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Betrügern das Handwerk legen

Auf der Blockchain-Technologie basierend sind zahlreiche Start-ups entstanden, die im HR-Bereich Nutzen stiften können. Nur sind diese im Alltag noch wenig spürbar. Was ist los mit der vielbejubelten Technologie?

Die Blockchain-Technologie ermöglicht es, in der digitalen Welt ein Gut fälschungssicher von einem Besitzer auf den anderen zu übertragen. Diese Möglichkeit eröffnet vielfältige neue ­Anwendungsgebiete. Einige wie die Lohnzahlung über eine Kryptowährung bleiben eher unwahrscheinlich. Andere hingegen werden in naher Zukunft massgeblich in Rekrutierungs- und Mitarbeiterentwicklungsprozesse einwirken, unter anderem beim Verifizieren von Lebensläufen und Bescheinigungen eines Mitarbeitenden.

Radikale Veränderungen

Um etablierte Wirtschaftssysteme umzukrempeln, braucht es einiges. Etwa bei Ausbildungszertifikaten. Damit das Zusammenspiel aller Beteiligten funktioniert, muss eine Institution, die eine Bescheinigung ausstellt, auf dieselbe Technologie ­setzen wie die Unternehmung, die diese im Rekrutierungs­prozess einfordert. Hier befinden wir uns noch am Anfang eines grossen Veränderungsprozesses. Dabei stellt sich die F­rage, welche Produkte künftig das Rennen machen. Einige Anbieter haben sich im Markt etabliert, andere sind bereits wieder verschwunden.

Echtes Bedürfnis

Doch ist das Fälschen von Bescheinigungen und Ausbildungszertifikaten wirklich ein Problem oder bauscht die Techno­logiebranche hier ein Thema auf, um einen neuen Markt zu öffnen? Die Antwort lautet nein, da eine Unternehmung womöglich dafür haftet, wenn eine Arbeit durch mangelhaft qualifizierte Mitarbeitende ausgeführt wird. Es muss also sichergestellt werden, dass beispielsweise ein Kranführer für seine Arbeit ordentlich ausgebildet ist. Mit anderen Worten: Einer Technologie, die den Aufwand solcher «Compliance Checks» signifikant reduziert, stehen alle Türen offen.

Blick in die Zukunft

Die Blockchain-Technologie kann somit echten Nutzen für Unternehmen und die HR-Bereiche stiften. Aber wie ent­wickelt sich ein neues Ökosystem in unserem Geschäftsalltag? Beispielsweise, indem man einen Marktplatz etabliert, auf dem sich Menschen und Unternehmen treffen und sich mit ­genauen und aktuellen Informationen versorgen. Im internationalen Kontext könnte dieser Marktplatz ein soziales Netzwerk wie Linkedin darstellen. Im Rekrutierungsgeschäft ist dies jedoch eher eine lokale Domäne. Deshalb wäre es wünschenswert, wenn sich eine Plattform etabliert, auf der sich Stellensuchende mit ihrem Skill-Portfolio, ihrem CV und ihren ­Ausbildungsbescheinigungen ausweisen. Auf dieser Basis könnten Menschen und Jobangebote von Unternehmen viel effizienter zusammengeführt werden. Wird dieser Marktplatz genutzt, dauert es bestimmt nicht lange, bis ein Blockchain-Produkt integriert wird, das unwahren Profilen und CVs ein Ende setzt.

Zugegeben, die oben dargestellte Zukunftsprognose hat zum heutigen Zeitpunkt die Zuverlässigkeit einer Wetter­prognose in Grossbritannien. Es gab schon zahlreiche Versuche, solche «Matching-Plattformen» im Schweizer Markt einzuführen. Keine war bisher erfolgreich. Das Bedürfnis und die Technologie sind jedoch da. Somit stellt sich nur noch die Frage, welcher Player aus der Vergangenheit lernt und die richtigen Ideen und Konzepte zusammenlegt.

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Ralf Ploner

Ralf Ploner ist Senior Manager bei Avenir Group. Sein Fokus liegt im Bereich HR-Digitalisierung, HR-Organisation sowie im Skills & Workforce Management. ralf.ploner@ avenirgroup.ch

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