Rückschlag für den Schweizer Stellenmarkt
Zum Jahresende hat sich der Stellenmarkt deutlich abgeschwächt. Dies zeigen die von der Universität Zürich erhobenen Quartalswerte des Adecco Swiss Job Market Index (ASJMI). Der Index ist die wissenschaftliche Messgrösse für den Schweizer Gesamtstellenmarkt in Internet und Presse. In fast allen Regionen ging die Personalnachfrage im vierten Quartal zurück. Betroffen sind sämtliche Berufsgruppen. Besonders deutlich ist der Nachfrage-Rückgang bei technischen Fachkräften, in den industriellen und baugewerblichen Berufen sowie im Finanzbereich.
Besonders im Printsektor sind die Stellenausschreibungen Ende des letzten Jahres markant zurückgegangen. Die entsprechenden Publikationen werden entsprechend der dauernd sinkenden Nachfrage dünner und dünner. (Bild: Key / Bild Front: Key)
Mit einem Rückgang um 8% auf noch 92.9 Punkte ist der Adecco Swiss Job Market Index im vierten Quartal auf den tiefsten Wert des zuvor sehr stabilen Jahres 2012 gesunken. Dieser markante Rückgang erklärt sich nur zum Teil durch die im Schlussquartal übliche saisonale Verringerung des Stellenangebots.
Zur negativen Entwicklung trug auch die allgemeine Zurückhaltung der Unternehmen bei. Allerdings lag der Quartalswert noch 1% über dem Vorjahresindex, die Abschwächung kann folglich nicht als genereller Einbruch gewertet werden.
Rückgang in allen Regionen – mit Ausnahme der Nordwestschweiz
Die eingetrübte Stimmung auf dem Stellenmarkt betraf alle Regionen mit Ausnahme der Nordwestschweiz. Dort bewegte sich das Stellenangebot mit einem kleinen Plus von 2% weiterhin auf langjährigem Rekordniveau.
Verantwortlich dafür ist nicht allein die starke chemische Industrie, sondern generell der Produktionsbereich, der sich in dieser Region gut behauptet hat. Vom Rückgang überdurchschnittlich betroffen waren das Espace Mittelland (–16%) sowie die Zentral- und Ostschweiz (–11% bzw. –10%).
Gemeinsam ist diesen drei Regionen, dass sich das geringere Stellenangebot im industriellen und technischen Bereich besonders stark auswirkte. Weniger rückläufig war der Trend im Grossraum Zürich (–7%) und in der Genferseeregion (–4%), wo der Einfluss der Industrie geringer ausfiel. Stärker bemerkbar machte sich dagegen der Rückgang im Dienstleistungsbereich, wobei im Raum Zürich besonders die Finanzdienstleistungen betroffen waren, in der Genferseeregion der kaufmännische Bereich.
Die gleiche Entwicklung zeigt sich auch im Vorjahresvergleich: Die Nordwestschweiz weist in dieser Betrachtung mit einer kontinuierlichen Zunahme um 19% das mit Abstand kräftigste Wachstum auf, während das Espace Mittelland mit –13% am stärksten an Boden verlor.
Technik, Industrie und Finanzberufe besonders stark betroffen
Im vierten Quartal 2012 hat sich das Stellenangebot in allen Berufsfeldern verringert. Am stärksten betroffen waren die technischen Fachkräfte, Ingenieure und Informatiker (–22%), der Finanzbereich (–21%), die industriellen und baugewerblichen Berufe sowie der Verkauf (beide –19%).
Während der Einbruch im Verkauf nach der überdurchschnittlichen Zunahme im Vorquartal eher als Rückkehr zum langfristigen Niveau zu interpretieren ist, wurden in den anderen Bereichen saisonale und konjunkturelle Entwicklungen deutlich.
Der saisonale Rückgang im industriellen, im baugewerblichen und im technischen Sektor wurde noch verstärkt durch eine grössere Zurückhaltung der Betriebe bei der Personalsuche – ein Hinweis darauf, dass die Unternehmen die Wirtschaftsentwicklung im neuen Jahr vorsichtig einschätzen. Im längerfristigen Vergleich fällt der Rückgang der offenen Stellen für Fachleute in Finanz- und Treuhandberufen auf. Nach einer Stabilisierung über die drei vorangehenden Quartale schrumpfte das Stellenangebot deutlich und lag 6% unter dem Vorjahreswert, somit auf dem tiefsten Stand der letzten drei Jahre. Dies dürfte Ausdruck der Krise insbesondere im Bankenbereich sein.
In geringerem Mass bildete sich das Stellenangebot auch in den anderen Berufsfeldern zurück: um 12% im Management und bei den Organisationsfachleuten (wo vor allem im mittleren Kader weniger Personal gesucht wurde), um 6% im Gastgewerbe und bei den persönlichen Dienstleistungen, um je 2% in Büro und Verwaltung sowie in der Berufsgruppe Medizin und soziale Dienstleistungen. Im Vorjahresvergleich fällt der letztgenannte Bereich mit einem Wachstum von 16% auf, getrieben vor allem durch die sehr hohe Nachfrage bei den medizinischen Berufen. Die Lehr- und Betreuungsberufe unterlagen dagegen eher kurzfristigen Schwankungen.
Pressestellenmarkt weiterhin rückläufig
Wie bereits vor einem Jahr waren die Stelleninserate im Printbereich überdurchschnittlich stark von saisonalen Effekten betroffen und verzeichneten im letzten Quartal 2012 ein Minus von 21%. Um 10% ging das Stellenangebot auf den Unternehmenswebsites zurück, während die Onlinestellenportale lediglich 2% weniger Angebote verzeichneten. (pd/sr)