Chef sein oder sein lassen
Wie ist der Status Quo im Bereich Leadership und Zufriedenheit der Belegschaft mit den Chefetagen? Wir haben bei Arbeitnehmenden nachgefragt. Ihre Antworten zeigen, welche Prioritäten für das «Neue Führen» gelten.
Gute Zuhörer werden in der Chef-Etage besonders geschätzt. (Bild: iStock)
Eine starke Hand beim Führen, visionäres Denken oder doch die Einladung zu sich nach Hause zum Apéro – was macht eine gute Führungsperson aus? Überraschend ist es sicherlich nicht, wenn offenbart wird: die oben genannten Punkte sind es nicht. In einer Befragung vom Magazin Miss Moneypenny, dem Schwestermagazin von HR Today, das sich an Assistenzen und Personen im Office Management richtet, kam heraus, dass andere Qualitäten mehr wertgeschätzt werden.
Kommunizieren-können ist der Schlüssel
So sagen 88,8 Prozent, dass ihnen eine klare Kommunikation am wichtigsten ist. Das heisst, wichtige Angelegenheiten direkt thematisieren, damit die gesamte Belegschaft im Bilde ist, was aktuell im Vordergrund steht. Das beinhaltet auch, dass Konflikte oder potentielle Konfliktthemen offen angesprochen werden können. Dabei wird Empathie geschätzt, die mit 50 Prozent dem dritten Platz hinter Entscheidungsfähigkeit (57,5 Prozent) belegt. Als weiterhin wichtig wird neben Transparenz zusätzlich noch Wertschätzung und Vertrauen aufgelistet. Der Punkt «Privat auf einer Wellenlänge liegen» liegt übrigens mit 1,4 Prozent auf dem letzten Platz.
Frage: Welche spezifischen Eigenschaften oder Verhaltensweisen machen Ihrer Meinung nach eine(n) gute(n) Vorgesetzte(n) aus?
Weiterhin wurde nachgefragt, wo sich die Führungspersonen noch verbessern könnten. Auch hier sieht man wieder, was für ein kritischer Punkt die Kommunikation ist: Diese liegt nicht nur bei den Wunschqualitäten auf erster Stelle, sie findet sich auch hier ganz oben wieder. 71,3 Prozent finden, dass ihre Vorgesetzten noch an ihrer Kommunikationsfähigkeit arbeiten müssten. Ein wenig abgeschlagen dahinter folgt Fairness und Gleichbehandlung (49,5 Prozent), an denen noch gearbeitet werden dürfte. Gleichauf mit rund 37 Prozent folgen anschliessend «Motivation und Inspiration» sowie «Verantwortung übernehmen und Entscheidungen treffen» – also eigentlich Bereiche, für die eine klassische Führungskraft prädestiniert sein sollte.
Frage: Wo kann sich Ihr(e) direkte(r) Vorgesetzte(r) noch verbessern?
Wenn es glänzt, ist es auch manchmal Gold
Jedoch sind die meisten Mitarbeitenden mit der Führungskultur zufrieden: 20,1 Prozent empfinden diese als sehr positiv, 60 Prozent als meist positiv. Nur 3,6 Prozent gaben an, sehr unzufrieden mit der unternehmensinternen Führungskultur zu sein.
Auch die Zusammenarbeit mit dem oder der direkten Vorgesetzten wird als positiv angesehen: 72,6 Prozent sind fast immer zufrieden mit der Zusammenarbeit und nur 5,9 Prozent sind meistens unzufrieden.
Es steht und fällt aber nicht alles mit dem Chef oder der Chefin. Der Frage, ob man als Angestellte den Arbeitgebenden wechseln würde, wenn die Führungsperson auch geht, standen die Befragten mit gemischten Gefühlen gegenüber. 72,1 Prozent entscheiden auch nach Arbeitsweg, Gehalt, Aufgaben und weiteren Eckpunkten, während 20,5 Prozent sagten, sie würden auf jeden Fall mitwechseln.
Eine Führungskraft kann also vieles zum guten, wie auch zum schlechten wenden. Einiges kann noch durch andere Themen wie Gehalt oder ein gutes Teamgefühl ausgebessert werden, wenn es auf den Chefetagen nicht so rund läuft. Spannende Aufgaben helfen sicherlich auch, sind wahrscheinlich nur kein langfristiger Garant für die Treue der Belegschaft.
Fazit
Was heisst das nun für das sogenannte «Neue Führen»? Bevor eine Person eine leitende Funktion übernimmt sollte sich nicht nur danach orientiert werden, ob die Person gute Leistungen erbringt oder schon lange im Unternehmen ist. Ein guter Chef oder eine gute Chefin sollte vielmehr in der Lage sein, das Gesamtbild zu erkennen, weiter zu geben und vor allem auch, eine offene Kommunikation zu fördern. Und dann passt es auch mit dem Apéro zu Hause.