Wie bekämpft man den Fachkräftemangel im Handwerk?
Handwerksbetriebe haben es nicht einfach: Nebst Lieferproblemen, Inflation und Energiekrise kämpfen jetzt auch sie mit Personalmangel. Was sich im Recruiting ändern muss.
Um Talente anzulocken, müssen sich Handwerksbetriebe als attraktive Arbeitgeber zeigen. (Bild: Alina Belogolova/Unsplash)
Auch in Handwerksbetrieben macht sich der Fachkräftemangel deutlich. Deshalb ergibt es keinen Sinn, weiterhin an veralteten Recruiting-Methoden festzuhalten – beispielsweise daran, ausschliesslich auf Jobportalen oder in Zeitungsannoncen zu inserieren. Dieses Jahr muss sich das ändern: Handwerksbetriebe müssen flexibler werden, die passive Haltung aufgeben und neue Wege beim Anwerben qualifizierten Personals gehen. Welche Wege das sind, wird im Folgenden erklärt.
Unverzichtbar: Social-Media-Recruiting
Was bisher schon von Bedeutung war, ist jetzt ein absolutes Muss: die Präsenz auf den sozialen Medien. Denn traditionelle Werbemassnahmen wie Zeitungsanzeigen oder Flyer haben oft nur begrenzte Wirkung. Handwerksbetriebe sollten stattdessen gezielt Social-Media-Kanäle wie Facebook, Instagram oder LinkedIn nutzen, um ihre Zielgruppe zu erreichen. Wer beispielsweise Facebook besucht und auf dem Unternehmensprofil etliche Stellenanzeigen für Handwerker und Handwerkerinnen sieht, die Mitarbeitende in den Fokus stellen, wird sich eher um den Job bewerben. Denn das sind ganz klar die Betriebe, an die eine Fachkraft denken wird, wenn sie den Job wechseln möchte.
Sichtbarkeit auf sozialen Medien wie Instagram, Facebook, TikTok oder LinkedIn ist demnach Trumpf. Doch darum allein geht es nicht – die Anzeigen auf Social Media sollten auch klar herausstellen, was den Betrieb so attraktiv macht und weshalb sich Arbeitnehmende dort wohlfühlen. Dazu bietet es sich an, die eigenen Leute zu befragen und die Anzeigen originell zu gestalten. Am besten eignen sich beispielsweise Anzeigen, die Mitarbeitende während der Arbeit zeigen und die nicht gestellt sind. Denn potenzielle Bewerberinnen und Bewerber interessieren sich vor allem für die Arbeitsbedingungen und die Unternehmenskultur. Handwerksbetriebe sollten deshalb ihre Mitarbeitende in den Fokus stellen und zeigen, dass sie als Arbeitgeber attraktiv sind.
Candidate Journey verbessern
Wer sich als Unternehmen um neue Mitarbeitende ebenso bemüht wie um neue Aufträge, der hat erheblich bessere Chancen auf genügend erstklassiges Personal. In der Praxis werden Bewerbende jedoch oft nur einmalig angerufen, weitere Bemühungen finden nicht statt. Sehr schade, denn der potenzielle Mitarbeiter oder die potenzielle Mitarbeiterin ist womöglich nur verhindert – an Desinteresse wird es kaum liegen, schliesslich hat er oder sie sich beworben. Es braucht also viel intensivere Bemühungen um neue Fachkräfte.
Handwerksbetriebe sollten Bewerberinnen und Bewerbern eine positive Candidate Experience bieten, indem sie beispielsweise eine benutzerfreundliche Bewerbungsplattform und eine schnelle Reaktionszeit auf Bewerbungen bieten. Auch ein transparenter Bewerbungsprozess und eine offene Kommunikation können die Candidate Experience verbessern. Dazu wiederum muss die Personalabteilung ausreichend bestückt sein.
Unterschiedliche Kanäle kombinieren
Aller Voraussicht nach werden in diesem Jahr einige Handwerksfirmen den Betrieb einstellen, da sie die derzeitige Krise nicht bewältigen können. Das setzt Fachkräfte frei, die sich nach einem neuen Job umsehen – und das zu einem gewissen Teil auf den klassischen Portalen. Deshalb wird es 2023 sinnvoll sein, zumindest streckenweise die altbekannten Stellenportale als Ergänzung zu den sozialen Medien zur Mitarbeitersuche zu nutzen.
Damit der Aufwand möglichst überschaubar bleibt, empfiehlt sich der Einsatz einer Plattform zum Bewerbermanagement, die alle Vorgänge miteinander koordiniert. Insgesamt wird die Systematisierung mittels automatisierter Prozesse im Bereich Human Resources noch wichtiger, da diese Arbeitgebern und Mitarbeitern hilft, sich auf Aufgaben wie Talentmanagement und Mitarbeiterentwicklung zu konzentrieren, anstatt sich um administrative Aufgaben zu kümmern.
Relevanz einzelner sozialer Medien steigt – beobachten!
2023 wird es wichtig, darauf zu achten, wie sich die einzelnen sozialen Medien entwickeln und für welche Zielgruppe sie jeweils an Relevanz gewinnen. TikTok etwa hat seinen Stellenwert erheblich gesteigert und wird zunehmend nicht nur von potenziellen Auszubildenden, sondern auch von Fachkräften genutzt. Auch auf anderen Plattformen wie LinkedIn und YouTube entsteht vermehrt Bewegung, seitdem Meta seine Dominanz in Sachen Werbeplattformen nach und nach verliert.