«Es sind ganz andere Kompetenzen notwendig»
Mit «Digitale Arbeitswelten – Chancen und Gefahren für das HR» griffen die Veranstalter des ZGP-Symposiums Mitte Jahr im Zürcher Hotel Marriott ein heisses Eisen auf.
Barbara Aeschlimann, Head of Human Resources, Ernst & Young. (Foto: zVg)
Einige lange Gesichter habe sie im Publikum schon geortet, erinnert sich Symposiumteilnehmerin Barbara Aeschlimann, Head of Human Resources, Ernst & Young, auf Nachfrage. «Der Trend zur Digitalisierung ist zwar bekannt, aber das HR lebt noch nicht ganz in dieser Welt», so ihre Einschätzung. «Die Reflexion darüber, wie das HR künftig richtig gestaltet werden müsste, hat noch nicht ganz stattgefunden, weshalb die Digitalisierung oft als Bedrohung wahrgenommen wird.» Dass die technischen Möglichkeiten weit über dem tatsächlichen Nutzungsverhalten der Teilnehmenden liegen, erstaunt sie nicht. Doch wie berechtigt sind die Ängste vor der Digitalisierung tatsächlich?
«Wenn Vertrauen im Spiel ist, sind menschliche Beziehungen nicht durch maschinelle Prozesse ersetzbar», glaubt Barbara Aeschlimann. «Im Rekrutierungsprozess ist der persönliche Kontakt immer noch sehr wichtig». Wo HR-Prozesse jedoch vereinfacht und effizienter gestaltet werden könnten, müsse man investieren, denn viele administrative Tätigkeiten liessen sich durch Algorithmen besser erledigen, während gleichzeitig die Fehlerquote sinke.
Während administrative Aufgaben in der digitalisierten Arbeitswelt des HR verschwinden, entstehen gleichzeitig neue Handlungsfelder. Denn mit der eingesetzten Technologie eröffnen sich immer mehr Schnittstellen zwischen Mensch und Maschine: Der HR-Manager entwickelt sich zum Vermittler zwischen Mensch, Maschine und Technikern. Eine reine Koordinationsfunktion reiche im HR aber nicht mehr aus, mahnt Barbara
Aeschlimann. «Es sind ganz andere Kompetenzen notwendig.»
Diese bestehen für sie vor allem darin, in der digitalisierten Welt globale Projektteams zusammenzustellen und den Zusammenhalt zwischen den Teammitgliedern unterschiedlichster Kulturen und Herkünfte zu fördern. «Deshalb bedingt der technische Wandel auch, dass sich HR-Fachleute für verschiedenste Themen interessieren und die Bereitschaft zeigen, sich trotzdem bis ins kleinste Detail einzuarbeiten.» Bis sich die Digitalisierung in der Schweiz flächendeckend durchgesetzt hat, dürfte noch einige Zeit vergehen. Trotz einer gewissen Zurückhaltung beim breiten Einsatz der neuen Technologien stehe die Schweiz im Vergleich zum Ausland bei der Digitalisierung der HRM-Prozess aber gut da, so Barbara Aeschlimann: «Praktisch alle global tätigen Grossunternehmen verfügen heute über eine Digitalisierungsstrategie und sind in der Umsetzung schon weit vorangeschritten.»