New Work: Und konkret?
Über die Digitalisierung wurden bereits unzählige Artikel geschrieben. Ebenso häufig fällt in diesem Zusammenhang das Stichwort «neue Arbeitswelt». Doch wie interpretieren Firmen diese und setzen sie im Unternehmen um? Wir haben vier Firmen befragt.
Wie setzen Unternehmen das Schlagwort «New Work» konkret um? (Bild: 123RF)
«Der Hype um die neuen Arbeitswelten ist für mich unverständlich», sagt Detlef Lohmann, Geschäftsführer des Automobil- und Flugzeugzulieferanten Allsafe. Für ihn gibt es nur eine Arbeitswelt und zwei Ausprägungen. «Die Arbeitsbedingungen sind menschlich oder unmenschlich. Etwas dazwischen existiert nicht.»
Eine etwas andere Ansicht vertritt Tonio Zemp, Partner bei der Internetagentur Liip. Für ihn ist die neue Arbeitswelt Botin eines Gesellschaftsfortschritts, durch den sich die Führungsstrukturen radikal verschlanken lassen.
Mensch oder Ressource?
Mirjam Bamberger, Head Human Resources bei Axa Schweiz, und die Future-Work-Experience-Verantwortliche Nadia Rahim bei Swisscom sprechen von den neuen Arbeitswelten lieber im Plural. «Der Begriff neue Arbeitswelten ist nicht absolut gültig», sagt Rahim. «Jedes Unternehmen hat eine eigene neue Arbeitswelt.» Es gehe darum, dass verschiedene Lebenswelten miteinander zusammenkämen und neue Welten entstünden. Etwa die der Zusammenarbeit, der Kommunikation, der Kreativität, der Intelligenz oder des Lernens.
Obschon sich die Definitionen zu den neuen Arbeitswelten unterscheiden, ist für Lohmann, Zemp, Bamberger und Rahim klar: Der Umgang mit Menschen wird künftig noch wichtiger. Ein erstes Zeichen für mehr Menschlichkeit in der Arbeitswelt? «Wenn das Wort ‹Resources› im Zusammenhang mit den Menschen verschwindet», meint Detlef Lohmann.
Mensch versus Maschine
Dass die Zusammenarbeit von Mensch und Maschine näher rückt, beschäftigen insbesondere Lohman und Rahim. Doch wer wird die Oberhand gewinnen? Maschine oder Mensch? «Die Technologie soll den Menschen unterstützen, von der Standardisierung wegkommen, individueller und benutzerfreundlicher werden», sagt Rahim. Einer Forderung, der sich Lohmann anschliesst, denn: «Die Arbeitswelt wird unmenschlicher, wenn Maschinen über Menschen bestimmen.»
Einen Blick in die Kristallkugel zur künftigen Arbeit bei Axa wagt Mirjam Bamberger nicht zu werfen: «Wir befinden uns inmitten einer Transformation. Wie unsere Arbeitswelt in fünf oder zehn Jahren aussieht, kann ich nicht prophezeien. Da liege ich bestimmt falsch.» Denn tatsächlich werde die neue Arbeitswelt gemeinsam gestaltet. «Das Tempo dabei bestimme nicht ich.» Auch Tonio Zemp zögert bei Voraussagen: «Ob wir bei Liip in zehn Jahren immer noch nach Holacracy organisiert sind oder etwas Besseres gefunden haben, kann ich nicht sagen.» Er sei sich aber fast sicher, «dass die Entscheidungsfindung auch in zehn Jahren noch dezentral organisiert sein wird.»