Gemeinsam stärker

Was wir vom Sportsegeln über Team-Resilienz lernen können

In einer neuen Studie wurde untersucht, wodurch sich eine resiliente Zusammenarbeit im Team auszeichnet. Ein Fokus wurde dabei auf zwischenmenschliche Beziehungen und Bewältigungsstrategien in Krisenzeiten gelegt.

Sich schnell ändernde Märkte, rasante technologische Entwicklungen und immer wieder neue Krisen, wie die Covid-19-Pandemie und die Konflikte in der Ukraine und im Nahen Osten, fordern Resilienz von Organisationen, Teams und Mitarbeitenden. Mit Resilienz ist die Fähigkeit gemeint, Widerstände ohne Schaden zu überwinden. Wodurch zeichnet sich eine resiliente Zusammenarbeit im Team aus? Um diese Frage zu beantworten, haben Forschende aus Australien und dem UK ein Elite-Segelteam begleitet.

Das Konzept der «Resilienz» stammt aus der Individualpsychologie und erklärt, weshalb sich einige Menschen ungeachtet der erfahrenen Widrigkeiten positiv entwickeln. Trotz der wachsenden Bedeutung für Organisationen hat es die Forschung bisher versäumt, Resilienz auch als Phänomen auf Teamebene einzufangen. Dabei sind Teams die grundlegenden Einheiten in Organisationen, die Aufgaben ausführen.

Um Team-Resilienz besser zu verstehen, untersuchten Elisabeth King und ihr Forschungsteam das Phänomen in einer Segelmannschaft, die an einer anspruchsvollen mehrtägigen Segelregatta teilnahm. Die Forschenden analysierten mit Videobeobachtungen und qualitativen Interviews, wie sich externe, umweltbedingte Widrigkeiten (z. B. aufkommender Sturm) und teaminterne Schwierigkeiten (z. B. zwischenmenschliche Spannungen) im Laufe der Zeit auswirkten.

Bei der qualitativen Auswertung nahmen die Forschenden eine Prozessperspektive ein. Sie gingen davon aus, dass sich resiliente Teams durch Prozesse auszeichnen, welche die erfolgreiche Antizipation, gelungene Bewältigung und effektives Lernen für die Zukunft umfassen. Diese Prozesse befähigen Teams, auch angesichts von Schwierigkeiten zu einem verbesserten Leistungsniveau zu gelangen.

Die Ergebnisse legen nahe, dass das Erleben von Problemen, sei es intern im Team oder extern in der Umwelt, die Ressourcen des Teams absorbiert (darunter Zeit, Aufmerksamkeit und Energie). Dies kann Beziehungen im Team weiter verschlechtern. Um dem entgegenzuwirken und externen Herausforderungen besser zu begegnen, ist die Qualität der anfänglichen Beziehungen entscheidend. Diese bestimmen, wie das Team mit Herausforderungen umgeht und wie schnell es sich von ungewollten Auswirkungen erholt.

Die Forschenden schlagen daher vor, dass Organisationen in die Teamentwicklung und das Gestalten von tragfähigen Beziehungen investieren. Insbesondere ist auch ein Augenmerk auf die Sensibilisierung für den Umgang mit negativen Emotionen und konstruktiven Bewältigungsstrategien im Konfliktfall zu legen. Dies sollte, im übertragenen Sinn, bei ruhiger See erfolgen. So sind Teams für die Bewältigung des Sturms besser gewappnet – dann wenn die Wellen ohnehin schon zwischenmenschlich leichter zu überschwappen drohen.

Quelle: King, E., Branicki, L., Norbury, K., und Badham, R. (2024), «Navigating team resilience: A video observation of an elite yacht racing crew», Applied Psychology, 73(1), 240-266.

Gut zu wissen

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Dr. Manuela Morf, Oberassistentin am Center für Human Resource Management (CEHRM), Universität Luzern.

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Anja Feierabend

Anja Feierabend ist Dozentin und Senior Research Associate am Center für Human Resource Management der Universität Luzern sowie Co-Founder und Managing Partner des Unternehmens HR ConScience.

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