Studie von Towers Watson

Das HR steht vor einer Umstrukturierungswelle

Der HR Service Delivery Survey 2013 von Towers Watson zeigt: Die HR-Funktion steht vor einem tiefgreifenden Wandel. Die wichtigsten Themen sind dabei die Effizienzsteigerung und die Rationalisierung von Prozessen. Eine Vorreiterrolle in Europa nehmen die DACH-Länder bei der Unterstützung von HR durch IT-Systeme ein.

47 Prozent der Unternehmen in Deutschland, Österreich und der Schweiz (DACH-Länder) planen für 2013 oder 2014 eine Umstrukturierung ihrer HR-Funktion. In den zurückliegenden 18 Monaten haben bereits mehr als die Hälfte (54 Prozent) der Unternehmen HR-Prozesse optimiert und zum grössten Teil (89 Prozent) die gewünschten Ergebnisse erreicht. Damit steht die HR-Funktion hier deutlich stärker auf den Prüfstand als im restlichen EMEA (Europe, Middle East and Asia), wo nur 38 Prozent eine kurzfristige Umstrukturierung planen und 48 Prozent in den letzten eineinhalb Jahren HR-Prozesse optimiert haben. Das zeigt der HR Service Delivery Survey der Unternehmensberatung Towers Watson.

Zeitraubende und umständliche HR-Prozesse verschlanken

Mit der Transformation wollen die Unternehmen vor allem Effizienzsteigerungen erreichen – ein Ziel, das in den vergangenen 15 Jahren seit der ersten Durchführung der jährlichen Studie noch nie so häufig genannt wurde wie dieses Jahr. Knapp die Hälfte der Transformationsbemühungen sollen in einem Neuaufbau der HR-Funktion nach dem Dave-Ulrich-Modell münden, also in Kompetenzzentren, Business-Partner und einer Shared-Services-Umgebung. Somit bleibt dieses Modell weiterhin «state of the art».

Eine der wichtigsten HR-Service-Delivery-Initiativen in den kommenden 18 Monaten wird für Unternehmen in den DACH-Ländern die Rationalisierung von Prozessen sein. Hierdurch sollen vor allem zeitraubende und umständliche HR-Prozesse verschlankt werden. So sind zum Beispiel derzeit bei 46 Prozent der Unternehmen für HR-Transaktionen Genehmigungen von zwei Managern und bei 23 Prozent sogar von drei Managern nötig.

Spezialisierte IT-Unterstützung – DACH-Länder Vorreiter in Europa

In EMEA liegt der Schwerpunkt dagegen stärker auf Talent- und Performance-Management-Systemen. Beachtliche 36 Prozent der Unternehmen in EMEA bearbeiten diesbezügliche Aufgaben nach wie vor manuell – obwohl sie spezialisierte IT-Lösungen im Performance-Management für wesentlich effizienter halten. Spezialisierte Lösungen werden auch im Bereich des Talent- und Vergütungsmanagements als effizienter eingestuft.

Bei der Unterstützung der Personalarbeit durch geeignete IT-Systeme erweisen sich die DACH-Länder als Vorreiter in Europa: Hier nutzen bereits 52 Prozent der Unternehmen Manager-Self-Service-Systeme (EMEA: 36 Prozent). Damit sind MSS mittlerweile in den DACH-Ländern ähnlich häufig verbreitet wie in Nordamerika. Unternehmen in Nordamerika haben jedoch in Punkto «mobile HR-Applikationen» die Nase vorn: 15 Prozent arbeiten bereits erfolgreich damit, weiter 40 Prozent werden in den kommenden zwölf bis 18 Monaten HR-Apps einführen. In EMEA setzen hingegen nur 10 Prozent der Unternehmen auf HR-Apps, 15 Prozent planen eine Implementierung im kommenden Jahr.

Die meistgenutzte HR-Software, sowohl in den DACH-Ländern als auch in EMEA, kommt von SAP. Genauso wenig überraschend ist es, dass Unternehmen in Nordamerika auf Oracle/Peoplesoft setzen. Bei der Anschaffung eines neuen HRM-Systems drängt allerdings mit Workday ein neuer dritter Anbieter in den Markt, der weltweit immerhin rund 20 Prozent der Neuinstallationen gewinnen kann.

HR-Transformation – wie funktioniert das in der Praxis?

Der Towers-Watson-Ansatz zur HR-Transformation stellt fünf Punkte in den Vordergrund:

  • Governance: Zusammenarbeit und Verantwortlichkeiten in den einzelnen Bereichen, wie Kompetenzzentren, Shared Services, den Business-Partnern oder der Linie
  • Struktur: Aufbau und Organisation des HR-Bereichs
  • Prozesse: HR-Prozesse und jeweilige Schnittstellen zum Business
  • Technologie: eingesetzte Systeme und Versionen
  • Mitarbeiter

Diese Betrachtungsdimensionen für eine (HR-) Organisation erscheinen in der jährlich durchgeführten Studie regelmässig als die wesentlichen Hebel, um Veränderung im Unternehmen zu bewirken.

Jedes Transformationsprojekt durchläuft in der Regel drei Phasen:

Situationsanalyse: In der ersten Phase wird die aktuelle Situation aufgenommen. Diese wird mit Marktdaten verglichen. Auf dieser Grundlage und unter Einbeziehung der langjährigen Projekterfahrung der Berater wird ein Zielbild entwickelt. Dieses Zielbild dient als Basis, um einen Transformationsweg auszuarbeiten und die dazugehörige Wirtschaftlichkeitsbetrachtung zu erstellen.

Zieldefinition: In der zweiten Phase wird das Zielbild detailliert. Von dem zukünftigen Rahmenwerk abgeleitet, werden nun auch das Organisationsdesign (Rollen, Mengengerüste), Prozesse und Technologie betrachtet und entsprechend angepasst. Diese Phase schliesst mit einem detaillierten Implementierungs- und Change-Management-Plan, der die Umsetzung begleiten soll.

Implementierung: Im dritten Schritt folgt dann die Implementierung. Hier wird die Migration aus der Altorganisation mit Training, Prozess- und Systemimplementierungen und gegebenenfalls Freisetzungen und oder Neueinstellungen gestaltet.

Hintergrundinformationen zur Studie

Den HR Service Delivery and Technology Survey hat Towers Watson 2013 zum 16. Mal durchgeführt. Im ersten Quartal 2013 wurden hierfür HR- und HR-IT-Verantwortliche in 1025 Unternehmen aus 32 Ländern weltweit befragt. Zwei Drittel der Antworten kamen aus Unternehmen mit mehr als 5000 Mitarbeitern. Die Studie zeigt drei wichtige globale Trends auf: den Einsatz von Software-as-a-Service-Lösungen und die verstärkte Nutzung von mobilen Applikationen, die verstärkte Optimierungen von HR-Prozessen und einen vermehrten Einsatz von Manager-Self-Service-Anwendungen.

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Franziska Breitling arbeitet im Bereich HR Strategie und Organisation/Service Delivery von Towers Watson, München. Zu den Beratungsschwerpunkten zählen unter anderem Organisationsdesign und Implementierung von HR-Prozessen, Change Management und Talent-Management.

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Martin Wolff verantwortet als Director den Bereich HR-Strategie und Organisation bei Towers Watson Deutschland. Ausserdem ist er Change-Management-Champion für Deutschland, die Schweiz und Österreich. Er unterstützt seine Kunden bei der Konzeption und Umsetzung strategischer und operativer Lösungen mit einem besonderen Fokus auf HR. Im Schwerpunkt berät er Unternehmen in Fragestellungen zu HR-Strategie und Effizienz, Organisationsdesign und Change Management.
 

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