HR Today Nr. 3/2021: Recruiting unter erschwerten Umständen

Geschäftsmodell Mitarbeitertausch

Die Pandemie ruft neue Job-Plattformen auf den Plan, auf denen Firmen Arbeitnehmende untereinander austauschen können. Wir haben uns mit Katrin Schillo, Projektverantwortliche von jobs2share, und mit der Vereinspräsidentin und Gastgeberin im Hotel Schweizerhof in Lenzerheide Claudia Züllig über jobs2share.ch unterhalten und stellen mit sharingjobs.ch eine weitere Vernetzungsplattform vor.

Inwiefern kann man Entlassungen vermeiden oder dem Fachkräftemangel begegnen, indem man Mitarbeitende an andere Betriebe vermittelt?

Katrin Schillo: Die Corona-Krise hat gezeigt, dass beim Mitarbeiter-Sharing ein grosses Potenzial besteht. Mit dem Verein wollen wir Entlassungen vermeiden und dem Fachkräftemangel begegnen. Dadurch können Saisonbetriebe ihren Fachkräften eine Ganzjahres-Perspektive bieten. Das lässt insbesondere im Winter im Tessin die Arbeitslosigkeit sinken und entlastet die Arbeitslosenkasse. Deshalb animieren wir Mitarbeitende der Tessiner Gastronomie- und Hotellerie­szene, die Wintersaison in Bündner Betrieben zu verbringen.

Wann macht eine temporäre Vermittlung von Mitarbeitenden an andere Betriebe Sinn?

Claudia Züllig: Vor allem bei Mitarbeitenden, die mehrere Monate arbeitslos sind und anderswo eingesetzt werden könnten. Dass diese Kooperationen zwischen Arbeitgebenden und Arbeit­nehmenden Vorteile bringen, haben beide Seiten erkannt. Manchmal braucht es jedoch zusätzliche Absprachen, wenn sich das Saisonende eines Betriebs beispielsweise mit dem Start eines anderen überschneidet.

Was bringt es den Mitarbeitenden?

Katrin Schillo: Sie stellen ihre Fähigkeiten in ­renommierten Betrieben unter Beweis, arbeiten an unterschiedlichen Orten und sammeln Erfahrungen. Innerhalb unseres Seco-Pilotversuchs profitieren Arbeitnehmende zudem von einem vereinfachten Zugang zu ALV-Leistungen, ohne Arbeitsbemühungen nachweisen zu müssen. Dazu ist lediglich eine Anstellung in der Folge­saison nachzuweisen.

Erzählen Sie uns eine Erfolgsgeschichte?

Katrin Schillo: Nebst dem Austausch von ­Mitarbeitenden kam auch ein Lehrlingsaustausch zustande. So arbeiten Hotellerie-Lernende aus dem Tessin in den Winterwochen in Graubünden. Umgekehrt gehen Bündner Lernende im Sommer ins Tessin und kehren mit neuen ­Eindrücken und Erfahrungen in den Ausbildungsbetrieb zurück.

jobs2share

Die Plattform wurde im August 2018 lanciert und richtet sich an Saisonbetriebe im Hotellerie- und Gastronomiebereich, die ihren Mitarbeitenden eine Ganzjahres-Perspektive bieten wollen. Etwa, weil sie nur eine Saison geöffnet haben oder im Jahresverlauf sehr unterschiedlich ausgelastet sind. Auf der Plattform können sich Arbeitnehmende mit Saisonstellen ihr individuelles Sommer-Winter-Jobpaket schnüren. Betriebe aus der Schweiz, die ein Abo abgeschlossen haben, können ihre Saisonstellen auf der Plattform publizieren. Betreiber von jobs2share.ch sind Mitglieder des unabhängigen, nicht gewinnorientierten Vereins «Mitarbeiter-Sharing», dem neben 22 Hotelbetrieben auch die Fachhochschule Graubünden sowie die Branchenverbände Hotelleriesuisse Graubünden und Hotelleriesuisse Ticino sowie Gastro Graubünden angehören. jobs2share.ch

Sharingjobs

Auf der Vermittlungsplattform können sich Firmen aller Branchen untereinander vernetzen, um Mitarbeitende zu teilen. Unternehmen mit wenig Arbeit überbrücken ihre Flauten, indem sie freie Kapazitäten ausschreiben und Mitarbeitende in Unternehmen unterbringen, die viel zu tun haben. Unternehmen mit einer hohen Auslastung können indes Stellen ausschreiben und die Auslas­tungsspitzen glätten, indem sie Mitarbeitende aus anderen Unternehmen temporär übernehmen. Künftig soll dieser Mitarbeitertausch auch für Projektarbeit möglich sein, beispielsweise in der IT. Die Nutzung der Plattform ist kostenlos. Firmen und Institutionen, die über eine Sharingjobs-Subdomain eine eigene Vernetzungsplattform anbieten wollen, bezahlen eine einmalige Gebühr von 400 Franken. sharingjobs.ch

 

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Chefredaktorin, HR Today. cp@hrtoday.ch

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