HR Today Nr. 9/2017: Porträt

Sportsmann

Nach seiner Eishockey-Profi-Karriere steigt Pascal Faeh bei Sunrise vom Personalassistenten ins HR-Kader auf und professionalisiert danach beim Laufschuhhersteller On das Personalwesen. Aktuell beschäftigt ihn der Sprung in die Selbständigkeit.

Etwas ausprobieren und dazulernen, das ist die Devise von Pascal Faeh. Wir treffen den Unermüdlichen im pulsierenden Zürcher Binz-Quartier in einem Holzneubau, den die Stadt Zürich gebaut hat, um kreatives und handwerkliches Schaffen zu fördern. Ansonsten arbeitet der umtriebige HR-ler derzeit noch von zu Hause aus, in seiner Wahlheimat Graubünden mit seiner Frau Nadine, und pendelt regelmässig nach Zürich. Gemeinsam wollen Pascal und Nadine Faeh mit dem neu gegründeten Unternehmen Faeh + Faeh Film durchstarten und haben sich zum Ziel gesetzt, «gemeinsam mit mutigen Kunden das HR-Storytelling in KMU zu revolutionieren». – Doch alles der Reihe nach.

Radikale Richtungswechsel hat der 41-Jährige bereits mehrere hinter sich. Etwa, als er im Jahr 2000 mit 25 Jahren seine Karriere als Eishockeyprofi beim Grasshopper Club Zürich  an den Nagel hängt, obwohl er von einem NLA-Club ein Angebot erhält: «Mir war die Leidenschaft abhanden gekommen und ich hatte gemerkt, dass etwas nicht mehr stimmt», erinnert er sich. «Ich wollte etwas anderes machen, reisen und dann den Anschluss in einem Beruf ausserhalb des Sports finden.» Neben dem Eishockey arbeitet Faeh nach dem Abschluss seiner KV-Lehre halbtags im Büro eines Sportfachgeschäfts, bevor er zu Nike in die Buchhaltung wechselt. Ein Job, der ihm dank der fixen Abschlusstermine die Möglichkeit gibt, seine Aufgaben einzuteilen, flexibel und unabhängig zu arbeiten und dabei seine Sportlerkarriere zu verfolgen.

Vorerst deuten die Zeichen nicht auf einen Umbruch, denn Faeh erhält ein Angebot eines anderen Eishockey-Clubs: «Ein Clubwechsel hätte den Wegzug von Zürich bedeutet», sagt Faeh. «Das wollte ich nicht und mir wurde bewusst, dass dies der Aufbruch zu etwas Neuem war.» Faeh schlägt das Angebot aus und kündigt sowohl seinen Vertrag beim Grasshopper Club auf Ende Saison als auch seine Arbeitsstelle bei Nike. «Du hast das perfekte Leben, verdienst viel Geld und machst, was du liebst», so die ungläubige Reaktion aus dem Kollegenkreis auf seinen Entscheid. Die Abkehr vom Profisport hat Pascal Faeh dennoch nie bereut.

Vom Eishockeyprofi ins HR

«Wenn man etwas so intensiv betreibt wie Profi-Eishockey, weiss man zwar, dass man ein guter Sportler ist, aber es ist schwierig herauszufinden, was man sonst noch gut kann.» Besonders dann, wenn man vielseitige Interessen habe. An seinen Zukunftsplänen will er während einer knapp einjährigen Reise schmieden, die ihn durch die USA, nach Hawaii sowie Australien führt. Mit vielen neuen Eindrücken und Erfahrungen kehrt er nach zehn Monaten  in die Schweiz zurück, ohne grundlegend neue Erkenntnisse zu seiner Berufung gewonnen zu haben. «Gespräche mit Kollegen aus meinem Umfeld brachten mich schliesslich auf die Idee, dass das HR etwas für mich sein könnte.»

Gesagt, getan: Die Stellensuche bringt ihn im Juni 2001 im Rahmen einer Temporärstelle als HR-Projekt-Assistant zu Sunrise. Ein Arbeitgeber, der sich als dauerhaft erweisen sollte und Pascal Faeh erste Karriereschritte im HR ermöglicht. Seine Feuertaufe besteht er mit einem Compensation&Benefit-Projekt und er erhält im Anschluss daran ein Angebot als HR Specialist. Fortan ist er für die Betreuung der Expats verantwortlich. Nach zwei Jahren folgt die Ernennung zum HR-Manager im Bereich Legal & Regulatory, Corporate Communications sowie Strategy & Business Development und zwei Jahre später wechselt er mittlerweile 30-jährig in derselben Funktion in den Bereich Wireline & Internet. Im Februar 2007 wird die Stelle seines Chefs ausgeschrieben. Er bewirbt sich darauf und erhält sie. Damit übernimmt Pascal Faeh auf einen Schlag die Führung von acht HR-Mitarbeitenden und wird verantwortlich für 850 Mitarbeitende.

Bei der Übernahme dieser Führungsaufgaben kommen Pascal Faeh die Erkenntnisse zugute, die er im Eishockey gewonnen hat. So etwa, dass ein guter Coach Wunder bewirkt oder dass ein erfolgreiches Team nicht nur aus Stürmern besteht, sondern auch Verteidiger braucht. Ein Team sei nur erfolgreich, «wenn sich die Teammitglieder ergänzen und jedes Mitglied seine Stärken einbringen kann und Spass an der Sache hat». Was ein Team im Eishockey erfolgreich mache, «hat auch im Beruf seine Gültigkeit».

Die zwölf Jahre bei Sunrise «vergehen wie im Flug». Pascal Faeh ist mittlerweile verantwortlich für das operative HR des Telekommunikationsunternehmens und will sich verändern und das umfangreiche Know-how aus diversen Weiterbildungen woanders anwenden. Beispielsweise jenes aus Projekt- und Konfliktmanagementkursen, einer Ausbildung zum eidgenössisch diplomierten HR-Fachmann, einem MAS in Human Resources und Management der  ZHAW. «Ich wollte mich aus der Komfortzone wegbewegen und ein anderes Umfeld mit neuen Werten kennenlernen.»

Diese Chance ergibt sich für ihn bei der Amag, wo er HR-Leiter Import wird, zwei HR-Teams führt, 1000 Mitarbeitende betreut und sich vermehrt mit der Digitalisierung und dem Employer Branding beschäftigt. Etwa mit dem Projekt «Digital Rockstars», mit dem Pascal Faeh das digitale Know-how im HR konzernweit vertiefen und die Mitarbeitenden animieren will, Neues auszuprobieren und herauszufinden, was in der Rekrutierung funktioniert und was nicht. Der digitale Wandel ist für ihn das zentrale Zukunftsthema des HR, was ihm seine letzten beiden Weiterbildungen in Digital Leadership und Employer Branding gezeigt hätten. Diese habe er besucht, um ausserhalb des HR neue Inputs von Marketingfachleuten und digitalen Vordenkern zu gewinnen.

Zur Person

Pascal Faeh wächst als Sohn surfbegeisterter Eltern mit einem Bruder in Buchs im Zürcher Unterland auf. Die beiden Brüder setzen auf Eishockey, wo ihr Talent schon früh vom Zürcher Schlittschuhclub entdeckt wird. Pascal Faeh trainiert fünf bis sechsmal in der Woche und wird Profispieler. Daneben absolviert er bei einer Versicherung eine kaufmännische Lehre und arbeitet danach in Teilzeit als kaufmännischer Angestellter.  Anfang 2000 hängt er den Profisport an den Nagel. Nach einem zehnmonatigen  Auslandaufenthalt entscheidet er sich für den Einstieg ins HR bei der Sunrise mit Stationen als HR Specialist, HR-Manager und HR-Operationsbereichsleiter. Ende 2012 wird er bei der Amag HR-Leiter der Importabteilung, wo er mit 16 Mitarbeitenden zwei HR-Teams führt. Im März 2016 eröffnet sich die Gelegenheit, beim Laufschuhhersteller On als HR-Leiter das HR zu professionalisieren. Im August 2017 gründet Pascal Faeh mit seiner Frau Nadine das Unternehmen Faeh + Faeh Film, mit dem er Kunden aus dem HR-Umfeld ansprechen will.

Vom Corporate- ins Start-up-HR

Im März 2016 wird Pascal Faeh HR-Leiter. Allerdings nicht bei der Amag, sondern beim Laufschuhhersteller On, der zu diesem Zeitpunkt einen HR-Leiter zur Professionalisierung des HR sucht und damals 90 Mitarbeitende beschäftigte. Mit seinem Stellenantritt ist er beim Post-Start-up im HR zunächst allein für alle Personalbelange verantwortlich.

Er übernimmt das HR vom Finanz-Controller, der die HR-Aufgaben bisher nebenbei erledigt hat. Eine gewöhnungsbedürftige Situation, denn die Ideen, die nur so aus ihm hervorsprudeln, kann er im Alleingang nicht so schnell umsetzen, wie er es sich wünschen würde. Er geht diese Aufgabe mit viel Elan an und schafft neue HR-Strukturen und -Abläufe. Etwa indem er die Payroll auslagert oder die neuen Niederlassungen integriert, die im Ausland eröffnet werden. Daneben führt er eine Leistungsbeurteilung mit 270-Grad-Feedback ein, implementiert ein neues Entlöhnungs- und Bonusmodell und widmet sich der Ausgestaltung eines Onboarding-Prozesses.

Gleichzeitig reift der Wunsch, sich selbständig zu machen, denn seine Frau Nadine hat dies mit ihrem damaligen Videoproduktions-Start-up erfolgreich vorgemacht. «Irgendwann habe ich mir gesagt, jetzt oder nie. Nur davon träumen führt zu nichts. Ich musste es einfach machen.» Nach anderthalb Jahren als HR-Leiter bei On sei für ihn deshalb im Juli 2017 früher als gedacht der Zeitpunkt gekommen, die Weichen neu zu stellen und eine eigene Firma zu gründen. Einen Schritt ins Ungewisse, den er mit derselben Entschlossenheit geht, wie jenen vom Eishockey ins HR.

Vom HR-Leiter zum Firmengründer

«Den Gedanken der Selbständigkeit trug ich schon länger mit mir herum», erklärt Faeh und freut sich auf das Abenteuer Firmenaufbau.  Dabei setzt er auf Learning by doing. Filmen, Geschichten und HR seien seine grossen Leidenschaften. «Wenn ich mich für etwas begeistere, dann kommt der Rest von selbst. Dann lese ich jeden kleinsten Schnipsel und rede mit allen möglichen Leuten, um zu lernen und weitere Inputs zu erhalten.»

Egal, ob es um den Businessplan, die Erstellung der Website oder das CI/CD-Konzept für Faeh + Faeh Film geht, er versucht gleichzeitig  die Denkweise eines Sales-, Marketing- und HR-Managers einzunehmen. Von allzu festgefahrenen Plänen hält er beim Firmenaufbau nicht viel: «Das ist heute überhaupt nicht mehr zeitge­mäss.» Wichtig sei, mit einem Produkt früh auf den Markt zu gehen, etwas auszuprobieren und dann möglichst schnell zu adaptieren. «Sich selbst zu motivieren, aus Fehlern zu lernen und trotz Widerständen weiterzumachen, sind Voraussetzungen, um Erfolge zu erzielen.»

Faeh + Faeh Film

Im Juli 2017 gründet Pascal Faeh nach langjähriger HR-Kar­riere mit seiner Frau Nadine Faeh eine Videoproduktionsfima. Gemeinsam wollen sie mit «mutigem» Video-Content im HR-Bereich Kunden gewinnen.

 

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Chefredaktorin, HR Today. cp@hrtoday.ch

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