«Führende sind eierlegende Wollmilchsäue»
«Führungskommunikation: mit Hörgerät oder Megaphon?» – Unter diesem Motto fand am Donnerstag die diesjährige Konferenz des Schweizerischen Verbandes für interne Kommunikation SVIK statt.
Daniel L. Ambühl, Präsident SVIK, fordert eine authentische Führungskommunikation. (Foto:René Abgottspon
«Wirkungsvolle Führungskommunikation entsteht auf Führungsebene.» Das betont SVIK-Präsident Daniel L. Ambühl in seiner Einleitung zur SVIK-Konferenz 2014. Werde die Kommunikation ausgelagert oder delegiert, wirke das Gesagte nicht authentisch. Die Bedeutung von Authentizität hebt auch Keynote-Speakerin Erika Bachmann hervor. Die Direktorin Support des Sozialdepartements der Stadt Zürich sieht Führungspersonen als Vorbilder – und als eierlegende Wollmilchsäue. Wobei sie Eier, Wolle, Milch und Säue als Sinnbild nimmt für Strategie, Führungsarbeit, Beziehungspflege und Gesamtleistung der Führenden.
Führen ist für Erika Bachmann denn auch die Kunst, die richtigen Leute am richtigen Ort einzusetzen. «Als Führungsperson bin ich dann gut, wenn ich es schaffe, eine kompetente Mannschaft aufzubauen, die in die gleiche Richtung zieht.» Daraus leitet Erika Bachmann die Hauptanforderungen an Vorgesetzte ab, und zwar mit dem Akronym WERTE: Wir-Gefühl erzeugen, Engagement, Rückhalt geben, Transparenz und Ehrlichkeit. «Führungsarbeit ist überwiegend Kommunikation», sagt die Direktorin. Als Führungskraft müsse man die Menschen mögen, und um gut führen zu können, müsse sie mit den Mitarbeitern reden. «Echte Leader schauen nicht in Führungsbücher, sondern in die Augen ihrer Mitarbeiter.»
Geschäftsleitung live hören und spüren
Für Petra Krokowski, Head Employee & Leadership Communication bei Siemens Switzerland, sind Führungskräfte die wichtigsten Akteure in der internen Kommunikation. Es ist zentral, dass ihre Botschaft richtig ankommt. Deshalb verfolgt die interne Kommunikationsabteilung folgende Ziele: Die Geschäftsleitung in Bezug auf die Beziehungspflege und Kommunikation beraten; die Führungskräfte mit den notwendigen Infos versorgen; die Führungskräfte dazu bewegen, ihre Kommunikationsaufgaben gegenüber den Mitarbeitern richtig wahrzunehmen und entsprechende Plattformen für die Kommunikation bereitzustellen. «Die Aufgabe der internen Kommunikation besteht NICHT darin, die möglichen Mängel der Vorgesetzten durch eigene Massnahmen in der Mitarbeiter-Kommunikation auszugleichen», stellt Petra Krokowski klar.
Gerade bei wichtigen Themen wie etwa Restrukturierungen sei es zentral, dass die Mitarbeitenden die Geschäftsleitung live spüren und hören können. In Zeiten starker Veränderungen gelte es, die direkte und persönliche Kommunikation zu pflegen. Deshalb finden bei Siemens auch Mitarbeiter-Events und informelle Treffen wie sogenannte Breakfast Talks oder Kamingespräche statt, wo sich die Mitarbeitenden mit der Chefetage austauschen können. Zudem hat Siemens auch ein Facebook-ähnliches firmeninternes Netzwerk, das Siemens Social Network.
Mit der Stimme Emotionen steuern
Auch im zweiten Teil der Konferenz ging es in drei Themenplattformen um Führung. Unterhaltsam war der Vortrag von Jo H. Eisfeld vom Medienbüro Stimmbar zum Thema «Die eigene Stimme – das wichtigste Instrument von Leadership». «Die Stimme führt immer», lautet die Devise von Jo Eisfeld. Eine Stimme empfinden wir stets als anziehend oder abstossend. Bei einem Redner würden wir zudem auf seine Artikulation achten, auf die Lautstärke, in der er spricht, und auf das Sprechtempo, die Betonung und den Sprechklang. Um die Aussprache zu üben, durften die Teilnehmer auch gleich einen Korken zwischen die Lippen nehmen und mussten dann sprechen – oder es zumindest versuchen. «Mit der Stimme kann die Stimmung gesteuert und Emotionen gelenkt werden», sagt Eisfeld.
Mega-Trends in der Führung
Der letzte Vortrag der Veranstaltung befasste sich mit Führung aus HR-Sicht. In der Führung gebe es mehrere Mega-Trends, führt Robert Zaugg, Professor und Dozent für Personalmanagement, Organisation und Leadership an der Universität Fribourg, aus: Kultur, Demographie, Wertewandel, neue Geschäftsmodelle, Technologie und Kompetenz. Für den Umgang mit diesen Trends propagiert Zaugg den Ansatz der transformationalen Führung: Die Vorgesetzten sind inspirierendes Vorbild, welche für geistige Anregung sorgen und die Mitarbeiter individuell behandeln und fördern. Eine erfolgreiche Führungsperson zeige selektiv Schwächen, lasse Intuition zu, sei hart in der Sache bei gleichzeitiger hoher Personenorientierung und hebe die Einzigartigkeit hervor. Zaugg plädiert für mehr Mut zur Emotionalität und dafür, Reduktion und Langsamkeit als Chance zu sehen und die Grenzen der Führung zu akzeptieren: «Auch der Chef weiss nicht alles.»