Checkliste

Was ist ein Burnout?

Vorgesetzte oder Bürokollegen können ein Burnout an gewissen Symptomen und Warnzeichen erkennen. Burnout kommt durch chronischen, negativen Stress zustande und führt zu zunehmender Erschöpfung.

Stress kann alles sein, was das Individuum überfordert und ihn deshalb «stresst»:

  • Zu viel Arbeit
  • Zeit- und Leistungsdruck
  • Ungenaue Anweisungen oder Arbeitsabläufe
  • Fachliche Über- aber auch Unterforderung
  • Angst vor Arbeitsplatzverlust
  • Teamkonflikte und vieles mehr

Übersteigt die Summe dieser  Belastungen die persönliche Stressresistenz kommt es schleichend zu depressiven Symptomen. Der Weg von der chronischen Stressbelastung zur Erschöpfungsdepression wird Burnout genannt. Die Hauptbelastung kommt dabei von der Arbeit und nicht aus dem Privatleben.

Burnout-Persönlichkeit

Betroffene haben typischerweise folgende Charaktereigenschaften und «ziehen» den Stress quasi an:

  • Hoher Grad an Pflichtbewusstsein
  • Hohe Leistungsbereitschaft
  • Starke Identifikation mit Arbeit
  • Neigung zu Perfektionismus
  • Vernachlässigung eigener Bedürfnisse
  • Geringe Sensibilität für eigene Gefühle

Burnout fördernde Faktoren auf Seiten des Arbeitgebers:

  • Hohe Arbeitsbelastung (Arbeitsdichte)
  • Zeitdruck
  • Rollenkonflikte
  • Viel Verantwortung bei gleichzeitig geringem Handlungsspielraum
  • Mangelnde Information zur Erledigung der Aufgaben
  • Emotionsarbeit (z.B. Kundenkontakt => «man muss immer gut drauf sein»)
  • Mangelhafte Kommunikation
  • Mangel an Feedback
  • Mangelnde soziale Unterstützung und Wertschätzung (Vorgesetzte/Kollegen)

Als Abgrenzung zu einer Burnout-Erkrankung gibt es viele psychische Krankheitsbilder, die von aussen betrachtet ähnlich erscheinen, z.B. Depressionen anderer Ursache oder auch Suchterkrankungen. Es wird dringend davon abgeraten, als Laie selber Diagnosen  zu googeln, sondern die Betroffenen professionell beurteilen zu lassen.

Symptome, Warnzeichen

Eine Burnout-Entwicklung hat 3 Kernsymptome:

  1. Erschöpfung
    Emotionale, körperliche und geistige Erschöpfung und Entkräftung
  2. Reduzierte Leistungsfähigkeit
    Verringerte Leistungsfähigkeit; Gefühl beruflichen Versagens; Ineffektivität; Verlust des Vertrauens in die eigenen Fähigkeiten
  3. Distanzierung/ Zynismus
    Distanzierte, gleichgültige Einstellung gegenüber der Arbeit

Wichtig: diese Entwicklung verläuft schleichend und wird vom Betroffenen häufig nicht bemerkt, respektive er will diese Negativspirale nicht wahrhaben. Oftmals versucht er durch noch mehr Einsatz (Überstunden, Arbeit am Wochenende) diese Defizite zu kompensieren  und erschöpft sich somit umso schneller.

Daneben können eine Vielzahl von körperlichen Beschwerden auftreten wie Magenbeschwerden, Herzrasen, Atemnot, Blutdruckprobleme, Verspannungen etc.

Wichtige Frühwarnzeichen für Vorgesetzte oder Bürokollegen:

  • Vergesslichkeit
  • Zerstreutheit
  • Unzuverlässigkeit
  • Konzentrationsstörungen
  • Rückzug vom Team
  • Verschlossenheit
  • Gereiztheit bis zur Aggressivität
  • Geringe Frustrationstoleranz

Anhand dieser Symptome sollte es möglich sein, bei einem Mitarbeiter oder Kollegen eine Burnout-Entwicklung frühzeitig zu erkennen.

Vorgehen bei Burnout-Verdacht

  • Den Mitarbeiter offen ansprechen, ihm seine Beobachtungen mitteilen z.B. «ich erlebe dich  in letzter Zeit oft unkonzentriert, gereizt und mache mir Sorgen, dass es dir nicht gut geht».
  • Den Mitarbeiter ermutigen, professionelle Hilfe aufzusuchen, z.B. den Hausarzt, einen Psychologen, Psychiater, Arbeitsmediziner.
  • Der Vorgesetzte hat zuletzt auch  die Möglichkeit, den Betroffenen zur Beratung/Unterstützung zu einem Vertrauensarzt seiner Wahl zu schicken, falls der Mitarbeiter partout keine Hilfe annehmen will. Die Kosten der Untersuchung gehen dabei zu Lasten des Arbeitsgebers. Zudem muss die Schweigepflicht streng eingehalten werden, das heisst, der Arzt darf dem Arbeitgeber keine sensiblen Daten, wie z.B. eine Diagnose, mitteilen. Eine solch auferlegte Untersuchung soll selbstverständlich aus fürsorglichen/unterstützenden Motiven erfolgen.

Behandlung

Diese ist vielschichtig: Ziel ist es, den Stress zu reduzieren sowie die Ressourcen zu steigern. Der Mitarbeiter braucht Ruhe, muss sein Schlafdefizit korrigieren, wieder Sport machen, soziale Kontakte pflegen und vor allem sich bewusst werden, wie er in diese Erschöpfung reingeraten ist. Er muss lernen, sich abzugrenzen, nein zu sagen, seine Bedürfnisse zu kommunizieren und wieder Vertrauen in seine Fähigkeiten gewinnen. Er kann dabei durch einen Coach oder einen Psychotherapeuten begleitet werden. Bei ausgeprägten depressiven Symptomen ist eine medikamentöse Therapie mit Antidepressiva oder Schlafmedikamenten zu überlegen. Eine Krankschreibung erfolgt bei schwerem Burnout oft über viele Monate. 

Der Weg zurück zur Arbeit

Vor allem bei mehrmonatigen Krankheitsabsenzen muss die Rückkehr gut geplant und mit dem Arbeitgeber abgesprochen sein. Der wieder genesene MA darf auf keinen Fall wieder mit Arbeit überhäuft werden, sondern sollte seine Stressbelastung und Leistungsfähigkeit langsam wieder zurückgewinnen können. Deshalb ist ein niederprozentiger Wiedereinstieg wärmstens empfohlen, z.B. nur 4 Std. pro Tag mit halber Leistungsfähigkeit, das heisst effektiv nur 25% Arbeitsfähigkeit. Zudem sollte er von stark belastenden Tätigkeiten zu Beginn entbunden werden, wie Führungsarbeit, Projektverantwortung, Kundenkontakte, etc. und vom Vorgesetzen eng begleitet werden.

 

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Dr. med. Claude Sidler ist Facharzt für Allgemeine Medizin und Arbeitsmedizin und Leiter Arbeitsmedizin des Institut für Arbeitsmedizin in Baden. Das Institut berät und begleitet als ganzheitlicher Anbieter Unternehmen jeder Grösse in allen Fragen der Gesundheit.

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