Adrian Diethelm von Express Personal hat diesen Trend erkannt: «Das klassische Stelleninserat wird verschwinden. Ich bin überzeugt, dass wir in Zukunft vielmehr mit einem dynamischen Rekrutierungsprozess konfrontiert sind. Einer Community, in welcher sich Recruiter, Personaldienstleister, aktiv Suchende und passiv Suchende austauschen und vernetzen. Ein professioneller Service erlaubt es uns, auf Augenhöhe mit den Kundenunternehmen zu geschäften.» Unter dem Begriff «Talent Relationship Management» versuchen Grossunternehmen selbst einen Talentpool aufzubauen und mittels Talent Scouts externe Vermittlungskosten zu reduzieren. Eine Massnahme, die sich nur Grossunternehmen leisten können. Es ist Aufgabe der Personaldienstleister, für alle anderen den Zugang zu einem hochwertigen Talentpool zu gewährleisten.
Google ist die grösste Jobbörse
Sind Sie sich bewusst, dass 50 Prozent der Arbeitsuchenden den gewünschten Job zuerst googeln?1 Sie gehen nicht direkt auf eine Jobbörse oder eine Karrierewebseite. Erst in einem zweiten Schritt gelangen sie auf diese und zwar aufgrund der Suchergebnisse von Google. Benutzerfreundliche und suchmaschinenoptimierte Seiten werden dem Nutzer in den Google-Suchergebnissen zuerst angezeigt. Ebenso Seiten und Inhalte, die beliebt sind und somit einen grösseren Nutzen für den Besucher bieten. Google ist eine riesige Jobbörse! Jobbörsen, deren einziger Mehrwert darin besteht, Stellen anzuzeigen, werden deshalb in Zukunft verschwinden. Webseiten, die bestehen wollen, müssen auffindbar sein und einen echten Mehrwert bieten. Ein aktuelles Beispiel ist Whatchado: Mit authentischen Video-Jobprofilen und einer Matching-Lösung für den Besucher bietet die Seite eine kostenlose Berufsberatung und wirbt gleichzeitig für Arbeitgeber.
Jobspidering – Weshalb für Stellenanzeigen bezahlen?
Nicht nur Google ändert unsere Art, nach Jobs zu suchen, sondern auch semantische Mat-ching-Lösungen. In der Deutschschweiz hat die Jobspidering-Lösung von x28 die Stellenausschreibungen im Jobroom Treffpunkt Arbeit der Regionalen Arbeitsvermittlungszentren (RAV) revolutioniert. Wurden früher Vakanzen manuell von Personaldienstleistern aufgeschaltet, so werden die Stellen heute von allen Webseiten und Jobbörsen gespidert. Das bietet dem Arbeitnehmer eine Vereinfachung des Suchprozesses: Alle vorhandenen Stellen werden an einem Ort angezeigt. Das bedingt ein Umdenken der eigenen Prozesse. Die gleiche Spidertechnologie bietet die Jobsuchmaschine Jobagent.ch. Auf einen Blick erhält der Jobsuchende dort die rund 125 000 offenen Stellen der Schweiz angezeigt. Dank einer Doublettenkontrolle wird von mehrfach ausgeschriebenen Anzeigen nur das Original publiziert.
Profil-Suchmaschinen sind kurz vor dem Durchbruch
Dank des Internets haben wir eine Flut an Daten, welche analysiert und verwertet werden kann. Denn der Nutzer hinterlässt Spuren im Netz: Profildaten auf Social Media, Suchbegriffe auf Google, E-Mails, Whatsapp-Nachrichten, Kreditkartenabrechnungen etc. Wie viele Daten über uns in der Online-Welt herumschwirren, ist uns häufig nicht bewusst. Anhand von Algorithmen ist es heute schon möglich, diese Daten zu verarbeiten. Sogenannte Profil-Suchmaschinen könnten Ihnen mithilfe von Algorithmen Kandidaten für die zu besetzende Stelle vorschlagen. Deren Profile würden aus publizierten Daten erstellt, egal ob die Person aktiv auf Jobsuche ist oder nicht. Somit würde der Zugang zu einem umfangreichen Kandidatenpool geöffnet.
Echte Wertschätzung entscheidet – online wie offline
Ersetzen diese Matching-Technologien den Personalberater? Susanne Kuntner, Geschäftsführerin der Mein Job Zürich GmbH ist überzeugt: «In einer Welt, die zunehmend von Tempo und virtuellen Netzwerken geprägt wird, gewinnen persönliche Beziehung und langfristiges Vertrauen weiter an Bedeutung. Zu spüren, wo das Gegenüber mit seinen individuellen Bedürfnissen und Fähigkeiten steht, und proaktiv darauf reagieren zu können, macht in Zukunft den Unterschied aus.»
Die neuesten Technologien helfen dabei, Vakanzen sozusagen kostenlos auszuschreiben entweder via Social Media oder dank Jobspidering. Kandidaten können praktisch ohne menschliche Hilfe einem gesuchten Profil zugeordnet werden. Doch schliesslich muss der Kandidat motiviert werden. Echte Wertschätzung an seiner Person und seinen Fähigkeiten können Maschinen nicht übermitteln und auswerten. Marcel Keller, CEO von Kelly Services, bringt es auf den Punkt: «Wir müssen weiterhin auf Menschen zugehen können. Den persönlichen Dialog sowie die emotionale Intelligenz übernimmt die Technologie nicht. Deshalb bin ich überzeugt, dass die Zukunft der Personaldienstleistung offline endet.»
- 1 Prospective Media Services AG. 6. Trend Report. Online Recruiting Schweiz 2014.
- 2 Handelszeitung. Schweiz: Zahl der offenen Stellen steigt. Online-Ausgabe 27.03.14.
- 3 Kelly Global Workforce Index (November 2013). Social Media and Technology.
- 4 Adecco Global Study (2014). Social Recruiting.