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Technologie und Gesundheit am Arbeitsplatz

Die digitale Transformation hat einen doppelten Einfluss auf die Gesundheit von Mitarbeitenden: Sie kann sie gefährden, bietet aber auch Möglichkeiten, sie zu verbessern.

Die Gesundheit am Arbeitsplatz ist im Jahr 2024 mehr als nur eine gesetzliche Verpflichtung: Sie ist eine strategische Notwendigkeit für Arbeitgeber, die wettbewerbsfähig und attraktiv bleiben wollen. Eine Investition in die Gesundheit am Arbeitsplatz ist eine Investition in die Produktivität, Zufriedenheit und Loyalität der Mitarbeitenden. So wird ein gesundes und attraktives Arbeitsumfeld geschaffen und gleichzeitig werden Probleme und die damit verbundenen Kosten vermieden. Paradoxerweise kann die digitale Transformation die Gesundheit am Arbeitsplatz beeinträchtigen, aber auch Möglichkeiten bieten, sie zu verbessern.

Technologie und die Gesundheitsrisiken am Arbeitsplatz

Trotz ihrer zahlreichen Vorteile können technologische Innovationen negative Auswirkungen auf die Gesundheit des Personals haben. Laut dem Institut National de Recherche et de Sécurité (Nationales Institut für Forschung und Sicherheit) führt beispielsweise die übermässige oder unangemessene Nutzung von Bildschirmen zu Muskel-Skelett-Erkrankungen, zu Beschwerden aufgrund sitzender Körperhaltungen (Herz-Kreislauf-Erkrankungen usw.), zu visueller Ermüdung (z. B. Kopfschmerzen), zu Stress und zu psychosozialen Risiken (Isolation, mangelnde Unterstützung usw.).

Die Intensivierung der Telearbeit hat zum Anstieg solcher Beschwerden und Risiken beigetragen. Genauer gesagt ist Technologiestress (auch Technostress genannt), eine Folge der Versuche und Kämpfe eines Individuums, mit den sich ständig weiterentwickelnden Technologien und den kognitiven und sozialen Anforderungen, die mit ihrer Nutzung verbunden sind, zurechtzukommen. Solcher Stress kann auch durch eine verstärkte Überwachung des Personals verursacht werden, die durch Digitalisierung ermöglicht wird. Viele Arbeitnehmende befürchten zudem, durch Technologien wie künstliche Intelligenz (KI) ersetzt zu werden, was antizipatorischen Stress erzeugt. Schliesslich kann auch die Entwicklung technologischer Innovationen am Arbeitsplatz zu Formen von Abhängigkeit und Hyperkonnektivität führen. Dabei handelt es sich um Schwierigkeiten, von der Arbeit abzuschalten, was das die Work-Life-Balance stört, das Burn-out-Risiko erhöht und die Schlafqualität beeinträchtigen kann.

Technologien können der Gesundheit auch zuträglich sein

Neben ihren Nachteilen bieten technologische Innovationen auch zahlreiche Möglichkeiten zur Verbesserung der Gesundheit und des Wohlbefindens am Arbeitsplatz. Mithilfe von Geräten zur Gesundheitsüberwachung (bspw. Smartwatches und Fitness-Apps) können verschiedene Gesundheitsindikatoren überwacht und so gesündere Lebensgewohnheiten gefördert werden. Diese Geräte helfen dabei, Gesundheitsprobleme frühzeitig zu erkennen und vorbeugende Massnahmen zu ergreifen, wodurch das Risiko chronischer Krankheiten verringert wird. Die Telemedizin ist ebenfalls eine wichtige Innovation, die den Zugang zur medizinischen Versorgung erleichtert. Sie ermöglicht es Mitarbeitenden, medizinische Fachkräfte aus der Ferne zu konsultieren, wodurch sie weniger reisen müssen und weniger Fehlzeiten haben. Dies ist besonders vorteilhaft für Unternehmen in ländlichen Gebieten oder für Mitarbeitende, die Schwierigkeiten haben, physisch zum Arzt zu gehen. Plattformen für Stressmanagement und mentales Wohlbefinden sind ebenfalls wertvolle Instrumente, die Ressourcen für Meditation, Atemübungen und persönliche Beratung bieten.

Diese Plattformen sind jederzeit zugänglich und bieten eine diskrete und kontinuierliche Unterstützung, die die psychische Gesundheit fördert. Schliesslich können Automatisierung und KI die Arbeitsbedingungen verbessern, indem sie repetitive Arbeitsbelastungen reduzieren und die Effizienz steigern. Durch die Automatisierung monotoner Aufgaben können sich die Beschäftigten auf Tätigkeiten mit höherem Mehrwert konzentrieren, wodurch Stress und das Risiko von Muskel-Skelett-Erkrankungen verringert werden. KI-Systeme können zudem Daten in Echtzeit analysieren, um Gesundheits- und Sicherheitsrisiken zu identifizieren, was ein proaktives Eingreifen ermöglicht. Auch wenn diese Werkzeuge viel versprechen, sind sie jedoch kein Ersatz für echtes betriebliches Management von Gesundheit und Sicherheit am Arbeitsplatz.

Die Risiken, die mit einer übermässigen Nutzung von Technologien verbunden sind, dürfen nicht unterschätzt werden, aber die potenziellen Vorteile bezüglich Prävention und Gesundheitsmanagement am Arbeitsplatz sind ebenfalls beträchtlich. Unternehmen müssen daher einen ausgewogenen und durchdachten Ansatz verfolgen, indem sie technologische Lösungen integrieren und gleichzeitig für die Sicherheit, die Gesundheit und das allgemeine Wohlbefinden ihrer Mitarbeitenden sorgen. Den HR-Fachleuten kommt bei dieser Transformation eine Schlüsselrolle zu, indem sie sicherstellen, dass Technologien so eingesetzt werden, dass sie ein gesundes und produktives Arbeitsumfeld fördern, statt dieses zu beeinträchtigen.

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Justine Dima

Justine Dima ist ­Associate Professor an der Hochschule of Engineering and ­Management des Kantons Vaud (Heig-VD).

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Bertrand Audrin ist Assistenzprofessor an der EHL Hospitality Business School. Seine Forschungsthemen konzentrieren sich auf die Digitalisierung und die damit verbundenen Transformationen für Organisationen, die HR-Funktion und die Mitarbeitenden.

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