Den Musikgeschmack des Freundes teilen, die ehemaligen Studienkollegen aus China finden oder alle «Freunde» über die bevorstehende Reise informieren: «Xing, Facebook und Co. haben das Kommunikationsverhalten der Menschen verändert», kommentiert Rudolf Schuler von SilkRoad technology, einem Anbieter von Talentmanagement-Lösungen.
Die diesjährige CeBIT im deutschen Hannover thematisierte diese Entwicklung unter dem Titel «Shareconomy»: Man besitzt Wissen, Erfahrungen und Ressourcen nicht länger nur, sondern teilt sie. «Unternehmen sind gut beraten, wenn sie ihren Mitarbeitern ermöglichen, die Vorteile dieses neuen Kommunikationsverhaltens auch im Job zu nutzen.»
Denn Informationsaustausch – sei es in fachlichen Fragen, bei Beurteilungsgesprächen oder Weiterbildungsmassnahmen – findet natürlich auch in Unternehmen statt. «Sind die Kommunikationswege im Job ähnlich intuitiv aufgebaut, wie es im privaten Umfeld der Fall ist, sind Interesse und Aktivität automatisch höher. Alle Beteiligten profitieren von einem regen Informationsaustausch», so Schuler weiter.
Zentrale Kommunikation
Der entsprechende Trend – HR-Fachleute sprechen vom «Social Talentmanagement» – zeichnet sich immer stärker ab. «Es handelt sich dabei um eine Weiterentwicklung des klassischen Talentmanagements».
Kern ist eine zentrale Kommunikation in der Art eines sozialen Netzwerks. Mitarbeiter können sich vernetzen oder sich auf direktem Wege – z.B. in Diskussionsgruppen – mit Vorgesetzten und Kollegen austauschen. «Gute Mitarbeiter zu halten, ist angesichts von Fachkräftemangel und demografischem Wandel eine Frage des wirtschaftlichen Erfolgs», so Schuler. «Auf ihre bevorzugten Verhaltensmuster einzugehen, ist dann die logische Konsequenz.»
Im deutschsprachigen Raum ist dieser Trend aber noch nicht überall angekommen. In grossen Unternehmen kennen sich die meisten Mitarbeiter überhaupt nicht, und die Kommunikation geht meist nur in eine Richtung – vom Chef zum Angestellten. HR-Systeme beispielsweise für die Weiterbildung existieren zudem nur als in sich geschlossene Systeme. «Hier ist ein radikales Umdenken nötig», fordert Schuler.
Wissen durch Interaktion
Innovative Personalabteilungen haben den Gedanken «Shareconomy» aufgegriffen und ins HR überführt. «Hier spricht man zum Beispiel im Bereich Weiterbildung von Sharedlearning». Gibt man den Mitarbeitern die Werkzeuge, die eine Vernetzung mit Gleichgesinnten im Kollegenkreis ermöglichen, fördert das den Austausch von Wissen und Meinungen. Es entstehen dynamische Informationsgruppen aus den Berufskollegen, die über das sprechen, was sie können und die ihr Wissen gerne teilen.
Dies führt zu effektivem Wissensaufbau und einer Weiterentwicklung der Mitarbeiter. «Gut informierte und ausgebildete Mitarbeiter sichern den nachhaltigen Unternehmenserfolg», sagt Schuler. Der kollegiale Wettbewerb um das Feedback der Arbeitskollegen wirkt motivierend: Durch den Grad ihre Aktivität in verschiedenen Diskussionsgruppen können High Potentials identifiziert werden. «Nicht zu vergessen ist, dass es einfach Spass macht, sich als Teil einer Community in das Unternehmensgeschehen einzubringen».
Im Vergleich zu öffentlichen Netzwerken fühlen sich auch reaktive Nutzer stärker eingebunden, denn Communities fördern die Zusammenarbeit und den Teamgeist.