Fokus Forschung

Printanzeige oder Rekrutierungswebsite?

Herausragendes Personal schafft für Firmen bedeutende Wettbewerbsvorteile gegenüber der Konkurrenz. Dementsprechend gross ist der Kampf um vielversprechende Talente.

Jene Unternehmen, welche die grösste Attraktivität auf potenzielle Kandidaten ausüben, können sich auch die besten Mitarbeitenden sichern. Deshalb stellt sich für jede zu besetzende Stelle oft dieselbe Frage: Soll die Stelle in einem Printmedium publiziert werden oder genügt die Publikation auf der Website des Unternehmens?

Dieser Frage gingen Matthias Baum und Rüdiger Kabst von der Universität Kaiserslautern mit 284 Studierenden in ihrem Experiment nach. Sie teilten die Teilnehmenden in verschiedene Gruppen ein und befragten sie zu zwei verschiedenen Zeitpunkten nach ihren Kenntnissen über ein bekanntes multinationales Unternehmen und dessen Attraktivität als Arbeitgeber. Zwischen den beiden Zeitpunkten wurden die Probanden, je nach Gruppeneinteilung, mit Printanzeigen und/oder der Rekrutierungswebsite des Unternehmens konfrontiert. Nach der zweiten Befragung waren die beiden Forscher in der Lage, Veränderungen in den Kenntnissen der Teilnehmenden über das Unternehmen und in der Arbeitgeberattraktivität zu messen.

Die Resultate des Experiments zeigen, dass die Attraktivität eines Unternehmens nicht direkt von der Printanzeige oder der Rekrutierungswebsite selbst beeinflusst wird, sondern davon, ob sich die Kenntnisse der Kandidaten über den poten­ziellen Arbeitgeber dadurch verändern. Firmeneigene Rekrutierungswebsites können, im Gegensatz zu Printanzeigen, die Arbeitgeberkenntnisse erhöhen, was wiederum die Firmen­reputation verbessert. Printanzeigen wirken hingegen nur als positive Ergänzung zur Website, denn die Informationen in der Printanzeige alleine können weder die wahrgenommene Vertrautheit mit dem Unternehmen als Arbeitgeber noch dessen Reputation erhöhen.

Stellenausschreibungen wirken auf Kandidaten somit nur dann attraktiv, wenn sie die Kenntnisse über die Firma deutlich steigern, das heisst, wenn es gelingt, neue und relevante Informationen über das Unternehmen als Arbeitgeber zu vermitteln. Unternehmenseigene Rekrutierungswebsites bieten, im Gegensatz zu Printanzeigen, reichhaltigere Informationen. Diese können zudem effizienter kommuniziert werden, weil Bilder und eine vielfältige Symbolsprache zusätzlich diverse Assoziationen mit dem Unternehmen schaffen. Als Fazit halten die Forscher jedoch fest, dass durch die Kombination beider Instrumente die beste Wirkung auf die Arbeitgeberattraktivität erzielt werden kann.

  • Quelle: Baum, M., & Kabst, R. (2014). The Effectiveness of Recruitment Advertisements and Recruitment Websites: Indirect and Interactive Effects on Applicant Attraction. Human Resource Management, 53(3), 353–378.
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Andreas Schmid ist wissenschaftlicher Assistent und Doktorand am Lehrstuhl Human Resource Management, Universität Zürich.

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