Fragt man nach Kennzahlen und dem Nachweis eines Wertbeitrags für das Unternehmen, kann die Interne Kommunikation selten auftrumpfen. Für die unternehmensinterne Glaubwürdigkeit und Beachtung der Internen Kommunikation wäre es jedoch enorm wichtig, die Wertschöpfung belegen zu können. Wie sind die Erfahrungen mit Kennzahlensystemen bei der SBB und wie steht es mit der Evaluation und Wertschöpfung der Internen Kommunikation?
Kennzahlensystem fehlt
«Auf der qualitativen Seite sind wir bis ins Topmanagement überzeugt, dass wir den notwendigen Wandel – in unserem Fall von einem ehemaligen Verwaltungszweig zu einem echten Unternehmen – nur dann hinbekommen, wenn wir Führungskräfte und Mitarbeitende nicht nur an Bord haben, sondern auch aktiv mit auf die Reise nehmen», erklärt Andreas Stuber. Dass die Interne Kommunikation äusserst zentral ist, sei unbestritten. Was jedoch die quantitative Messung betrifft, so habe man sicher noch Potenzial, räumt Stuber ein: Zwar messe man sämtliche Produkte regelmässig, vom Mitarbeitermagazin über das Intranet bis hin zu Dialogveranstaltungen. «Ein eigentliches umfassendes Kennzahlensystem müssen wir aber erst noch entwickeln.»
Crossmediale Verzahnung
Die Crossmedia-Strategie der SBB sieht 2014 einigen tiefgreifenden Neuerungen entgegen: Verbunden mit dem Bezug des neuen Konzernsitzes in Bern-Wankdorf ist auch ein millionenschwerer Relaunch des Intranets geplant. Das ehemalige «Monstrum» wurde unter dem Arbeitstitel «One Intranet» entschlackt und zu einer mobile-fähigen Plattform mit stark kollaborativem Charakter umgebaut. Dabei seien explizit auch kontroverse Statements willkommen, erklärt Reto Kormann*. «Kritisch-konstruktive Töne zuzulassen, war bei der SBB immer ein Markenzeichen der internen Kommunikation.» Um Geschäftsprozesse zu optimieren, untereinander effizient zu kommunizieren und allen Mitarbeitenden Zugriff auf elektronische Informationen zu ermöglichen, werden in nächsten Monaten alle Berufsgruppen mit einem Smartphone oder Mini-Tablet ausgerüstet. Damit dürfte die SBB in eine neue Dimension der Internen Kommunikation vorstossen.
- *Reto Kormann. Leiter CrossmediaDer gelernte Betriebsdisponent war Redaktor der «SBB Zeitung» und Konzernmediensprecher. Heute verantwortet er die Crossmedia-Strategie, die neben der Orchestrierung der in- und externen Print-, Online- und Mobile-Kanälen auch die medienübergreifende Verankerung der Unternehmensziele umfasst.
Entsteht bei so viel Enthusiasmus für die Interne Kommunikation nicht langsam die Gefahr einer Informationsüberflutung? Stuber räumt ein, dass «dosierte, verständliche, zeitgerechte und brauchbare Information» gerade in grossen Unternehmen zunehmend eine Herausforderung darstellt: «Die Mitarbeitenden erwarten Übersicht und Klarheit, deshalb versuchen wir von den Erwartungen unserer Mitarbeitenden auszugehen und Themen, die für das Management wichtig sind, verständlich umzusetzen.»
Bei der Information der Führungskräfte setze die Interne Kommunikation der SBB deshalb bewusst auf dosierte Informationen in Form eines zweiwöchentlichen Newsletter, der dem Sitzungsrhythmus der Konzernleitung angepasst ist. «Bei Bedarf informieren wir natürlich auch aktuell», ergänzt Stuber. Mitarbeitende finden heute auf dem Intranet einerseits Konzernnews, andererseits haben sie die Möglichkeit, spezifische Informationskanäle ihrer Bereiche zu empfangen. 2014 steht betreffend Intranet ein grösserer Relaunch an: Es soll mehr Möglichkeiten bieten, Informationen zu personalisieren, individualisieren und gezielt zu abonnieren. Entsprechende «Social Intranet»-Projekte werden als Kommunikationstools der Zukunft gehandelt mit dem Potenzial, klassische Kanäle ablösen zu können.
Fazit
Wie lassen sich die neuen beschleunigten Kommunikationsmittel mit den eher langsamen Entwicklungsprozessen der Unternehmenskultur in Einklang bringen? «Die Interne Kommunikation muss die Entwicklung der Unternehmenskultur unterstützen», meint Andreas Stuber. Das sei auch bei einer beschleunigten Kommunikation möglich, wobei sich durchaus die Frage stelle, wie weit wir es mit dieser Beschleunigung tatsächlich treiben wollen: «Manchmal tut etwas mehr Gelassenheit eben gerade gut», meint Stuber, «das kann auch heissen, lieber mal ein Hintergrundbericht mehr, statt jeden Tag hektisch viele News abzusondern.» Insofern ist Andreas Stuber überzeugt, dass die geschilderte Entwicklung auch nicht zum «Tod» der gedruckten Mitarbeiterzeitschrift führen wird: «Print wird vielleicht die Erscheinungskadenz weiter senken, aber immer beliebt bleiben.»