Forschung

Der Arbeitsplatz ist ein Teil des Selbst

Die Identifikation mit dem Arbeitsplatz ist ein zentraler Aspekt, der das Selbstbild, die Leistung und die Bindung von Mitarbeitenden beeinflusst. Veränderungen, wie durch die Corona-Pandemie bedingte Remote-Arbeit, verdeutlichen dies. Da Arbeitsplätze immer mobiler und vielfältiger werden, sind bedeutsame Arbeitsplätze so relevant wie noch nie.

Der Arbeitsplatz hat enorme Auswirkungen auf die Arbeitseinstellung und das Arbeitsverhalten. Ein starkes Gefühl der Zugehörigkeit erhöht die Arbeitszufriedenheit und das Engagement, während eine negative Identifikation zu Unzufriedenheit und Fluktuation führt. Insbesondere in der Schweiz hat die Arbeit eine hohe Bedeutung. Pünktlichkeit, Zuverlässigkeit und hohe Arbeitsdisziplin sind tief in der Schweizer Kultur verankert.

Blake Ashforth, Brianna Caza und Alyson Meister untersuchten, wie sich Arbeitnehmende mit ihren Arbeitsplätzen identifizieren und welche Auswirkungen diese Identifikation hat. Sie entwickelten ein theoretisches Modell mit vier Dimensionen:

  • Die funktionale Dimension bezieht sich auf die praktischen Aspekte des Arbeitsplatzes, die die Aufgabenerledigung erleichtern. Dies steigert die Produktivität, indem Mitarbeitende ihre Fähigkeiten optimal einsetzen.
  • Die soziale Dimension umfasst die sozialen Interaktionen und Beziehungen am Arbeitsplatz, die das Gefühl der Zugehörigkeit fördern.
  • Die ästhetische Dimension betrifft die sinnlichen (zum Beispiel Sehen, Hören) und emotionalen Erfahrungen am Arbeitsplatz, die das Wohlbefinden der Mitarbeitenden beeinflussen.
  • Die zeitliche Dimension bezieht sich auf die zeitlichen Aspekte des Arbeitsplatzes, die ein Gefühl der Stabilität und Kontinuität bieten.

Menschen streben unter anderem nach einer kohärenten situativen Identität (ein dynamisches Gefühl, wer wir in einem Kontext sind), Zugehörigkeit und Selbstverbesserung. Diese Motive werden durch die genannten Dimensionen erfüllt, woraus sich folgende Handlungsempfehlungen ergeben:

  • Psychologisch bedeutsame Orte schaffen: Arbeitsplätze sollten so gestaltet werden, dass sie die funktionalen, sozialen, ästhetischen und zeitlichen Bedürfnisse der Mitarbeitenden erfüllen. Ansprechende Büros, die Förderung sozialer Interaktion und die Berücksichtigung der sensorischen Wahrnehmungen unterstützen dies.
  • Wichtige Ereignisse am Arbeitsplatz feiern: Das Feiern von wichtigen Arbeits- und Lebenserlebnissen stärkt die emotionale Bindung zum Arbeitsplatz und die Identifikation mit dem Unternehmen.
  • Personalisierung und Einbezug: Mitarbeitende können Teile ihres Arbeitsplatzes mitgestalten und personalisieren. Flexible Arbeitsmodelle und personalisierte Arbeitsumgebungen berücksichtigen die individuellen Präferenzen und Lebenssituationen der Mitarbeitenden.

Quelle: Ashforth B. E., Caza B. B. und Meister A. (2024). My place: How workers become identified with their workplaces and why it matters. Academy of Management Review, 49(2), 366-398.

 

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Neues aus der Forschung

Die Rolle von Humor im Arbeitskontext: Der Artikel «When Humor Works: Impact of Humour Style Similarity on Supervisor-Subordinate Relationship» von Marina Pletscher (2024) untersucht, wie verschiedene Humorarten zwischen Vorgesetzten und Untergebenen die Qualität ihrer Beziehung beeinflussen. In der Forschung werden typischerweise vier Humortypen unterschieden: 1) Der affiliative, 2) der selbstaufwertende, 3) der aggressive und 4) der selbstabwertende Humor. Die ersten beiden Humorarten gelten als positiv, während die zwei letzten als negativ erachtet werden (Martin et al., 2003). Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass eine Übereinstimmung in affiliativem und selbstaufwertendem Humor zu einer besseren Beziehung führt, während Unterschiede im aggressiven Humor die Beziehung negativ beeinflussen können. Link zum Artikel

 

Event-Tipp

HR Experience Campus 2024: Am Donnerstag, 5. September, findet in Baden der «HR Experience Campus 2024» statt. Unter dem Motto «HR powered by Intelligence and Purpose» soll der Einsatz von künstlicher Intelligenz im HR-Alltag thematisiert werden. Auf dem Programm stehen Impulsreferate, Podiumsdiskussionen und Breakout-Sessions rund um aktuelle HR-Trends. Link mit mehr Informationen zum Event

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Naemi Jacob

Naemi Jacob ist ist Doktorandin und wissenschaftliche Assistentin am Center für Human Resource Management an der Universität Luzern.

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