Management auf Zeit boomt
Es gibt verschiedene Gründe, sich für einen Interim Manager zu entscheiden: die Überbrückung einer Führungsvakanz, der Aufbau neuer Geschäftsfelder, Veränderungsprozesse oder klassisches Projektmanagement. In der Schweiz wird Interim Management immer beliebter.
(Illustration: iStockphoto)
Der zeitlich befristete Einsatz von Führungskräften in Unternehmen hat sich in der Schweiz seit den 1980er-Jahren zusehends verbreitet und wächst heute jährlich zwischen fünf und zehn Prozent. Dass der Arbeitsmarkt einen diesbezüglichen Flexibilisierungsprozess vollzieht, beweisen auch andere Länder, wie etwa die Niederlande, Grossbritannien oder die USA. In Grossbritannien werden bereits 20 Prozent aller Führungsleute als Manager mit einem befristeten Arbeitsvertrag eingesetzt. Laut einer aktuellen Umfrage des Arbeitskreises Interim Management Provider (AIMP) von 2014 beläuft sich das Marktvolumen für das Interim-Geschäft in den DACH-Ländern (Deutschland, Österreich, Schweiz) auf über 2,5 Milliarden Schweizer Franken.
Der Markt
Bis vor einigen Jahren wurde Interim Management stark mit dem Thema Sanierung assoziiert. Heute hingegen besetzt man nahezu alle Funktionsbereiche in Unternehmen mit Interim Managern. Neben einigen «Königsbranchen» (Maschinen- und Anlagenbau, Chemie/Pharma und Telecom) haben sich in der Schweiz auch andere Sektoren deutlich in diese Richtung geöffnet, etwa die Energiewirtschaft, das Gesundheitswesen, die Verwaltung, die Finanzdienstleistungsbranche sowie die Bauindustrie.
Genutzt wird das Interim Management vorwiegend im Bereich grösserer mittelständischer und industrieller Unternehmen. Selbst im Umfeld von Familienunternehmen sind immer mehr Interim Manager erfolgreich tätig. Ausserdem nimmt die Zahl jener Unternehmen zu, die wiederholt Manager mit zeitlich befristeten Verträgen einsetzen. Dabei sind solche, die bereits im Ausland Erfahrungen mit Interim Managern gesammelt haben, eher bereit, diese Form der Zusammenarbeit zu wählen. Die AIMP-Studie zeigt, dass rund zwei Drittel aller Interim Manager auf der ersten und zweiten Führungsebene eingesetzt werden. Zu deren Hauptaufgaben gehören die Überbrückung einer Führungsvakanz, klassisches Projektmanagement, der Aufbau neuer Geschäftsfelder und Veränderungsprozesse. Die Einsätze für Restrukturierungsprojekte haben sich im letzten Jahr auf 17 Prozent verdoppelt.
Die Länge der projektbezogenen Einsatzzeit variiert in den verschiedenen Ländern leicht. Nur knapp ein Viertel arbeitet länger als ein Jahr im selben Projekt. Das durchschnittliche Engagement eines Interim Managers dauert neun Monate.
Der Interim Manager
Gesucht sind Fachleute oder Generalisten mit langjähriger praktischer Branchenerfahrung und Bewährung in schwierigen Situationen. Die Anforderungen an Effektivität und Führungskompetenz sind hoch. Sie brauchen neben Erfahrung gute Referenzen, Kontakte, Fachwissen und Methodenkompetenz. Meist werden denn auch Kaderleute als Interim Manager tätig, die bereits in verschiedenen Unternehmen als Führungskraft erfolgreich waren. Rund 80 Prozent der Interim Manager sind zwischen 40 und 60 Jahre alt. Vermehrt gibt es auch jüngere, und zusehends finden sich auch Frauen in dieser hauptsächlich von Männern besetzten Domäne.
Interim Management hat ein fest etabliertes, spezifisches Berufsbild, und eine Festanstellung ist deshalb kaum (bei weniger als zwei Prozent) eine Option. Ein gestandener Interim Manager sagt dazu: «Wer mit Herzblut Interim Manager ist, wird sich nicht mehr fest anstellen lassen.» Für ihn überwiegen die Vorteile dieser Arbeitsform: Dank der Freiheit und Unabhängigkeit gegenüber allen internen politischen Strukturen und dem Wegfallen von Konkurrenz und Karrieredenken kann er sein Know-how und seine Energie zu 100 Prozent der Sache widmen.
Die Honorare der Interim Manager richten sich nach Umfang und Verantwortung der Tätigkeit und liegen durchschnittlich bei 1400 Franken, auf der Ebene Geschäftsführung bis zu 2000 Franken und mehr pro Tag (plus Spesen und Mehrwertsteuer). Dies wird von vielen Unternehmen als zu teuer empfunden. Vergleicht man jedoch die Kosten eines Managers auf Zeit mit den Vollkosten eines Angestellten, sind sie für ein Unternehmen etwa gleich hoch.
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