HR Today Nr. 5/2022: HR FESTIVAL europe

Future Work Speculations

Rascher Wandel bestimmt unsere Zeit. Die Art, wie wir leben, denken und arbeiten, verändert sich permanent. Das bringt in der Arbeitswelt eine Vielzahl an Chancen und Herausforderungen.

Einige Entwicklungen, wie die zunehmende Automatisierung der Arbeit, zeichnen sich heute bereits ab, andere sind nicht vorhersehbar. Gerade deshalb bietet die Zukunft der Arbeit viel Spielraum. Doch wie wollen wir sie angesichts der vielen Ungewissheiten gestalten?

Die spekulativen Objekte aus der Serie «Future Work» zeigen Ausschnitte aus der Arbeitswelt von morgen. Sie machen abstrakte Zukunftsideen in materialisierter Form besser greifbar und begreifbar. Die fiktiven Objekte sollen auf spielerische, sinnliche und provozierende Art zum Nachdenken anregen – über den Wandel in der Arbeitswelt, über die Zukunft von Arbeitsplätzen und -märkten, über Führung und Verantwortung. Zugleich nehmen sie jede Einzelne und jeden Einzelnen in die Verantwortung, Gestalter zu werden, wenn es um unser zukünftiges Leben geht.

(Konzept: kühne wicki Future Stuff & Priscille Jotzu im Auftrag von Schoch Werkhaus und Xing Schweiz)

Das grosse Ohr

In Zukunft wollen Unternehmen die Intelligenz und Kompetenz aller Mitarbeitenden für die Entwicklung ihrer Organisation einsetzen. Darum wurden hierarchische Entscheidungseskalationen, aber auch demokratische Entscheidungsfindungen abgeschafft. In den meisten Schweizer Unternehmen hat sich der sogenannte Anhörungsprozess etabliert: Wer eine Idee hat, hört sich die Meinung der anderen zwar an, die Entscheidungsverantwortung liegt jedoch allein bei der zuständigen Person. «Konzentriertes Zuhören» wird zur gefragten Fähigkeit auf dem Jobmarkt. «Das grosse Ohr», entworfen vom Künstler Damien Hirst in Kooperation mit Thonet, ist das neue Statusobjekt im Büro und steht auf dem Tisch von allen, die etwas auf sich halten.

Der Kompass

In Zukunft ist die Beziehung zwischen Arbeitnehmenden und Arbeitgebenden von ungesunden Abhängigkeiten befreit. Dank der Einführung eines Grundeinkommens sind die Menschen dem Hamsterrad oder goldenen Käfig entkommen. Viele haben multiple Arbeitspartner und begegnen diesen tatsächlich auf Augenhöhe. Die feste Vollzeitanstellung ist zur Seltenheit geworden. So wird das wichtigste Navigationswerkzeug der persönliche Kompass. Er zeigt an, wo Unternehmen mit ähnlichen Wertvorstellungen eine Teilaufgabe am ultratransparenten Aufgabenmarkt anbieten, die zur eigenen Entwicklung passen könnte. Beim Match-Making ist das gewonnene Glück mindestens so wichtig wie der bezahlte Lohn.

Die Quelle

In Zukunft ist die Unternehmenszentrale so wichtig wie nie zuvor in der Geschichte der Arbeit. Weil Mitarbeitende flexibel, individuell und überall arbeiten können, wird der Ort, an dem sie zusammenkommen, zur Quelle von Sinn, Motivation und Austausch. Jede dieser Quellen ist hochgradig individuell und speist sich aus der DNA eines Unternehmens. Sie stärkt Mitarbeitende bei seltenen Besuchen in der Zentrale und inspiriert sie darüber hinaus in ihrem Arbeitsalltag – unabhängig davon, an welchem Arbeitsplatz dieser stattfindet.

Der goldene Abfall

In Zukunft haben viele Organisationen bewusste Verlernprozesse eingeführt. Sie helfen dem Gewohnheitstier Mensch, liebgewonnene Routinen loszulassen und sich für anstehende Veränderungen zu öffnen. Doch zuerst gilt es, Altes würdig zu verabschieden. Apple hat dafür den «Golden Trash» erfunden: Er wird wöchentlich an der Freitagssitzung befüllt und mit dem bekannten Apple-Wegwerfgeräusch entleert. Ein gemeinsames Teamritual, auf das sich schon alle am Montag freuen. Apple wirbt damit, die Transformations-Misserfolgsrate mit diesem einfachen Tool massiv zu senken.

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Senem Wicki ist seit 15 Jahren als Innovations­expertin für ­unterschiedliche Think Tanks, Unternehmen und öffentliche ­Institutionen ­tätig. Wicki ist Mitinhaberin von kühne wicki Future Stuff, im Vorstand von swissfuture und Mitgründerin von Mind in Meditation. kuehnewicki.com

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