HR Today Nr. 1/2023: Sammel- und Gemeinschaftseinrichtungen

Ist es besser, eine eigene Pensionskasse zu gründen?

Wann ein Unternehmen eine eigene Pensionskasse gründen oder sich lieber einer Sammel- oder Gemeinschaftseinrichtung (SGE) anschliessen soll.

Die fortschreitende Konsolidierung der beruflichen Vorsorge ist ein Prozess, der schon einige Zeit anhält*: Die Zahl der Vorsorgeeinrichtungen ist zwischen 2010 und 2020 von 2265 auf 1434 beziehungsweise um 37 Prozent gesunken. Gleichzeitig hat die Bedeutung von Sammel- und Gemeinschaftseinrichtungen (SGE) stark zugenommen: Der Anteil der aktiven Versicherten in SGE stieg im gleichen Zeitraum auf 73 Prozent und die zugehörigen Vorsorgekapitalien auf rund 50 Prozent der gesamten Vorsorgeguthaben in der Schweiz.

Obschon es zahlreiche firmeneigene Pensionskassen gibt, nimmt deren Zahl stetig ab, während die Grösse und damit die Bedeutung der SGE steigt. Deshalb betrachten wir nachfolgend die Situation eines Arbeitgebers mit eigener Pensionskasse mit einem kleinen Bestand von rund 300 Versicherten. Ähnliche Argumente ergeben sich bei einer Firma, die in den Schweizer Markt eintritt und sich die Frage stellt, ob sie eine eigene Pensionskasse gründen soll oder eher ein Anschluss an eine SGE sinnvoll ist.

Es gibt unterschiedliche Formen von SGE. Nachfolgend fokussieren wir uns auf den Anschluss an eine Gemeinschaftseinrichtung, bei der eine vollständige Solidarität zwischen den Anschlüssen herrscht und nur ein globaler Deckungsgrad in der Jahresrechnung ausgewiesen wird.

Argumente für den Anschluss

Für einen Anschluss an eine Gemeinschaftseinrichtung und somit gegen die Führung einer eigenen Pensionskasse spricht in erster Linie die Grösse des Versichertenbestands. Bei einem kleinen Bestand (300 Versicherte) und einer kleiner Vermögenssumme (unter 100 Millionen Franken) ist der Verwaltungsaufwand pro Versicherten vergleichsweise hoch. Aufwendungen für externe Dienstleister lassen sich zudem nicht beliebig reduzieren. Mit steigender Grösse einer Vorsorgeeinrichtung profitieren Betriebe von Skaleneffekten (allgemeine Kosten pro Versicherten sinken mit steigender Grösse der Einrichtung) und einer gesteigerten Effizienz.

Bei einer eigenen Pensionskassenlösung gibt es dagegen bei kleinen Beständen grössere Schwankungen im Risikoverlauf (Invalidität und Tod), welche die finanzielle Lage schnell negativ beeinflussen können. Zudem schwächt ein grösser werdender Rentneranteil bei einem kleinen Aktivenbestand die strukturelle Sanierungsfähigkeit der Pensionskasse. Eine grössere Vorsorgeeinrichtung kann sich dagegen eher eine gut ausgebaute und professionelle Verwaltung leisten und ihr grösseres Vermögen diversifizierter anlegen. Der Risikoverlauf entspricht zudem eher den technischen Grundlagen. Somit verringern sich die versicherungstechnischen Risiken.

Argumente für eine eigene Pensionskasse

Für eine eigenen Pensionskasse im Gegensatz zur Gemeinschaftseinrichtung spricht indes vor allem die Selbstbestimmung: So kann über viele Aspekte autonom entschieden werden, von der Anlagestrategie über den Umwandlungssatz und der Verzinsung der Guthaben bis hin zu diversen externen Dienstleistern. Der Stiftungsrat ist nur mit Personen mit direktem Bezug zur Firma besetzt. Daneben identifizieren sich der Arbeitgeber sowie der Arbeitnehmende stärker mit einer eigenen Pensionskasse. Ausserdem stehen SGE im Wettbewerb um Neuanschlüsse, was auch nachteilige Effekte haben kann, etwa, indem unpopuläre Entscheide zulasten der Versicherten hinausgezögert werden.

Fazit

Beide Formen des Vorsorgeträgers haben Vor- und Nachteile. Ab welcher Grösse eine eigene Vorsorgeeinrichtung kostengünstig und effizient geführt werden kann, ist von vielen Parametern abhängig, beispielsweise von der Erwartung der künftigen Entwicklung des Bestandes. Ein Anschluss an eine SGE sollte daher mit einer Situationsanalyse und einer professionellen Ausschreibung des Anschlusses durch einen unabhängigen Dritten evaluiert werden. So lässt sich die beste Lösung mit vertretbarem Aufwand finden, die später effizient umgesetzt werden kann.

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