Adventsserie 2019 – Collaboration matters: Beitrag 9

Wie werde ich kollaborativer?

Kollaborative Kompetenenzen und Fertigkeiten werden unterdessen fast von jeder Studie gefordert, die sich mit Neuer Arbeitswelt, Zukunftskompetenzen und Schlüsselqualifikationen beschäftigt. Doch was bedeutet dies konkret? Ich kenne Ariane Ellenberger schon lange. Wir haben uns erst via LinkedIn und später face-to-face kennengelernt. Sie arbeitet als Work Smart Coach bei Swisscom, berät jeden Tag Kunden bezüglich Collaboration-Themen und beschäftigt sich damit laufend mit der Frage, «wie werde ich eigentlich selber kollaborativer». Wir haben zu diesem Thema ein Chat-Interview geführt.

Wie hast du gelernt, in vernetzten kollaborativen Umgebungen mit anderen zu arbeiten?

Ariane Ellenberger: Ich habe einfach angefangen. Ich bin eine absolute Teamplayerin. Kollaborative Umgebungen jeglicher Form, haben mir somit in die Hände gespielt, weil ich dafür nicht mehr auf die physische Präsenz angewiesen war, um etwas in der Gruppe zu gestalten, zu besprechen, zu feedbacken oder zu teilen. Deshalb habe ich dies von Anfang an ausprobiert und gemeinsam mit Kolleg*innen daraus gelernt, indem wir über das Gute und Schlechte gesprochen haben.

Welche Rolle spielt die persönliche Einstellung (Mindset)? Kannst du diese als Work Smart Coach bei deinen Kunden beeinflussen?

Die Einstellung ist das A und O. Wenn ich weiss, warum ich etwas nutzen sollte und auch weiss wie es geht, so nützt es nichts, wenn ich einfach nicht will. Also nur Awareness, Know-how, eine News und ein eLearning sind nicht genug um den Mindset zu beeinflussen – und schliesslich eine neue Arbeitsweise zu etablieren. Als Work Smart Coach muss ich auch das Verlangen danach wecken, damit eine Verhaltensänderung stattfinden kann. Dieses kann ich zwar nicht befehlen, aber ich kann Massnahmen gestalten, die dabei helfen. Zum Beispiel aufzeigen, was einfacher ist, was das Leben leichter macht (what’s in it for me) und so dann Anreize schaffen, damit jemand vielleicht etwas mehr «will». Ich kann auch das gesamte Team mobilisieren, genau diese Botschaften zu transportieren, denn die sind glaubwürdiger als ich, die das schon lange (vor)lebt.

«Ich möchte noch bewusster meine täglichen Aha-Momente und Learnings teilen – und zwar nicht nur mit dem Tischnachbarn beim Kaffee, sondern vor allem auch am virtuellen Co-Working-Desk.» Ariane Ellenberger, Work Smart Coach, Swisscom AG

Welches sind deine bevorzugten Tools und Apps, um mit anderen vernetzt zusammen zu arbeiten? 

Ich spreche eigentlich nie gerne über Tools und Apps, sondern mehr über die Potenziale. Aber: Microsoft Teams – und damit das ganze verbundene Ökosystem zur Zusammenarbeit – hat unsere Art und Weise wie wir zusammenarbeiten quasi revolutioniert. Wir sind seit einigen Jahren unterwegs zu einer smarten, kollaborativen Zusammenarbeit. Jetzt haben wir eine Möglichkeit aus den Kommunikations- und Kollaborationssilos auszubrechen und wirklich kontextbasiert zu kommunizieren und zu kollaborieren.

Welche Kompetenzen oder Fertigkeiten möchtest du nächstes Jahr entwickeln, um quasi deinen persönlichen «Collaboration-Score» zu erhöhen? 

Ich möchte noch bewusster meine täglichen Aha-Momente und Learnings teilen – und zwar nicht nur mit dem Tischnachbarn beim Kaffee, sondern vor allem auch am virtuellen Co-Working-Desk, damit wir alle möglichst viel und gegenseitig profitieren. Auch dann, wenn es etwas Zeit braucht – es lohnt sich.

Kollaboration muss gelebt werden

Wie Ariane Eichenberger gesagt hat: Kollaboration ist eine Frage der Einstellung. Bin ich generell bereit, mit anderen zusammen zu arbeiten? Bin ich neugierig und offen, mir neue Arbeitsmethoden anzueignen und meine Erfahrungen mit anderen zu teilen? Bin ich bereit, mich in der digitalen Welt neu zu erfinden? Christoph Keese hat dazu ein tolles Buch geschrieben, das anregt und Lust macht, sich aus der eigenen Sicherheits- und Komfortzone herauszuwagen.

Und wenn Sie nach Gleichgesinnten suchen, dann gehen Sie auf die Plattform meetup.com, geben Ihren Standort ein und lassen sich davon überraschen, wie viele spannende Gruppen sich ganz in Ihrer Nähe mit den gleichen Fragen beschäftigen, sich regelmässig treffen und voneinander lernen. Gründen Sie gleich selber eine neue Gruppe und werden sie «kollaborativer».

Im nächsten Beitrag: «Kollaborative Anstösse für die Schweizer Wirtschaft», ein Interview mit Nicolas Bürer, Geschäftsführer von digitalswitzerland sowie 10 Trends zum Abschluss.

Literatur und Communities

  • Keese Christoph: Disrupt Yourself. Vom Abenteuer, sich in der digitalen Welt neu erfinden zu müssen. Random House 2018.
  • Community-Plattform Meetup: «Meetup ist eine Plattform, um lokale Communities zu finden und aufzubauen. Menschen nutzen Meetup, um neue Leute kennenzulernen, Neues zu lernen, Unterstützung zu finden, ihre Komfortzone zu verlassen und gemeinsam ihren Leidenschaften nachzugehen.» (Meetup.com 2019)

 

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Daniel Stoller-Schai ist durch seine mehrjährigen Praxis davon überzeugt, dass Kollaboration der Schlüssel zum Erfolg in Netzwerkorganisationen ist. Die Strategien, Methoden und Kompetenzen dazu, entwickelt er als Change Companion der Firma Collaboration Design zusammen mit seinen Kunden. Als Manager für digitale Lern- und Arbeitstechnologien hat er bei Phonak, UBS, CREALOGIX sowie in weiteren Firmen und Startups Kundenprojekte umgesetzt und Erfahrungen mit dem globalen Einsatz internetgestützter Lern- und Arbeitsprojekten gesammelt. Diese Erfahrungen gibt er auch als Programmleiter am Institut für Kommunikation & Führung, Luzern und als Head Advisory Board der LEARNING INNOVATION Conference weiter.

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