Fliegender Wechsel
Kurzarbeit trifft junge Berufsleute besonders hart, wenn sie ihre Lehre im Ausbildungsbetrieb nicht weiterführen können. So auch während einer kurzen Zeit jene bei Swissport. Zusammen mit dem Bildungspartner Login Berufsbildung fand der Abfertigungsbetrieb für seine 24 Lernenden jedoch innert kürzester Zeit Anschlussmöglichkeiten bei der SBB.
Abgesagte Flüge, menschenleere Check-in- und Abflughallen, Kurzarbeit und Entlassungen: Was für Arbeitnehmende hart ist, hat für Lernende noch verheerendere Folgen. Etwa, weil die Weiterführung ihrer Lehre infrage gestellt ist. Davon betroffen waren im Herbst 2020 auch 24 der 45 Swissport-Lernenden, für die kurzfristig keine internen Ausbildungsplätze organisiert werden konnten. Die Situation kommt für Michael Uebersax, Head of Learning and Development Central and Eastern Europe bei Swissport, nicht überraschend: «Wir haben schon früh realisiert, dass wir viele Lernende während der Kurzarbeit nicht mehr adäquat betreuen können.» Deshalb führte Uebersax mit Vertretern des Bildungspartners Login Gespräche, um Anschlussmöglichkeiten für die Lernenden zu organisieren. «Wir haben für jeden einzelnen eine Lösung gefunden», sagt Michael Schweizer, CEO bei der Login Berufsbildung AG.
Dass keine Lehrverhältnisse aufgelöst werden mussten, macht auch Uebersax stolz. Doch wie kam das? «Login plant und koordiniert als Bildungspartner auch die Lehrort-Einsätze und Rotationen der Lernenden zwischen den Partnerfirmen», erklärt Schweizer. «Deshalb wandten wir uns zunächst an die SBB, das grösste Bahnunternehmen.» Die Verantwortlichen hätten unbürokratisch zugesagt und für die Swissport-Lernenden temporäre Arbeitsplätze in der Nähe ihrer Wohnorte geschaffen. Das Ziel dieses Überbrückungsangebots? «Die Lernenden sollten auch bei der SBB ihre Lernziele erreichen und gemäss ihren Fähigkeiten gefördert werden», sagt Schweizer. Eingesetzt wurden die 24 angehenden Kaufleute mit Vertiefungsausbildung Aviation vor allem in der Kundenberatung bei der SBB. In diesem Bereich existieren gemäss Doris Matyassy, Leiterin Bildung SBB, auch die meisten Überschneidungspunkte zwischen den beiden Unternehmen. Das Austauschprogramm ist für sie ein Erfolg: «Die Lernenden erweiterten im Semester bei der SBB ihre Kompetenzen in der Teamarbeit, lernten neue Aspekte der Kundenberatung kennen und entwickelten sich zu Bahnprofis», sagt Matyassy. Im Februar 2021 kehrten die Lernenden zur Swissport zurück, um sich dort auf ihre Abschlussprüfung vorzubereiten. Auch künftig gehört der Austausch von Lernenden in der Verkehrsbranche zum Ausbildungskonzept.
Pedro da Silva
Pedro da Silva: Die Situation war für uns alle eine Herausforderung. Ich war froh und dankbar, nicht zu denjenigen zu gehören, die aufgrund der Pandemie ihre Stelle verloren haben.
Was waren Ihre Aufgaben bei Swissport?
Im Passagierdienst war ich die erste Kontaktperson für Reisende am Flughafen. So habe ich sie beim Check-in und am Gate betreut und ihre Fragen bei Unklarheiten beantwortet. Daneben war ich für die selbstbedienbaren Check-in-Stationen verantwortlich und informierte Reisende über kurzfristige Flugplanänderungen. In den ersten beiden Lehrjahren engagierte ich mich auch in den Bereichen Marketing und Lost and Found.
… und an Ihrem temporären Arbeitsort?
Bei der SBB arbeitete ich als Kundenberater und beantwortete Fragen zu Reisen mit öffentlichen Verkehrsmitteln, gab Fahrplanauskünfte und verkaufte Kunden das für sie passendste Ticket. Nebst den Aufgaben am Schalter unterstützte ich die Buchhaltung und meine Kolleginnen und Kollegen.
Annika Stahel
Annika Stahel: Mir war die Situation bekannt, deshalb überraschte mich die Lösung mit der SBB nicht. Ich hoffte aber auch, wieder zu Swissport zurückzukehren, da ich auch nach meiner Berufslehre in diesem Betrieb arbeiten möchte. Die Erfahrung bei der SBB war für mich eine Bereicherung.
Was waren Ihre Aufgaben bei Swissport?
Bei Swissport wäre ich in den Passagierdienst gekommen und hätte am Check-in sowie am Gate gearbeitet. Am meisten hatte ich mich auf den Kundenkontakt gefreut. Weil das nicht möglich war, hat es mich umso mehr gefreut, dass ich bei der SBB im Kundendienst tätig war. Zudem war ich auch dort in einem Team integriert und arbeitete zu unregelmässigen Zeiten. Der Perspektivenwechsel hat mir sehr gefallen.
... und an Ihrem temporären Arbeitsort?
Ich arbeitete bei der SBB an der Bahnstation in Wetzikon am Schalter und im Backoffice. Gefallen hat mir, in einem Lernenden-Team eigenständig für den Bahnhof verantwortlich zu sein. Das heisst: von der Personalplanung über kleinere Marketingaktionen bis hin zur Buchhaltung.