HR Today Nr. 7&8/2021: Porträt & Video-Porträt

«Gemeinsam ist Vieles möglich»

Dass man Erfolge nicht allein erzielt, hat Monika Felix, HR-Leiterin der Firma LK International AG, früh in ihrer HR-Karriere festgestellt. Seither hat sie viele Herausforderungen gemeistert und ist immer wieder über sich hinausgewachsen.

Sie strahlt. Die Begeisterung für funktionelle Golf-, Ski- und Lifestylebekleidung ist Monika Felix anzusehen, als wir die HR-Leiterin von LK International AG im Kjus Flagship Store in Hünenberg treffen. Jacken, Polo-Shirts, Hosen, Regenbekleidung und Zubehör: Im schick eingerichteten Laden ist alles zu finden, was das Golferherz höherschlagen lässt. Zur passionierten Golferin ist die 45-Jährige erst vor knapp eineinhalb Jahren geworden, als das Familienunternehmen LK International AG im Sommer 2019 an die amerikanische Acushnet Holding Inc verkauft wird, zu der Marken wie Titleist, Footjoy und Scotty Cameron gehören.

Um Kleider, Schläger und Bälle auszuprobieren, verbringt Monika Felix ihre Freizeit seither häufiger auf der Driving Range und dem Golfplatz. Das fördere nicht nur das Verständnis für die Produkte, sondern verhelfe ihr auch zu mehr Ruhe: «Man ist mehrere Stunden in der Natur, viel in Bewegung und konzentriert sich auf den nächsten Schlag. Da bleibt kein Platz für andere Gedanken.»

Wachstumschancen

Die HR-Karriere von Monika Felix bei der LK International AG beginnt mit einer Blindbewerbung: «Nach einem knapp sechsjährigen internationalen Engagement beim amerikanischen Biotechnologieunternehmen Amgen wollte ich in einem kleineren Unternehmen arbeiten, in dem ich meine Anliegen zeitnah umsetzen konnte.» Bei der Suche nach einem passenden KMU stösst Felix auf Kjus und ist Feuer und Flamme für die Firma und die Marke. Eine HR-Stelle war dort zwar nicht ausgeschrieben, doch sie hat Glück: «Meine Bewerbung kam zum richtigen Zeitpunkt: Das Unternehmen befand sich in einer Wachstumsphase. Deshalb stand die Professionalisierung des HR zur Diskussion, das bisher nebenbei vom CFO wahrgenommen wurde.»

 

Felix unterschreibt im August 2010 einen Arbeitsvertrag bei LK International AG, um eine HR-­Strategie zu entwickeln und das HR aufzubauen. Dieses soll unter ihrer Leitung zudem zur Anlaufstelle für Mitarbeitende und Linienvorgesetzte werden und der Geschäftsleitung als Sparringpartner dienen. Das erfordert gründliche Abklärungen: «In den ersten Monaten habe ich die Bedürfnisse der Geschäftsleitung und der Mitarbeitenden ermittelt, die Resultate analysiert und einen Massnahmenplan erarbeitet.»

Daneben habe sie besonders die Rekrutierung beansprucht: «Der Grossteil der Rekrutierungsaktivitäten wurde noch auf Papier abgewickelt. Es fehlten die Übersicht und die Kontrolle im Bewerbungsprozess.» Eine Aufgabe, die sich als dringlich erweist: In ihrer HR-Generalistenfunktion muss Monika Felix zeitweise zwischen 15 und 20 Stellen gleichzeitig besetzen, weil der Betrieb zwischen 2010 und 2015 von ungefähr 30 auf 130 Mitarbeitende anwächst. Ein erster Schritt ist mit dem Wechsel von Papier- zu E-Mail-Bewerbungen getan. Mit einem Bewerbermanagement-System folgen weitere Verbesserungen. Daneben standardisiert Felix den Eintrittsprozess vom Bewerbungsgespräch zum Onboarding über das Coaching der Mitarbeitenden bis hin zum Offboarding.

Vom Grosskonzern zum KMU

Der Wechsel von der internationalen Amgen zum Familien-KMU bringt für Monika Felix persönliche Herausforderungen: «Bei Amgen konnte ich als HR-Business-Partner unterschiedlichste HR-­Spezialisten zu einem Thema konsultieren. Bei Kjus hatte ich dagegen auf HR-Ebene keine Sparring-Partner.» Um sich zu entwickeln und über den eigenen Tellerrand hinauszublicken, bildet sich Monika Felix deshalb stetig in Studiengängen und Seminaren zu HR relevanten Fachthemen weiter und hält den Kontakt zu ehemaligen HR- und Studienkolleginnen und -kollegen aufrecht.

Aufgrund der Geschäftsentwicklung der LK International AG und der strategischen Wachstumspläne wird das Familienunternehmen im Sommer 2019 an die börsenkotierte Acushnet Holding Inc verkauft und der Schweizer Hauptsitz von Kjus im Sommer 2020 nach Nordamerika verlegt. Trotz einschneidender Veränderungen eine Chance für Felix: «Mit Acushnet als Mutterfirma kann sich Kjus in vielen Bereichen entwickeln, im Golfbereich wachsen und sich professionalisieren.» Die damit einhergehenden Reorganisationen in der Schweiz fielen ihr jedoch nicht leicht. «Wir mussten uns von mir sehr nahestehenden Mitarbeitenden trennen und einige Abteilungen in der Schweiz ab- und in den USA wieder aufbauen.» Felix bewahrt ihre Professionalität auch in dieser Phase und unterstützt die Betroffenen bei allen Formalitäten. «Ich wollte ihnen bis zum letzten Arbeitstag als HR-Fachperson unterstützend zur Seite stehen.» Am Schluss verbleiben am europäischen Hauptsitz in Rotkreuz und den Kjus-Shops in Hünenberg, Zürich und St. Moritz sowie in Deutschland, Österreich, UK und Vietnam rund 65 Mitarbeitende.

Um Hilfe bitten lernen

Mit dem Eigentümerwechsel ändert sich Monika Felix’ Stellung im Unternehmen: Sie rapportiert nicht mehr an den CEO, sondern an den Managing Director European Operations und an die Präsidentin von Kjus North America Inc und arbeitet bei internationalen HR-Projekten eng mit Acushnet Holding Inc zusammen. Auch viele ihrer Arbeiten haben sich verändert. Etwa, weil HR-Prozesse und -Systeme Schritt für Schritt an jene des Acushnet-Konzerns angeglichen werden müssen.

Daneben beschäftigt Felix die Implementierung von MS Office Sharepoint in der Europa-Organisation. Das bedeutet für sie mitunter, sich immer wieder in neue Gebiete einzuarbeiten, die ausserhalb ihres HR-Fachbereichs liegen. Das tut sie mit Begeisterung: «Ich habe gelernt, dass vieles möglich ist. Ich liebe Abwechslung. Habe ich es mit Neuem zu tun, lese ich mich ein und unterhalte mich mit firmeninternen oder externen Experten.» Egal um welche Herausforderungen es sich ­handelt: Hierarchiedenken kennt Felix nicht. «Vom CEO über Mitarbeitende am Empfang bis hin zur Praktikantin kann jeder von jedem lernen und zur Lösungsfindung beitragen.»

Diese pragmatische Vorgehensweise musste sich Felix erst aneignen. Beispielsweise 2008 bei Amgen, wo die damals 32-Jährige als HR-Business-Partner in einem Compensation-and-Benefits-Projekt die Gehaltsnebenleistungen des Konzerns inter­national angleicht und an den komplexen internationalen Steuervorschriften fast verzweifelt. «Ich dachte oft, ich schaffe das nicht.» Die Nerven zu verlieren, bringe jedoch nichts. Mit jedem ­grösseren Projekt und jeder Erfahrung habe sie seither an Zuversicht und Selbstvertrauen gewonnen und gelernt, um Hilfe zu bitten, diese anzunehmen, sich bei knappen Deadlines mit den Verantwortlichen abzusprechen und Aufgaben zu delegieren.

Monika Felix legt Wert auf die Qualität ihrer Arbeit und hat auch an ihr Team hohe Ansprüche. ­Loslassen können ist hier das Stichwort. Das habe sie sich über die Jahre angeeignet: «Heute muss nicht mehr alles so sein, wie ich es mir vorgestellt habe. Ich habe gelernt zu vertrauen, bewege mich mit meinem Team auf Augenhöhe und hole mir ihr Feedback ein. Gemeinsam ist vieles möglich.»

Kurz und bündig

Wo sind Sie so richtig durchschnittlich?
Ich bin eine ganz schlechte Schwimmerin. Würde ich eine Seeüberquerung machen, müsste sich Kjus wohl einen neuen Head of HR suchen (lacht).

Feriendestinationen?
Als jüngstes von vier Kindern einer Bauernfamilie habe ich von Kindesbeinen an auf dem Hof mitgearbeitet und die Schulferien zu Hause verbracht. Erst mit ungefähr 25 Jahren entdeckte ich die Leidenschaft für das Reisen. Von da an habe ich regelmässig immer weiter entferntere Destinationen wie die USA, Kanada, Alaska, Südamerika, Afrika und Asien besucht und innerhalb von Europa viele Städte erkundet – insbesondere im rauen Norden.

Woran glauben Sie?
Dass sich Ehrlichkeit, Respekt, Fairness, Offenheit, Transparenz sowie Fleiss und Einsatz auszahlen.

Mein grösster Traum?
Skandinavien im Wohnmobil zu zweit und ohne jeglichen Zeitdruck zu erforschen und die Schönheit der Natur und der Stille zu geniessen.

Was ist Ihnen heilig?
Meine Freizeit, meine Ferien, meine Familie und meine Freunde. Diese Zeitinseln und die Menschen, die mich umgeben, sind mir sehr wichtig, auch wenn ich immer viel gearbeitet habe.

Zum Unternehmen

LK International AG ist der europäische Hauptsitz des Premium-Sportbekleidungsherstellers Kjus. Das Unternehmen wurde im Jahr 2000 gegründet und beschäftigt weltweit 110 Mitarbeitende, rund 65 davon in Europa. Die Kjus Golf-, Ski- und Lifestyle-Kollektionen werden in über 32 Ländern vertrieben. Die Gründung von Kjus beruht auf der Initiative des Olympiasiegers und Ski-Stars Lasse Kjus und des Schweizer Unternehmers Didi Serena.

 

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Chefredaktorin, HR Today. cp@hrtoday.ch

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