellungsgespräch für die Position als Senior Marketing Manager für sich nutzt.
Als der Arbeitsvertrag mit der Credit Suisse 2019 ausläuft, startet die inzwischen 46-Jährige anfangs 2020 bei der Unternehmensberatung MasonBreese Switzerland GmbH. Als Board Advisor ist sie dort für den Aufbau der Schweizer Einheit im HR, Marketing, Business Development und Operations zuständig und berät das Unternehmen in Fragen zur Compliance.
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